Das ist mal ein Champions-League-Einstand: Bei seinem Debüt in der Königsklasse trifft Jens Hegeler nur Minuten nach seiner Einwechslung per Freistoß zum 2:1-Endstand
Das ist mal ein Champions-League-Einstand: Bei seinem Debüt in der Königsklasse trifft Jens Hegeler nur Minuten nach seiner Einwechslung per Freistoß zum 2:1-Endstand

Hegeler: "Die Position war so verlockend"

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Leverkusen - Er kam, sah und traf. Jens Hegeler war in Leverkusen der Mann des Abends, und dies obwohl er erst in der 85. Minute eingewechselt wurde.

Mit seinem herrlichen Freistoßtreffer in der Nachspielzeit bescherte er Bayer Leverkusen den wichtigen 2:1-Heimsieg in der Champions League gegen Real Sociedad San Sebastian. Im Interview spricht der 25-Jährige über eine nicht gehaltene Abmachung mit Stefan Kießling, zu wenige Einsatzzeiten und den Bundesliga-Kracher gegen die Bayern am Wochenende.

Frage: Herr Hegeler, wie groß ist die Erleichterung, das erste CL-Heimspiel doch noch gewonnen zu haben?

Hegeler: Riesig. Es war wichtig für uns, dass wir dieses Spiel gewinnen. Wenn man es dann so spät entscheidet, ist die Freude doppelt so groß. Wir freuen uns sehr über die drei Punkte. Für mich ist es ein Riesengefühl. Es war mein erstes Champions-League-Spiel. Wenn man dann so spät reinkommt und in der Nachspielzeit das Tor macht, ist das schon unbeschreiblich.

Frage: Was haben Sie gedacht, als Sie sich den Ball zurecht gelegt haben?

Hegeler: Ich hatte vorher noch eine kleine Diskussion mit Stefan Kießling, der sagte, dass ich auf jeden Fall eine Flanke bringen soll. Ich habe kurz überlegt. Aber die Position war so verlockend, dass ich mich entschieden habe, direkt aufs Tor zu schießen. Es hat mich dann auch nicht so sehr überrascht, dass der Ball ins Tor gegangen ist. Wir hatten vor drei Wochen ein Testspiel. Da habe ich den Ball genauso geschossen und auch getroffen. Es gehört aber auch sicher Glück dazu, dass der Ball in einem Pflichtspiel in der letzten Minute noch reinfällt.

Frage: Waren Sie als Freistoßschütze vorgesehen?

Hegeler: Nicht unbedingt. Aber die etatmäßigen Schützen waren nicht mehr auf dem Feld. Gonzalo Castro fehlte verletzt, Sidney Sam war schon ausgewechselt. Da habe ich gedacht, jetzt schieß ich mal. Außerdem sagte der Co-Trainer zu mir, dass ich die Standards ausführen soll. Also war es auch meine Aufgabe.

Frage: Ist dieses Freistoßtor vielleicht der bisherige Höhepunkt in Ihrem Fußballerleben?

Hegeler: Im Moment fühlt es sich sehr gut an. Ich habe durch den Muskelfaserriss leider die englischen Wochen verpasst. Das war sehr ärgerlich. Ich bin jetzt einfach nur froh, dass ich so zurückkommen durfte.

Frage: Wie bewerten Sie die Leistung der Mannschaft?

Hegeler: In der ersten Halbzeit haben wir es gut gemacht. Wir sind dann auch verdient in Führung gegangen. Bei den Standards waren wir sehr überlegen. In der zweiten Halbzeit haben wir nach dem Elfmeter kurzzeitig den Faden verloren. Aber wir haben immer daran geglaubt, dass wir das Tor noch machen können. Kurz vor meinem Tor hatte Robbie Kruse noch eine große Chance. Ich glaube, dass der Sieg nicht unverdient war.

Frage: Wie schätzen Sie die Situation in der Gruppe nun ein?

Hegeler: Nach dem Spiel gegen Manchester (2:4, die Red.) mussten wir gewinnen. Wir hatten vorher gesagt, dass wir die Heimspiele alle gewinnen müssen. Es ist aber nach wie vor eine sehr schwere Gruppe. Wir können jeden Gegner schlagen. Aber wir können auch gegen jeden verlieren. In Manchester haben wir noch etwas Lehrgeld bezahlt. Wir müssen jetzt gucken, dass wir gegen Donetsk das Heimspiel gewinnen. Dann sind wir wieder ganz gut mit dabei.

Frage: Sie genießen im Verein eine große Wertschätzung, Ihr Vertrag wurde verlängert. Aber so viele Einsatzzeiten haben Sie zuletzt nicht bekommen. Könnte sich dies nun in Zukunft ändern?

Hegeler: Ich hatte auf die englischen Wochen gesetzt, in denen viel rotiert wurde. Da hatte ich mir Einstzzeiten ausgerechnet. Leider habe ich mich dann wie gesagt verletzt. Das war für mich schade. Aber die Mannschaft hat es riesig gemacht. So lange wir so erfolgreich spielen, macht der Trainer alles richtig.

Frage: Am Samstag steht gegen Bayern München das nächste Heimspiel auf dem Programm. Gibt der Sieg gegen San Sebastian der Mannschaft noch zusätzlich ein gutes Gefühl?

Hegeler: Wir haben schon die ganze Saison ein gutes Gefühl und sind gut vorbereitet. Gegen die Bayern wird es ein anderes Spiel. Sie sind momentan die beste Mannschaft der Welt. Wir müssen alles abrufen. Wenn wir das tun, haben wir auch gegen die Bayern eine Chance.

Frage: Sehen Sie Leverkusen schon mit den Münchnern auf Augenhöhe?

Hegeler: Die Bayern sind die Bayern und haben im letzten Jahr nicht umsonst alle drei Titel gewonnen. Wir wissen, dass sie eine Riesennummer sind. Aber wir spielen zuhause, wir sind gut drauf und werden versuchen, unsere Chance zu nutzen.

Aus Leverkusen berichtet Tobias Gonscherowski