Hertha BSC peilt in dieser Saison den ganz großen Wurf an
Hertha BSC peilt in dieser Saison den ganz großen Wurf an

Hertha-Minimalisten träumen vom Titel

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Hertha BSC hält weiter Schritt mit dem punktgleichen Spitzenduo aus Wolfsburg und München. Mit nur einem Zähler Rückstand lauern die Berliner auf Ausrutscher der Topfavoriten.

Schon am Samstag könnte wieder Bewegung in die Tabellenspitze kommen, wenn Hertha im Olympiastadion den FC Schalke 04 empfängt, während der VfL Wolfsburg (in Hannover) und Bayern München (in Hoffenheim) vor schweren Auswärtsaufgaben stehen.

Fans im Freudentaumel

Für die Hertha-Fans ist die Sache ohnehin seit Wochen klar. "Hey, was geht da ab? Wir holen die Meisterschaft, die Meisterschaft!", skandierten auch nach dem 2:1-Sieg beim 1. FC Köln wieder tausende mitgereiste Hertha-Anhänger. Und die Chancen stehen für das drittbeste Rückrundenteam nicht schlecht.

Die Mannschaft präsentiert sich seit Wochen wieder äußerst stabil und kompakt. Die Schwächeperiode mit drei Niederlagen in Serie zwischen dem 25. und 27. Spieltag ist längst abgehakt. In den vergangenen fünf Spielen sammelten die Hauptstädter wieder 13 Punkte und bewiesen einen langen Atem.

Erstes Ziel erreicht, neue formuliert

Damit hat die Hertha auch rechnerisch die Qualifikation zumindest für die UEFA Europa League bereits sicher. Doch damit geben sie sich nicht mehr zufrieden. "Jetzt wollen wir in die Champions League", meint Verteidiger Marc Stein. "Wir wollen Meister werden", sagt Innenverteidiger Josip Simunic. "Wir wollen das Maximale", fordert Angreifer Marko Pantelic.

Und selbst der sonst eher moderate Manager Dieter Hoeneß spricht offen vom Titel. "Unsere Meisterschaftschancen sind gestiegen, weil wir uns eine gute Ausgangsposition für die letzten beiden Spiele geschaffen haben." Verglichen mit dem Restprogramm der Konkurrenz scheinen die Berliner mit der Heimpartie gegen Schalke und dem Gastspiel beim designierten Absteiger Karlsruhe die leichteren Aufgaben zu haben.

Favres Handschrift

Als Architekt des Erfolges gilt Trainer Lucien Favre, der bereits in der Schweiz mit dem FC Zürich 2006 und 2007 Meister wurde, und die Hertha nach einer Saison Aufbauarbeit in die Spitze geführt hat. Auf dem Weg dorthin feierten die Berliner nur wenige rauschende Fußballfeste. Die Herthaner sind die Minimalisten der Liga, die 14 ihrer 19 Siege mit nur einem Tor Abstand einfuhren. Das bedeutet zugleich einen ewigen Liga-Bundesliga-Rekord.

"Ich freue mich sehr über das vorzeitige Erreichen des UEFA-Cups. Das ist gut für den Verein, wir haben alle hart dafür gearbeitet", meinte Favre nach dem Sieg in Köln. "Wir haben nichts geschenkt bekommen. Wir haben das Glück provoziert und sind effizient. Jetzt wollen wir sechs Punkte in den verbleibenden zwei Spielen holen. Es ist eine unglaubliche Euphorie in der Stadt. Ich bin sehr glücklich!"

Der ganz große Coup

Auch Manager Dieter Hoeneß ist stolz auf den Hertha-Coup in dieser Saison. "Unser Saisonziel haben wir erreicht. Es ist uns gelungen, eine Mannschaft mit Charakter aufzubauen. Jungs, die einfach diesen Hunger und Siegeswillen haben und ein hohes Maß an Teamgeist mitbringen. Diese Mischung ist es. Alles, was jetzt noch kommt, ist das Sahnehäubchen."

Der kantige Verteidiger Josip Simunic gehört zu den wenigen Berlinern, die vom möglichen Titelgewinn schon lange überzeugt sind. "Wir wollen Meister werden, wir versuchen das", kündigt der seit zehn Jahren für Hertha kickende kroatische Nationalspieler an.

"Wir tun alles, was möglich ist, um die nächsten beiden Spiele zu gewinnen. Ich glaube seit drei, vier Monaten an die Meisterschaft. Jetzt glauben alle daran. Wir tun alles, wir arbeiten und haben ein wenig Glück dazu das sind alles Voraussetzungen, dass man Meister wird."

Tobias Gonscherowski