Auch in dieser Saison wieder unter den besten Torjägern: Bayern Münchens Angreifer Robert Lewandowski - © Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images
Auch in dieser Saison wieder unter den besten Torjägern: Bayern Münchens Angreifer Robert Lewandowski - © Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images
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Die Trends der Bundesliga-Hinrunde: Mehr Tore, weniger Fouls, volle Stadien

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Köln – Es ist Halbzeit in der Bundesliga, 153 der 306 Saisonspiele sind absolviert. Die Spieler und Verantwortlichen haben sich die Winterpause zum Durchatmen redlich verdient. Doch welche Erkenntnisse brachten die ersten 17 Spieltage der Spielzeit 2018/19? bundesliga.de hat einen Blick in die Statistiken geworfen und zeigt die Trends der Hinrunde.

Die Tabelle spricht jedenfalls zur Hälfte der Saison schon einmal Klartext: Nach sechs Jahren gibt es wieder einen anderen Herbstmeister als den FC Bayern München. Borussia Dortmund um den überragenden Leader Marco Reus stürmte sich zum Spitzenreiter und ließ die Konkurrenz hinter sich. Doch auch andere Teams wie Borussia Mönchengladbach oder Eintracht Frankfurt überraschten mit gleichsam offensivem wie erfolgreichem Fußball. Mutig nach vorne – so heißt die Devise bei vielen Vereinen, so dass die Zuschauer in der Bundesliga voll auf ihre Kosten kommen.

Spieler der Hinrunde: Marco Reus (Borussia Dortmund)

Erzielt in der Bundesliga-Hinrunde fünf Doppelpacks: Timo Werner von RB Leipzig - Photo by Boris Streubel/Bongarts/Getty Images

Mehr Tore, mehr Spektakel

So ist es kaum verwunderlich, dass in der Hinrunde so viele Treffer gefallen sind wie lange nicht mehr. 465 Erfolgserlebnisse nach 17 Spieltagen macht im Schnitt 3,1 Tore pro Partie: Eine bessere Bilanz fuhren die Bundesliga-Clubs zuletzt 2013/14 ein, als in der Hinrunde sogar noch 24 Treffer mehr fielen. Dennoch: Die Partien überzeugen durch rasanten Offensivfußball – in keiner der Topligen Europas fallen so viele Treffer wie in der Bundesliga. In England, Spanien, Italien und Frankreich sind es weniger als drei Tore pro Partie.

Die besten Zahlen zur Hinrunde der Bundesliga

Das hat natürlich Gründe: Die offensive Grundausrichtung, die nicht nur der BVB als Herbstmeister exemplarisch vorlebt, ist ein belebendes Element für die Begegnungen. Teams wie Hoffenheim, Frankfurt, Mönchengladbach oder Bremen verstecken sich nicht, sondern setzen auf ein variables Angriffsspiel. Dazu zeigten sich die Stürmer in der Hinrunde in absoluter Topform: Dortmunds Neuzugang Paco Alcacer überzeugte ebenso wie Frankfurts Luka Jovic, Robert Lewandowski trifft weiterhin beständig und Leipzigs Torjäger Timo Werner sorgte gleich für fünf Doppelpacks. Die Konsequenz: 55 Prozent der Hinrunden-Tore wurden von Stürmern erzielt – der höchste Anteil seit 15 Jahren.

Die Joker stechen in der Bundesliga

Vielleicht DER Trend der Saison sind die extrem vielen Jokertore: 78-mal durften die Vereine dank Einwechselspieler jubeln – in keiner anderen kompletten Hinrunde waren es mehr als 63 Jokertore. Besonders auffällig dabei: Herbstmeister Borussia Dortmund, der auf eine starke und erfolgshungrige Bank bauen kann. Mit 14 Jokertoren stellte der BVB einen neuen Rekord für eine Bundesliga-Hinrunde auf. Allein zehn davon gehen dabei auf das Konto von Edeljoker Paco Alcacer, der bereits zehnmal nach seiner Einwechslung jubeln durfte. Nie zuvor erzielte ein Spieler so viele Treffer als Einwechselspieler in einer Spielzeit.

