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Bei Standards drückt der Hertha-Schuh. S04-Stürmer Adam Szalai (M.) überlistet Hertha-Abwehrspieler Sebastian Langkamp und Torhüter Thomas Kraft (r.) nach einer Ecke mit einem Kopfball und bringt die Schalker in Führung
Bei Standards drückt der Hertha-Schuh. S04-Stürmer Adam Szalai (M.) überlistet Hertha-Abwehrspieler Sebastian Langkamp und Torhüter Thomas Kraft (r.) nach einer Ecke mit einem Kopfball und bringt die Schalker in Führung

Hertha fehlen die nötigen Zentimeter

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Berlin - Es ist eine Binsenweisheit: Im Profifußball werden enge Spiele oft durch Standardsituationen entschieden. Das musste Hertha BSC auch beim gegen den FC Schalke 04 schmerzlich erfahren.

Luhukay will keine Torhüterdiskussion

Während Schalkes zweiter Treffer, von Julian Draxler nach einem weiten Abschlag von Timo Hildebrand erzielt, für den Spielverlauf keine Rolle mehr spielte, galt für das erste Tor der Gäste das Gegenteil: In der 26. Spielminute versenkte Adam Szalai nach einem Eckstoß von Dennis Aogo die Kugel aus kurzer Distanz per Kopf im Netz. Fortan musste Hertha dem Rückstand hinterherlaufen - letztlich erfolglos.



Viele Beobachter waren sich sicher: Das Tor ging auf die Kappe von Hertha-Keeper Thomas Kraft. Zumal ihm ein ähnlicher Patzer bereits in der Vorwoche bei den Bayern unterlief. Auch Coach Jos Luhukay meinte unmittelbar nach dem Spiel gegenüber dem Fernsehsender Sky: "Wenn er rauskommt, muss er den Ball haben. Er hat den Ball nicht. Deswegen ist es ein Fehler." Doch dann schwante dem Niederländer wohl, dass er mit solchen Äußerungen eine veritable Torhüterdiskussion anheizen würde. So verpackte er auf der folgenden Pressekonferenz die Kritik in ein Lob: "Beide Torhüter sind gut. Der Unterschied ist, dass Timo Hildebrand kein Gegentor bekommen hat und Thomas zwei."

Manager Michael Preetz nahm schon direkt nach dem Spiel den Torwart in Schutz: "Die Ecke war gut geschlagen und schwer zu verteidigen." Für Kraft sei es schwer gewesen, "da waren sieben oder acht Leute vor ihm, so dass es für ihn nicht möglich war, an den Ball zu kommen." Und einer, der ganz nah dran und doch zu weit weg war, nahm sogar alle Schuld auf sich: Sebastian Langkamp räumte ein, dass Torschütze Szalai sein Gegenspieler war. "Deshalb war es mein Fehler", so der Innenverteidiger.

Acht von 14 Gegentoren nach Standards



Jenseits der individuellen Schuldfrage ist Fakt: Hertha hat acht seiner 14 Gegentore nach Standards kassiert. Lässt man die zwei Elfmetertore außen vor, erzielten Berlins Gegner sechs von zwölf Toren, und damit jedes zweite, nach einem Eckball oder Freistoß. Für Luhukay liegt das Problem unter anderem in der mangelnden Körperlänge seiner Abwehrspieler. Nach dem Training am Sonntag sagte er der "Berliner Morgenpost": "Es fehlt uns an Zentimetern. Wir haben keine vier bis fünf Spieler mit der Länge von 1,90 Meter." Genau genommen seien "mit Adrian Ramos und Sebastian Langkamp nur zwei richtige Kopfballspieler in unserem Team".

Dass es dabei aber nicht nur die Länge ankommt, bewies Langkamp mit seinem Stellungsfehler vor dem Schalker 1:0. Kapitän Fabian Lustenberger, derzeit zweiter Innenverteidiger, misst nur 1,80 Meter und hatte in München gegen Mario Mandzukic nicht gut ausgesehen. Der Schweizer will künftig "noch aggressiver verteidigen." Ein weiterer Hoffnungsschimmer: Youngster John Anthony Brooks könnte nach Verletzungspause bald ins Team zurückkehren. Der 1,93-Meter-Mann hatte in den ersten Partien im Zentrum gespielt, ehe ihn eine Armverletzung ausbremste. Der 20-Jährige ist zwar wieder fit, sucht derzeit aber in der U23 noch nach seiner Form.

Hoffenheim und Leverkusen warten



Und letztlich ist die aktuelle Standardschwäche der Hertha nur die eine Seite der Medaille. Die andere sieht so aus: Als Aufsteiger haben die Blau-Weißen in elf Spielen lediglich sechs Gegentore aus dem Spiel heraus zugelassen. Das spricht für mannschaftliche Geschlossenheit und kompakte Defensivarbeit. Und lässt für die nächsten schweren Spiele in Hoffenheim und gegen Leverkusen hoffen. Immerhin schossen die Kraichgauer schon 26 Tore - ligaweit die zweitmeisten und eins mehr als Triple-Gewinner Bayern München. Bayer Leverkusen ist ohnehin für seine starke Offensive bekannt.

So ist nach den zwei jüngsten Niederlagen, nach zuvor vier Partien ohne Pleite niemand an der Spree ernsthaft beunruhigt. Zumal es diese gegen die beiden Champions-League-Teilnehmer FC Bayern und Schalke 04 setzte. Und genauso wie in diesen beiden unglücklich verlorenen Spielen konnte Hertha auch in allen anderen Partien mehr als mithalten - nicht schlecht für einen Aufsteiger.

Aus Berlin berichtet Andre Anchuelo