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Lukas Podolski erzielte in bislang 141 Bundesligaspielen für Bayern und Köln insgesamt 38 Tore
Lukas Podolski erzielte in bislang 141 Bundesligaspielen für Bayern und Köln insgesamt 38 Tore

Heilsbringer im Schattenreich

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Lukas Podolski ist erst 24 Jahre alt und hat in seiner Fußballerkarriere schon so Manches erlebt. Zumeist handelte es sich dabei um positive Dinge. Derzeit bekommt der Kölner allerdings ein wenig die Schattenseiten des Profigeschäfts zu spüren. Seit Wochen wird ihm vorgerechnet, seit wie vielen Minuten er das Tor nicht mehr getroffen hat.

Seinen bislang letzen Treffer im Trikot des 1. FC Köln erzielte er am 5. Spieltag bei der 1:2-Heimniederlage gegen Schalke 04. Das war am 13. September 2009. "Es ist doch klar, dass bei einem Stürmer die Minuten gezählt werden, aber solche Phasen haben fast alle Torjäger mal durchgemacht. Davon lasse ich mich nicht verrückt machen", wiegelt Podolski ab.

Über den Kampf zum Tor

Zuletzt fiel der Nationalspieler im Clubdress nicht durch Tore, sondern vor allem durch seinen kämpferischen Einsatz auf. Am vergangenen Spieltag beim 0:0 im Derby gegen Bayer Leverkusen rackerte Podolski wie einst Steffen Freund oder Jens Jeremies in ihren besten Tagen.

Über den Kampf zum Spiel beziehungsweise Tor finden - diese alte Fußballerweisheit soll auch Kölns größtem Hoffnungsträger wieder auf die Sprünge helfen. "Ich gebe immer alles für meinen FC. Ich kämpfe, ich hoffe und irgendwann geht der Ball auch wieder rein", ist Podolski überzeugt, dass bei ihm bald der berühmt-berüchtigte Knoten platzt.

Frust statt Freude bei der Nationalelf

Die Ablenkung durch das Testspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Argentinien fiel allerdings nicht ganz wie erwünscht aus. Mit 0:1 verlor Deutschland das Prestigeduell, Podolski konnte sich ebensowenig in Szene setzen wie seine Teamkollegen.

Nach dem Schlusspfiff zeigte der Kölner sein angeschlagenes Nervenkostüm. In der Mixed Zone lieferte er sich mit einem Journalisten ein hitziges Wortgefecht und wollte diesem sogar das Handy aus der Hand schlagen. Am Tag danach entschuldigte sich Podolski für seine Entgleisung via DFB-Homepage: "Ich fühlte mich von ihm durch einige Anmerkungen zum Spiel provoziert und habe ihm deutlich meine Meinung gesagt. Wenn ich mich im Ton vergriffen habe, entschuldige ich mich dafür." Zu Vorwürfen, es sei auch zu Handgreiflichkeiten gekommen, stellte er jedoch klar: "Ich habe ihn nicht geschlagen."

Bei Bundestrainer Joachim Löw genießt "Poldi" dennoch höchste Anerkennung, mit 37 Treffern in 70 Länderspielen weist er eine überragende Torquote auf: "Lukas hat bei uns immer seine Leistung gebracht."

Zusatzschichten und moralische Unterstützung

Doch auch Löw sind die Formschwankungen Podolskis nicht verborgen geblieben. Der Kölner kann sich seines Stammplatzes nicht mehr sicher sein. "Das ist sicher keine angenehme Situation, aber ich muss es jetzt so nehmen, wie es ist. Ich werde Zusatzschichten einlegen, damit ich wieder meine Topform erreiche. Alles andere entscheidet der Bundestrainer", gibt sich der 24-Jährige kämpferisch und selbstkritisch zugleich.

Von den Nationalmannschaftskollegen im Angriff kommt jedenfalls moralische Unterstützung. "Ich wünsche dem Poldi, dass es schnell wieder besser läuft für ihn. Es ist schwierig für ihn, weil die Erwartungen an ihn und den Verein sehr hoch sind", zeigt etwa Mario Gomez Mitgefühl und schiebt dem Umfeld in der Domstadt den "schwarzen Peter" zu.

Tatsächlich waren die mit der Rückkehr des "verlorenen Sohnes" verbundenen Hoffnungen bei den FC-Fans riesig. Nach drei eher durchwachsenen Jahren beim FC Bayern München wechselte Podolski im Sommer 2009 zurück zu seinem FC und sorgte für Ausnahmestimmung im Rheinland.

"Unnötiger Druck, dem keiner standhalten kann"

Die Kölner Boulevardpresse rollte ihm den roten Teppich aus. In der "Bild" lief wochenlang ein Countdown mit einer täglichen bunten Story rund um den zurückkehrenden Helden, der am Tag des Trainingsauftakts des 1. FC Köln am 25. Juni endete. Der "Express" veröffentlichte sogar eine 22-seitige (!) Sonderbeilage mit dem Titel "Hä es widder do!" Das gab es nicht einmal zum Papstbesuch beim Weltjugendtag im katholisch geprägten Köln.

Über 20.000 Fans pilgerten ins Stadion, um den lockeren Trainingsaufgalopp von "Prinz Poldi" zu verfolgen. Bei den ersten Vorbereitungsspielen organisierte die FC-Führung bis zu vier zusätzliche Bodyguards, um Podolski vor der um sich greifenden Massenhysterie zu schützen.

"Die Fans dürfen nicht mehr als den Klassenerhalt erwarten und sollten nicht denken, dass sie Champions League spielen, nur weil Poldi da ist. Das macht ihm dann zu schaffen, baut unnötigen Druck auf, dem keiner standhalten kann", sagt Gomez.

Defensive Spielweise und veränderte Rolle

Die Rolle des Heilsbringers kann Podolski - zumindest derzeit - nicht ausfüllen. Dazu ist die Spielweise der Kölner zu defensiv ausgerichtet, viele kleinere Verletzungen und seine veränderte Position als hängende Spitze bzw. Spielmacher verhindern die "Tormaschine" Podolski, die sie sich in Köln alle erwartet hatten.

"Es stehen auch noch zehn andere Kölner auf dem Platz. Man sollte ihm auch ein bisschen helfen und ihn unterstützen", forderte jüngst SKY-Experte Stefan Effenberg. Am kommenden Samstag trifft Podolski mit seinem FC auf den Ex-Club aus München. Mit einem Treffer gegen den Rekordmeister wären die Schattenseiten für ihn mit einem Schlag vorbei.

Denis Huber