Die Top-11 der Hinrunde im Fantasy Manager

Damit löste der treffsichere Spanier Freiburgs Nils Petersen, der 2016/17 für die Breisgauer neun Jokertore erzielt hatte, und Ioan Viorel Ganea (2002/03 für den VfB Stuttgart) als Rekordhalter ab. Doch nicht nur wegen Alcacer: Die eingewechselten Spieler in dieser Saison scheinen wenig Anlaufzeit zu benötigen und zeigen sich vor dem gegnerischen Kasten eiskalt. Auch deshalb fielen in dieser Saison bislang 60 Prozent aller Tore (279 von 465) erst in der zweiten Spielzeit – denn die Joker in der Bundesliga sind für 17 Prozent aller Treffer verantwortlich. Wohl dem, der ein glückliches Händchen bei Einwechslungen sein Eigen nennen kann.

Tore nach einer Standardsituation spielen in der Bundesliga-Hinrunde keine große Rolle - Alexander Scheuber/Bundesliga/DFL Deutsche Fußball Liga

Aus dem Spiel heraus, weniger per Standards

Waren im Sommer bei der Weltmeisterschaft Standardsituationen noch ein äußerst vielversprechender Weg zum Torerfolg, scheint sich dieser Trend in der Bundesliga nicht fortzusetzen. Über drei Viertel der Treffer konnten in der Hinrunde aus dem Spiel heraus erzielt werden. Lediglich 23 Prozent fallen dagegen aus Standardsituationen, in der letzten Spielzeit waren es 29,4 Prozent. Bei der WM in Russland konnten sogar auffällige 40 Prozent aller Treffer nach ruhenden Bällen erzielt werden.

Entdeckung der Hinrunde: Florian Neuhaus (Borussia Mönchengladbach)

Bemerkenswert: Es liegt nicht an den Elfmeterschützen, die 39 von 45 Strafstöße (85 Prozent) verwandeln konnten - nur in drei der 56 Bundesliga-Hinrunden waren die Elfmeterschützen noch sicherer. Auch 45 Tore nach Ecken sind im Vergleich der letzten 25 Jahre schon ein überdurchschnittlicher Wert für eine Hinserie. Deutlich weniger erfolgsversprechend waren derweil in der ersten Hälfte der Saison Freistoßsituationen: Ganze 21 Tore fielen nach Freistößen, die Hälfte aller Bundesligisten war hier noch gar nicht erfolgreich. Besonders auffällig: Direkte Torerfolge waren eine Rarität, denn lediglich sieben Treffer erzielten die Bundesliga-Stars mit einem direkt verwandelten Freistoß.

In der Bundesliga-Hinrunde geht es äußerst fair zur Sache - Lukas Schulze/Bundesliga/DFL Deutsche Fußball Liga

Fair geht vor – erneut weniger Fouls in der Bundesliga

Ein Trend setzt sich derweil auch in dieser Hinrunde der Bundesliga-Saison 2018/19 fort: Die Zahl der Fouls ist noch einmal deutlich zurückgegangen. Die faire Spielweise ist bemerkenswert, zum siebten Mal in Folge wird in dieser Hinrunde ein neuer Fairness-Rekord bezüglich der Fouls aufgestellt. Vor 15 Jahren waren es noch 6271 Fouls in der ersten Hälfte der Saison, in den letzten acht Spielzeiten waren es dann weniger als 5000. Diesmal sind es sogar weniger als 4000 strafbare Einsteigen – ein enormer Rückgang im Vergleich zur Vorsaison. Statt 28 Fouls pro Partie sind es nun nur noch 22. Die Profis agieren in Zeiten des Video-Assistenten diszipliniert, neun Rote Karten sind deutlich weniger als in den letzten beiden Hinrunden (15 bzw. 19).

Erfahrung auf der Trainerbank ist Trumpf

Auf die Jugendwelle bei den Übungsleitern folgte in dieser Hinrunde die Gegenbewegung, denn Akzente setzten vor allem die Routiniers der Trainergilde: Lucien Favre (61) führte den BVB zu einem spektakulären Halbjahr, auch Gladbachs Dieter Hecking (54) und Ralf Rangnick (60, RB Leipzig) zeigten, dass sie noch längst nicht zum alten Eisen gehören. Das gilt auch für den erfahrensten unter den Bundesliga-Trainern: Friedhelm Funkel überraschte mit Fortuna Düsseldorf besonders im Herbstfinale und fügte Herbstmeister Dortmund (2:1) die einzige Niederlage der Hinrunde zu. Schon bei Bayern München hatten die Rheinländer beim 3:3-Remis überzeugen können. Dass der Aufsteiger auf Platz 14 überwintern darf, ist vor allem ein Verdienst des Trainerfuchses.

Auch in der Hinrunde der Bundesliga-Saison 2018/19 sind die Stadien wieder sehr gut besucht - Alex Grimm/Bongarts/Getty Images