Die Hamburger Spieler sind nach der Niederlage in Leverkusen sichtlich geknickt
Die Hamburger Spieler sind nach der Niederlage in Leverkusen sichtlich geknickt

Harte Landung nach dem Höhenflug

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Leverkusen - Nach zuvor vier Spielen ohne Niederlage unter dem neuen Trainer Bert van Marwijk hat es den Hamburger SV nun zweimal nacheinander erwischt. Der Heimniederlage gegen Mönchengladbach folgte nun eine . In beiden Spielen war für die Hanseaten mehr drin. Unterm Strich aber verharrt der HSV im unteren Tabellendrittel.

Sobiech bemängelt Son-Bewachung

Van Marwijk konnte es kaum fassen, was er da in der BayArena gesehen hatte. "Es war ein offenes Spiel mit ganz vielen Fehlern auf beiden Seiten", fasste der niederländische Coach zusammen. "Wir haben mehr Fehler gemacht als der Gegner und deshalb verdient verloren."



Es war phasenweise ein Rückfall in überwunden geglaubte Zeiten. Im Abwehrverhalten und Passspiel offenbarte der Bundesliga-Dino erschreckende Schwächen. Kurios war vor allen Dingen, wie viele Freiheiten die Hamburger ihrem ehemaligen Teamkollegen Heung-Min Son gewährten. Als hätten sie noch nie etwas von dessen Schnelligkeit gehört, ließen sie den Koreaner nach Lust und Laune schalten und walten und drei Tore erzielen.

"Son muss man doppeln oder ganz eng am Mann stehen. Beides haben wir nicht geschafft", gestand HSV-Verteidiger Lasse Sobiech. So nahm das Unheil schnell seinen Lauf, nach einer Viertelstunde führte Leverkusen nach einem Doppelpack Sons mit 2:0. Dass der HSV sich davon erholte und zurückschlug, zeugte von einer gewissen neuen Qualität. Es reichte aber nicht, um zu punkten.

Jansen glaubt nicht an Abstiegskampf



So verharren die Hamburger im unteren Mittelmaß. Vier Punkte beträgt der Vorsprung auf Platz 16. Gegen die letzten drei Clubs der Bundesliga hat der HSV gewonnen und dabei 12:0-Tore geschossen. Ansonsten gab es nur noch drei weitere Unentschieden. Viel zu wenig für höhere Ansprüche.

Dass die Mannschaft sogar noch in Abstiegsgefahr geraten könnte, glaubt Marcell Jansen nicht. "Dafür waren unsere letzten Spiele zu gut. Wir müssen uns aber auch für die guten Spiele belohnen", meint der 28-jährige Nationalspieler. "Wenn man allerdings Kindergartenfußball spielt und solche individuellen Fehler begeht, dann besteht natürlich die Gefahr, dass der Befreiungsschlag nicht gelingt."

Lasogga fühlt sich angeknockt



Die Probleme in der Defensive konnte auch van Marwijk noch nicht beheben. In den sechs Spielen unter seiner Verantwortung kassierten die Norddeutschen auch bereits zwölf Gegentreffer. Mit insgesamt 29 Gegentoren ist der HSV die Schießbude der Bundesliga, die mehr Treffer fing als alle anderen Konkurrenten.

Die starke Offensive, mit 26 Toren immerhin die sechstbeste der Liga, kann gar nicht so oft treffen, wie es hinten klingelt. Entsprechend bedient war auch Pierre-Michel Lasogga, der gegen Leverkusen doppelt traf und damit seine Saisontore sieben und acht markierte. "Ich bin noch etwas angeknockt und durch den Wind nach diesen 90 Minuten", sagte der Mittelstürmer.

Die Richtung stimmt



"Wir haben viele Fehler gemacht, deswegen sind wir so enttäuscht. Wir waren eigentlich nicht die unterlegene Mannschaft. Wir hatten Leverkusen immer wieder am Rand und sind zurückgekommen", analysierte der 21-Jährige richtig. Die Moral ist intakt, was auch HSV-Kapitän Rafael van der Vaart hervorhob: "Wir sind auf einem guten Weg. Aber wir dürfen nicht so viele Gegentore bekommen."

Nach der Länderspielpause empfängt der Hamburger SV im Nordduell Hannover 96. Die Niedersachsen haben auswärts noch keinen Punkt geholt und erst zwei Tore erzielt. Da könnte für die Hanseaten Besserung in Sicht sein.

Aus Leverkusen berichtet Tobias Gonscherowski