Rechtsverteidiger Andreas Hinkel (r.) absolvierte zu seinen Stuttgarter Zeiten 156 Bundesligaspiele
Rechtsverteidiger Andreas Hinkel (r.) absolvierte zu seinen Stuttgarter Zeiten 156 Bundesligaspiele

"Harakiri-Fußball wird es nicht geben"

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Andreas Hinkel brennt auf sein erstes Europacup-Duell mit einem deutschen Club seit seinem Wechsel ins Ausland im Sommer 2006. Über den FC Sevilla führte es den Rechtsverteidiger im Januar 2008 zu Celtic Glasgow. Am Donnerstag soll es gegen den Hamburger SV endlich so weit sein, denn pünktlich zum Europa-League-Gruppenspiel (ab 20:50 Uhr im Live-Ticker) kurierte der 27-Jährige seine Oberschenkelprobleme aus.

Im Interview mit bundesliga.de schätzt Hinkel, der selbst bundesliga.de-User ist, die Situation beim Gegner aus der Hansestadt ein und spricht über den eigenen Druck von Celtic. "Wenn wir weiterkommen wollen, ist ein Sieg fast schon Pflicht", weiß der 21-malige deutsche Nationalspieler.

bundesliga.de: Herr Hinkel, Sie hatten zuletzt Oberschenkelprobleme. Daher gleich die wichtigste Frage: Sind Sie fit für Donnerstag?

Andreas Hinkel: Ich trainiere wieder mit der Mannschaft und kann das volle Pensum mitgehen.

bundesliga.de: Heißt das auch, dass Sie in der Startformation stehen werden?

Hinkel: Das ist halt jetzt der springende Punkt. Mein Fitness-Level, das ich vor meiner Verletzung hatte, habe ich natürlich noch nicht wieder erreicht. Ich bin einsatzbereit, aber einen Stammplatz kann ich nicht fordern. Das muss der Trainer entscheiden, ich rechne mir aber Chancen auf einen Einsatz aus.

bundesliga.de: Aber vielleicht setzt Ihr Trainer Tony Mowbray ja auch gerade auf Sie, weil es gegen einen deutschen Verein geht. Das ist für Sie doch bestimmt auch eine besondere Konstellation?

Hinkel: Klar, für mich ist das schon etwas Besonderes, und ich hoffe, dass ich keinen verletzungsbedingten Rückschlag mehr hinnehmen muss. Es ist nämlich das erste Mal, dass ich auf einen deutschen Gegner treffe, seitdem ich 2006 ins Ausland gewechselt bin. Die Möglichkeit bestand schon mal, ist aber dann zwei Mal ganz knapp gescheitert. Mit Sevilla hätte ich im UEFA-Cup-Halfinale 2006/07 gegen Leverkusen spielen können, Bayer hatte aber im Viertelfinale gegen Osasuna verloren. Und im Finale winkte dann ein Duell mit Werder Bremen, die waren aber im Halbfinale an Espanyol Barcelona gescheitert. Somit mussten wir zwei Mal gegen spanische Mannschaften spielen, was im internationalen Wettbewerb natürlich nicht so attraktiv ist. Deswegen freue ich mich jetzt umso mehr!

bundesliga.de: Wie genau verfolgen Sie aktuell eigentlich die Bundesliga?

Hinkel: Ich schaue mir viele Zusammenfassungen an und nutze sehr häufig das Internet. Auch gerade bundesliga.de ist da eine meiner bevorzugten Adressen. Hauptsächlich verfolge ich dabei den VfB Stuttgart. Der steckt gerade in einer schwierigen Situation. Aber die Mannschaft ist stark genug, um bald wieder die Kurve zu bekommen.

bundesliga.de: Und was wissen Sie aktuell über Hamburg, Ihren kommenden Gegner mit Celtic?

Hinkel: Es steht ja nicht erst seit gestern fest, dass wir gegen den HSV antreten. Sie sind sehr gut in die Saison gestartet und ein gefährlicher Gegner.

bundesliga.de: Der HSV hat mit Mladen Petric und Paolo Guerrero gerade im Sturm einige Prominente Ausfälle zu verkraften. Wie schätzen Sie die Situation bei den Hamburgern ein?

Hinkel: Die personellen Verluste sind natürlich groß, weil es ganz wichtige Spieler getroffen hat. Aber in der Breite ist der HSV qualitativ gut besetzt, die Mannschaft kann die Ausfälle momentan kompensieren. Ob das über die gesamte Saison gelingt, weiß ich nicht - sie können ja auch im Winter noch auf dem Transfermarkt tätig werden.

bundesliga.de: Wen sehen Sie denn als Schlüsselspieler in Reihen der Hamburger?

Hinkel: Über den jungen schwedischen Neuzugang Marcus Berg kann ich mir noch kein richtiges Urteil erlauben. Aber Eljero Elia zum Beispiel hat großes Potenzial. Auch "Trotsche" (Piotr Trochowski, Anm. d. Red.) ist natürlich immer unberechenbar und kann ein Spiel entscheiden.

bundesliga.de: Celtic hat in der Europa League nach zwei Spielen erst einen Punkt auf dem Konto. Ist die Partie für Sie schon ein Endspiel?

Hinkel: Tja, was heißt Endspiel… Aber wir stehen unter Zugzwang. Gerade wie die beiden bisherigen Spiele gelaufen sind, war bitter. Nach der ersten Partie (1:2 bei Hapoel Tel Aviv, Anm. d. Red.) war ich richtig enttäuscht über unsere Leistung, weil wir die Punkte nach der Führung zur Pause in der zweiten Hälfte noch hergeschenkt haben. Gegen Rapid Wien (1:1, Anm. d. Red.) war ich leider nicht dabei, aber da hatten wir in der zweiten Halbzeit richtig gute Chancen, um das Spiel noch zu gewinnen. Aber "Hätte, wenn und aber" hilft uns nicht. Jetzt ist jedes Spiel wichtig und wir müssen unbedingt punkten. Wenn wir weiterkommen wollen, ist ein Sieg fast schon Pflicht!

bundesliga.de: Wie könnte Ihre Taktik für einen Sieg aussehen? Wird Celtic bedingungslos nach vorne spielen?

Hinkel: Der Trainer wird uns sicher gut einstellen. Aber generell werden wir natürlich nach vorne spielen, wir wollen - ja müssen vielleicht sogar - das Spiel gewinnen. Harakiri-Fußball über 90 Minuten wird es aber eher nicht geben, das geht auch gar nicht. Es wird immer mal Phasen geben, in denen wir das Tempo rausnehmen.

bundesliga.de: Wenn Sie tippen müssten, setzen Sie aber schon auf einen Erfolg Ihrer Mannschaft, oder?

Hinkel: Ich bin ja nicht zum Tippen da, sondern dafür, um mitzuhelfen, dass Celtic das Spiel gewinnt. Und daran glaube ich auch. Wir sind stark genug.

Das Gespräch führte Tim Tonner