Ihr mögliches Erfolgsgeheimnis werden sie nicht lüften: Bayern-Coach Jupp Heynckes (r.) Dortmunds Jürgen Klopp
Ihr mögliches Erfolgsgeheimnis werden sie nicht lüften: Bayern-Coach Jupp Heynckes (r.) Dortmunds Jürgen Klopp

Heynckes oder Klopp - wer findet das Rezept zum Champions-League-Sieg?

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München - Es ist der gleiche Schlüssel, nach dem Jupp Heynckes und Jürgen Klopp dieser Tage suchen: der Erfolgsschlüssel. Das Rezept zum Sieg am 25. Mai 2013, wenn in London ab 20:45 Uhr Bayern München und Borussia Dortmund im Champions-League-Finale den König Europas untereinander ausmachen. Entscheidet der Ballbesitz? Die Zweikämpfe? Oder macht am Ende ein Eckball den Unterschied?

Vorbild Barca

Im "Finale dohoam" haben die Bayern 2012 ja ihre ganz kuriose eigene Erfahrung gemacht: Alle sagten, man sei stärker - am Ende gewann aber der Gegner. "Wir waren letztes Jahr auch besser als Chelsea und haben das Finale verloren", erzählt Ivica Olic, inzwischen beim VfL Wolfsburg, der den ganz großen Triumph mit Bayern bereits 2010 gegen Inter Mailand verpasst hatte. Welcher Faktor wird also bestimmen über Sieg und Niederlage im größten aller kontinentalen Vergleiche?



Dass mehr Abschlüsse zu mehr Treffern führen, so profan ist die Rechnung jedenfalls nicht. Während der 120 Minuten gegen Chelsea probierten sich Heynckes' Spieler häufiger als jeder andere Finalteilnehmer der letzten zehn Jahre. Von satten 41 Versuchen landete jedoch nur einer im Netz. Dem FC Porto genügten 2004 gegen Monaco vier Torschüsse für einen 3:0-Erfolg; so selten hat in der vergangenen Dekade kein anderer Champions-League-Sieger abgeschlossen.

Am erfolgversprechendsten erscheint die 2009er-Variante des FC Barcelona: Dem Gegner (Manchester United) keine Torchance lassen, am besten auch keinen Eckball - Chelsea hatte sich 2012 in der Allianz Arena ja durch seinen einzigen in die Verlängerung gerettet -, so ist im Mindesten das Elfmeterschießen garantiert.

Bayern 2010 mit 65 Prozent Ballbesitz



Ohnehin lässt sich in Sachen Erfolgsrezept einiges von den Katalanen abschauen: drei Mal waren sie in den letzten zehn Spielzeiten im Finale, drei Mal gehörte ihnen im Anschluss der Pott mit den Henkeln, häufiger als allen anderen. Schlüssel dabei auch: der Zweikampf, sowohl defensiv als auch offensiv. 2010/11 beispielsweise gewannen Messi und Co. unter dem künftigen Bayern-Coach Pep Guardiola 53 Prozent der direkten Duelle bei Angriffsversuchen des Gegners, bei eigenem Ballbesitz jedes zweite. Noch besser war Chelseas Gesamtwert 2012. Ausgang: siehe oben.

Überhaupt, der Ballbesitz: Der Wert suggeriert häufig eine Überlegenheit, die Wahrheit auf dem Platz ist aber häufig eine andere. Fünf Mal hat die Champions League seit der entsprechenden Datenerhebung 2005 das Team mit mehr Ballbesitz gewonnen, drei Mal das mit weniger. Barca, lange Zeit Meister der kontrollierten Spiels, profitierte bei seinen Triumphen davon, das Spielgerät in den eigenen Reihen zu halten, die Bayern hingegen wissen auch hier anderes zu berichten. 2010 besaß die Mannschaft unter der Regie von Louis van Gaal in 65 Prozent der Fälle den Ball. "Inter hatte den Sieg verdient", meint Olic trotzdem.

Offensivgeister Heynckes und Klopp



Gewinnbringend manchmal also auch: dem Gegner die Initiative überlassen. Wenngleich der bisher destruktivste Ansatz nicht von Erfolg gekrönt war, 2003 foulte Juventus Turin gegen den AC Mailand öfter (33 Mal) als jedes andere Team in den letzten zehn Finals, traf das Tor hingegen nicht.

Den Geschmack der Offensivgourmets Heynckes und Klopp dürfte diese Herangehensweise bei der Kreation des jeweiligen Rezepts ohnehin nicht treffen. Welches erfolgsträchtig ist, wird sich am Samstag zeigen - wenn der eine versuchen wird, dem anderen die Suppe zu versalzen ...

Felix Seaman-Höschele