Hängende Köpfe bei Hannover 96: Nach dem 2:2 gegen den 1. FSV Mainz 05 ist der Traum von Europa für die Niedersachsen wohl endgültig geplatzt
Hängende Köpfe bei Hannover 96: Nach dem 2:2 gegen den 1. FSV Mainz 05 ist der Traum von Europa für die Niedersachsen wohl endgültig geplatzt

Hannover im Wechselbad der Gefühle

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Hannover - Es ist zwei Wochen her, da beantwortete Mirko Slomka die Frage, ob es das war mit dem Saisonziel Europa mit einem klaren "Ja". Gerade hatte Hannover 96 mit dem 1:6 gegen den FC Bayern München die höchste Heimniederlage seiner Bundesliga-Geschichte wegstecken müssen. Nur eine Woche später wurde dieses Ja relativiert. Die "Roten", als Tabellen-16ter des Auswärtsrankings gerngesehene Gäste in fremden Stadien, feierten beim 3:2 bei der SpVgg Greuther Fürth den vierten Auswärts-Dreier der Saison. Und die Konkurrenz verpasste es, eine Vorentscheidung im Kampf um die internationalen Plätze herbeizuführen.

"Das ist ärgerlich"

"Wir müssen unsere verbleibenden Spiele erfolgreich gestalten", gab sich nicht nur Sergio da Silva Pinto noch einmal so, wie er auch spielt: kämpferisch. Ob das am Samstag zur Kategorie "erfolgreich" gehörte, vermochte direkt nach dem Schlusspfiff kein 96er zu beurteilen, denn einen Tag später hatten es der SC Freiburg und der Hamburger SV in der Hand, sich von den Niedersachsen abzusetzen.

Slomka hatte da wohl schon eine Ahnung. Zwar wiederholte der Coach des Tabellenneunten das klare Ja nicht, hatte aber mehr als leichte Zweifel. "Es stehen zu viele Mannschaften zwischen uns. Die müssten alle Spiele verlieren, wenn wir noch vorbeiziehen wollen", so der 45-Jährige, der mit Verweis auf den immer wieder überraschenden Verlauf der Saison gleichzeitig klarstellte: "Erst wenn rechnerisch nichts mehr geht, ist die Entscheidung gefallen. Wir werden am Samstag in Leverkusen alles versuchen. Und vielleicht können wir unseren Fans zum Abschluss im eigenen Stadion gegen Düsseldorf ja doch noch ein schönes Finale präsentieren."



Nach den Sonntagsspielen und dem 2:0-Erfolg des SCF über den FC Augsburg ist die Wahrscheinlichkeit des dritten Einzugs in die Europa League in Folge bei nun sechs Punkten Rückstand auf die Breisgauer aber noch unwahrscheinlicher geworden

"Wenn man fünf Minuten vor Schluss 2:1 führt, dann darf man das nicht mehr abgeben, zumal ich immer das Gefühl hatte, wir bringen das über die Zeit oder machen sogar noch das 3:1. Das ist ärgerlich", meinte Andre Hoffmann enttäuscht. Vom ruhigen Ausklingenlassen der Saison will der 20-Jährige allerdings nichts hören. "Jeder von uns ist Profi genug, dass er jedes Spiel gewinnen will."

Diouf beendet Durststrecke



Das Positivste am vierten Heimspiel in Folge ohne Sieg, eine Negativ-Serie wie es sie seit Slomkas Amtsantritt im Januar 2010 noch nicht gegeben hat, war für den Trainer der Treffer zum 2:1 in Unterzahl durch Mame Diouf. Der Top-Torschütze beendete mit seinem elften Saisontreffer eine Durstrecke von 658 Minuten ohne Tor. "Ich freue mich wahnsinnig für den Jungen", sagte Slomka.

Insgesamt richtet sich der Blick an der Leine nun nach vorn auf die kommende Saison. "Einen Platz im ersten Drittel der Tabelle", hat Präsident Martin Kind vorgegeben. Heißt rechnerisch: zumindest Platz 6 - und damit die Qualifikation fürs internationale Geschäft. Umsetzen müssen dies Vorgabe Slomka und Dirk Dufner, der nach seinem Wechsel von Freiburg nach Hannover bei seiner Premiere in der AWD Arena direkt auf der Bank Platz genommen hatte. "Das habe ich ganz allein entschieden", erklärte der neue Sportdirektor.

Der Blick geht nach vorn



Es soll der einzige Alleingang des 45-Jährigen bleiben. In Zukunft werde kein Spieler verpflichtet, den Trainer und der Sportdirektor nicht gemeinsam wollen, sind sich Slomka, Dufner und Kind einig. Zeit zum Akklimatisieren in seiner neuen Umgebung bleibt dem Neuen nicht. "Frisches Blut wäre nicht negativ", kündigte Dufner schon mal Neuzugänge an, mit dem Ziel die Mannschaft nicht nur zu verstärken, sondern auch zu verjüngen.

Zwei Spiele stehen für Hannover noch auf dem Programm, der Blick geht aber nicht erst seit Samstag schon weit darüber hinaus in die kommende Saison - mit größter Wahrscheinlichkeit erstmals seit der Spielzeit 2010/11 ohne Ticket für Europa.

Aus Hannover berichtet Jürgen Blöhs