Roberto Hilbert hat sich auf Bayers rechter Defensivseite einen Stammplatz erkämpft (© Imago)
Roberto Hilbert hat sich auf Bayers rechter Defensivseite einen Stammplatz erkämpft (© Imago)

Hilbert: "Mit mir ist zu rechnen"

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Leverkusen - Nach drei Jahren in der Türkei bei Besiktas Istanbul zog es Roberto Hilbert wieder zurück nach Deutschland. Bei Bayer Leverkusen stand der Ex-Nationalspieler (acht Einsätze für Deutschland) zuletzt in der Bundesliga zweimal in der Startelf. Im Interview mit bundesliga.de spricht der 28-Jährige über seine Rückkehr in die Bundesliga, seine Erfahrungen in der Türkei und seine Ziele mit dem Champions-League-Teilnehmer.

bundesliga.de: Herr Hilbert, Sie haben in der Vergangenheit mit einem neuen Verein immer im ersten Jahr einen Titel gewonnen. 2007 wurden Sie mit Stuttgart Meister, 2011 mit Besiktas Pokalsieger. Setzt sich das auch in Leverkusen fort?

Roberto Hilbert: Dagegen würde ich mich nicht wehren. Wir sind auf einem guten Weg, erfolgreich Fußball zu spielen. Die Resultate stimmen, auch in der Mannschaft stimmt es. Trotzdem sollte man erst einmal die Kirche im Dorf lassen und von Spiel zu Spiel denken. Am Ende der Saison gucken wir dann, was dabei heraus kommt.

bundesliga.de: Sie sind drei Monaten in Leverkusen und haben in drei von sechs Bundesliga-Spielen in der Startelf gestanden. Wie fällt Ihr erstes Zwischenfazit aus?

Hilbert: Ich wurde von der Mannschaft sehr gut aufgenommen. Ich hatte auch das Glück, dass ich viele Leverkusener Spieler wie Gonzalo Castro, Sebastian Boenisch, Stefan Kießling, Simon Rolfes oder Bernd Leno bereits vorher aus den verschiedenen Nationalteams und aus Stuttgart kannte. Ich habe mich direkt wohl gefühlt. Sportlich war es so, dass ich etwas später in die Vorbereitung eingestiegen bin und daher nicht ganz auf dem Fitnessstand der anderen war. Den Rückstand konnte ich dann aber sehr schnell wieder aufholen. Jetzt fühle ich mich topfit. In den letzten Spielen war zu sehen, dass mit mir zu rechnen ist.

bundesliga.de: Wie schwer ist Ihnen die sportliche Rückumstellung von der türkischen Liga auf die Bundesliga gefallen?

Hilbert: Schwer gefallen ist mir das nicht. Man merkt schon die Unterschiede, das Tempo ist in der Bundesliga sicherlich höher. Zudem ist die Bundesliga in der Breite in den letzten Jahren richtig gut geworden. Ich habe mich aber schnell wieder angepasst.

bundesliga.de: Wie kam der Wechsel nach Leverkusen zu Stande?

Hilbert: Von der Anfrage über das Interesse bis hin zur Vertragsunterschrift lagen ja nur 24 Stunden. Das ging schnell. Ich hatte vorher mit meinem alten Verein Besiktas verhandelt und hatte auch andere Anfragen. Dann kam das Angebot von Bayer. Ich musste nicht mehr lange nachdenken und bin überzeugt, dass ich jetzt bei einem der besten Vereine in Deutschland bin. Leverkusen spielt immer oben mit, ist in der Champions League vertreten.

bundesliga.de: Sie haben fußballerisch eine interessante Entwicklung durchlaufen. Sie sind als eher offensiver Mittelfeldspieler in die Türkei gegangen und kamen als rechter Außenverteidiger wieder. Wer hat Sie umgeschult?

Hilbert: Das passierte gleich in meiner ersten Saison. Am 4. oder 5. Spieltag fielen beide rechte Außenverteidiger verletzt aus. Mein damaliger Trainer Bernd Schuster hat mir zugetraut, die Position zu spielen. Es hat super funktioniert. So wurde ich rechter Außenverteidiger.

bundesliga.de: Wie bewerten Sie die drei Jahre in der Türkei? Was bleibt Ihnen in Erinnerung?

Hilbert: Es war eine absolut positive Zeit, in der ich sehr viel erleben durfte. Ich habe überwiegend positive Erfahrungen mitgenommen. In der Anfangszeit war ich zwar etwas unglücklich und habe mich gefragt: Was mache ich hier? Aber im Nachhinein bin ich froh, dass ich diesen Schritt getan habe. Sportlich wie auch menschlich habe ich mich entwickelt und Erfahrungen gesammelt, die mir keiner mehr nehmen kann. Ich habe immer noch Kontakte nach Istanbul und noch viele Freunde dort.

bundesliga.de: Bei Bayer läuft es sportlich sehr gut. Es wird auch viel rotiert und hat nicht nur Sie erwischt, sondern auch Kapitän Simon Rolfes oder zuletzt auch Stefan Kießling. Der Konkurrenzkampf ist enorm.

Hilbert: Ja. Das ist aber auch nichts Ungewöhnliches in einem Verein wie Leverkusen. Zwar hat jeder Spieler den Anspruch, immer in der ersten Elf zu stehen. Auf der anderen Seite haben wir so viele Spiele, alleine sieben in den nächsten drei Wochen, dass sich kein Spieler Sorgen machen muss, nicht regelmäßig zu spielen. Dafür wurde der Kader ja auch in der Breite verstärkt. Jetzt kann auf den Positionen eins zu eins gewechselt werden, ohne dass es zu einem großen Qualitätsunterschied kommt.

bundesliga.de: Kann Bayer Ihrer Meinung nach den beiden Topteams aus Dortmund und München in dieser Saison gefährlich werden?

Hilbert: Bayern und der BVB sind sicherlich die absoluten Topfavoriten in der Bundesliga. Klar ist aber auch, dass Leverkusen in der vergangenen Saison souverän Dritter wurde. Wir wollen alles dafür tun, um die beiden Topvereine zu ärgern. Aber unser Ziel ist, auch in der nächsten Saison wieder international zu spielen, am liebsten natürlich in der Champions League. Wenn wir das schaffen, haben wir schon sehr viel erreicht.

bundesliga.de: Sie haben das straffe Programm der kommenden Wochen bereits angesprochen. Es beginnt mit drei Heimspielen gegen Hannover 96, Real Sociedad San Sebastian und Bayern München. Das sind sicher die Highlighhts für jeden Fußballer.

Hilbert: Absolut. Ich freue mich aber generell auf jedes Spiel, egal wie hart oder anstrengend diese englischen Wochen auch sind. Wir genießen das und wollen auch die Ergebnisse erzielen, um in der Bundesliga oben dranzubleiben und in der Champions League zu überwintern.

bundesliga.de: Wie schätzen Sie Hannover 96 ein? Haben Sie den Gegner im Pokalspiel unter der Woche studiert?

Hilbert: Wir haben uns mit dem Gegner beschäftigt und werden bestens vorbereitet sein. 96 hat eine gute Mannschaft und in den letzten Jahren starke Ergebnisse erzielt. In dem Verein wurde hervorragende Arbeit geleistet, speziell von Mirko Slomka. Hannover spielt ein gutes System mit einem gefährlichen Umschaltspiel, das absolut nicht zu unterschätzen ist. Aber auch wir haben aufgrund der letzten Ergebnisse viel Selbstvertrauen.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski