Hakan Calhanoglu (l.) setzt mit seinem traumhaften Weitschuss den Schlusspunkt gegen Dortmund - der HSV genießt den ersten Sieg nach acht Pflichtspielniederlagen in Folge
Hakan Calhanoglu (l.) setzt mit seinem traumhaften Weitschuss den Schlusspunkt gegen Dortmund - der HSV genießt den ersten Sieg nach acht Pflichtspielniederlagen in Folge

Highlights des 22. Spieltags: HSV-Jubel und Elfer-Drama

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München - Jürgen Klopp nahm es mit Humor. "Das dritte Tor hat wohl ganz Hamburg für die letzten Wochen und Monate entschädigt", kommentierte Dortmunds Trainer den finalen Kunstschuss von Hakan Calhanoglu, der den HSV in einen lang vermissten Freudentaumel stürzte. In der Tat. Plötzlich ist alles neu beim arg gebeutelten Bundesliga-Dino. Es wird wieder gefeiert.

Adler: "Unbeschreiblich schön"

Der 3:0-Sieg gegen den BVB ist an sich schon Grund genug zum Feiern, doch das 40-Meter-Traumtor von Calhanoglu setzt dem Ganzen noch die Krone auf. "Ich weiß, dass ich solche Schüsse kann. Ich habe mich natürlich gefreut", gab sich der Kunstschütze ziemlich cool. Pierre-Michel Lasogga (Interview), der mit einer Vorlage und einem Tor den HSV auf die Siegerstraße gebracht hatte, wurde da schon deutlicher: "Wie er den Ball da reinw*****, was für ein geiles Ding!"

Irgendwie bezeichnend für dieses Spiel, in dem beim HSV alles und bei Dortmund fast nichts ging. "Die Niederlage haben wir uns sowas von selber eingebrockt, das ist schon brutal. Hamburg hat leidenschaftlich gekämpft. Wer den Gegner unterschätzt hat, der hat einen Lattenschuss", meinte Jürgen Klopp nach der überraschenden Pleite. 

Den Hanseaten gelang indes der erste Sieg nach acht Pflichtspielniederlagen und vier Heimpleiten in Folge (Topdaten zum Spiel). "Es ist ein ungewohntes Gefühl, hier wieder zu lachen. Wir hatten eine sehr emotionale Woche. Heute ist es einfach unbeschreiblich schön",  kommentierte Torwart Rene Adler die wundersame Trendwende beim Traditionsverein, der erstmals seit 13 Pflichtspielen wieder ohne Gegentor blieb.  

Neu-Trainer Mirko Slomka hat dem Dino offenbar in kürzester Zeit wieder neues Leben eingehaucht. Sechs Änderungen in der Startelf - Rekord für einen neuen HSV-Coach - und schon läuft es wieder. "Der Erfolg ist das Ergebnis sehr intensiver und harter Arbeit in dieser Woche und im heutigen Spiel. Ich habe kaum Stimme, weil ich immer dafür sorgen musste, dass die Mannschaft nicht aufhört sich zu bewegen, denn das muss man gegen Dortmund", so der 46-Jährige, dessen Mannschaft sich vor allem effektiv bewegte, denn 114,6 Kilometer Laufleistung (vier Kilometer mehr als gegen Braunschweig) reichen im Spieltagsranking nur zum vorletzten Platz. In der Tabelle hat der HSV (Rang 16) diesen aber nun immerhin verlassen.

Schäfer: "Alles , was das Fußballherz begehrt"

Ebenfalls Luft im Abstiegskampf hat sich der 1. FC Nürnberg mit einem 2:1-Erfolg in einem historischen Spiel gegen Eintracht Braunschweig verschafft (Spielbericht). "So ein Spiel habe ich noch nie erlebt, es war unglaublich", meinte FCN-Stürmer Josip Drmic. Auch Raphael Schäfer zeigte sich beeindruckt: "Es war heute alles drin, was das Fußallherz begehrt. Wir haben dieses Spiel mit viel Kampf und Laufbereitschaft gewonnen", so Nürnbergs Schlussmann nach einer denkwürdigen Partie, in der er mit zwei parierten Elfmetern zum Matchwinner avancierte. (Schäfer im Interview) Auch sein Gegenüber Marjan Petkovic konnte einen Strafstoß entschärfen. Drei Fehlschüsse vom Punkt - das hatte es zuvor in einem Bundesligaspiel noch nicht gegeben. (Topdaten zum Spiel)

Nürnberg erkämpfte sich trotz fast einstündiger Unterzahl den vierten Sieg im fünften Rückrundenspiel, obwohlBraunschweig so wenige Torschüsse (sechs) wie in keinem anderen Saisonspiel zuließ. "Man könnte viel über dieses Spiel erzählen. Sicher ist, heute ist Werbung für den Fußball gemacht worden. Für uns ist es natürlich eine bittere Niederlage", sagte Löwen-Trainer Torsten Lieberknecht. Für "Club"-Coach Gertjan Verbeek war die zweite Halbzeit vor allem eine "mentale Sache". "Mit zehn Mann haben wir besser gespielt. In der ersten Halbzeit haben meine Spieler geschlafen." (Trainerstimmen)

Wölfe marschieren - Werkself ratlos

Hellwach präsentiert sich dagegen aktuell der VfL Wolfsburg. Während die Wölfe durch das 3:1 gegen Leverkusen den dritten Bundesliga-Sieg in Folge feierten und weiter Kontakt zu den Champions-League-Plätzen halten (Splitter des 22. Spieltags), herrscht nach der vierten Pflichtspielpleite hintereinander bei der Werkself und Stürmer Stefan Kießling "ein wenig Ratlosigkeit".  

Trainer Sami Hyypiä bringt es auf den Punkt: "Wir haben im Moment Probleme, Tore zu machen und kassieren viel zu viele. So kann man kein Spiel gewinnen." Diese Sorgen hat der HSV zur Abwechslung mal nicht.

Markus Hoffmann