19.04. 18:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 16:30
21.04. 13:30
21.04. 15:30
21.04. 17:30
Jan Schlaudraff (l., mit Leonardo Bittencourt) traf erstmals seit dem 11. November 2012
Jan Schlaudraff (l., mit Leonardo Bittencourt) traf erstmals seit dem 11. November 2012

Hannover erleichtert nach ersehntem Dreier

xwhatsappmailcopy-link

Berlin - 3:0 bei Hertha BSC gewonnen und damit nach fünf sieglosen Partien erstmals wieder einen Dreier eingefahren: Kein Wunder, dass nach dem Spiel Erleichterung das vorherrschende Gefühl bei den Hannoveranern war.

Hannover eiskalt

Endlich war sie vorbei, diese schwarze Serie! Trotz teils ansprechender Leistungen und zuletzt zwei Partien ohne Niederlage gegen wesentlich höher rangierende Augsburger und Leverkusener hatte Hannover 96 seit dem 1. Februar nicht mehr gewonnen. Die Abstiegszone war inzwischen bedrohlich nahe gerückt. Nun gelang also der Befreiungsschlag, ausgerechnet auswärts.

Da war es den Niedersachsen auch ziemlich egal, dass es ein "sehr schwieriges Spiel" war, in dem Hertha "in der ersten Halbzeit besser war", wie 96-Abwehrmann Christian Schulz analysierte. In der Tat vergaben die Hausherren, auch noch nach dem Seitenwechsel, mehrere hundertprozentige Torchancen durch Adrian Ramos und Per Skjelbred.

Im Gegenzug nutzte Hannover seine Chancen eiskalt. "Die Effektivität, die wir die letzten drei, vier Spiele haben vermissen lassen, haben wir heute wieder gezeigt", freute sich Schulz. Wie recht der 30-Jährige hatte, der gewohnt solide agierte, zeigt ein Blick auf die Statistik: Drei Schüsse durch Hannover aufs Tor waren dort notiert - alle drei waren drin. "Deswegen steht auch ein 3:0-Auswärtssieg hier", resümierte der Routinier.

Drei Punkte für die Mama

Einer allerdings war besonders happy über das Spiel: Leonardo Bittencourt. Der Deutsch-Brasilianer konnte sich diesmal zwar nicht selbst in die Torschützenliste eintragen, bereitete aber die beiden ersten Treffer seines Teams vor und avancierte damit zum Mann des Spiels. Den Sieg widmete der 20-Jährige seiner Mutter Ariana, die am Spieltag Geburtstag feierte: "Die kriegt heute drei Punkte mit nach Hause gebracht", sagte der Sohn des früheren Cottbuser Bundesligaspielers Franklin Bittencourt lachend.

Aber auch die Schützen der beiden ersten Tore hatten allen Grund zur Freude. Lars Stindl erzielte sein erstes Bundesliga-Tor seit dem 3. November 2012 gegen Augsburg - dazwischen lagen 29 Bundesliga-Spiele ohne Treffer. "Ungewohnt" sei das gewesen, erklärte der 96-Kapitän lachend, ein Tor zu erzielen und dann noch auswärts zu gewinnen. Schließlich waren die Niedersachsen in der Hinrunde noch die Heimwehkranken der Liga gewesen - keinen einzigen Punkt holten die Landeshauptstädter in der Fremde. In der Rückrunde hingegen stehen nun schon sieben Auswärtspunkte zu Buche.

Aufwärtstrend bei Schlaudraff?

Jan Schlaudraff, Schütze des zweiten Tores, war sogar erst eingewechselt worden, weil die einzige Spitze Artjoms Rudnevs mit einer Fleischwunde früh raus musste. "Über die Qualität von Jan brauchen wir nicht sprechen", meinte Christian Schulz über seinen Mitspieler, "wenn er sie abruft, ist er im Eins-gegen-Eins herausragend." So, wie beim vorentscheidenden 2:0, als der Offensiv-Allrounder Hertha-Keeper Thomas Kraft umkurvte und dann ins leere Tor einschob. "Das freut mich für ihn persönlich, weil er keine einfache Situation hat", so Schulz über Schlaudraff.

Der frühere Bayern-Spieler bringt fußballerisch alles mit - ballsicher, passstark und gefährlich im Abschluss kann der 30-Jährige sowohl im offensiven Mittelfeld als auch im Sturm eingesetzt werden. Eigentlich wäre Schlaudraff nun prädestiniert für einen Platz in der Startelf. Denn 96-Coach Tayfun Korkut hat mit einer schweren Personalmisere im Angriff zu kämpfen. Mame Diouf und Artur Sobiech fallen bis Saisonende aus, bei Didier Ya Konan reicht die Fitness nach längerer Verletzungspause erst für Kurzeinsätze.

Gegen Dortmund ohne Andreasen

Dennoch entschied sich Korkut in Berlin lieber für eine Systemumstellung mit Artjoms Rudnevs als einziger Spitze. Erst als der auch noch ausfiel, durfte Schlaudraff ran. "Jan steht bei uns im Kader und er ist genauso wichtig wie alle anderen", sagte Korkut nach der Partie und betonte: "Wer rein kommt, muss abliefern." Das hat Schlaudraff diesmal getan, in der Vergangenheit hingegen sahen bei ihm sowohl Korkut als auch dessen Vorgänger Mirko Slomka nicht immer die für ein Team, dass in erster Linie auf defensive Kompaktheit setzt, notwendige Laufbereitschaft.

Klar ist, dass Korkut angesichts der Ausfälle bis zum Saisonende jeden Mann braucht. Denn, warnt Matchwinner Bittencourt, "wir dürfen jetzt trotzdem nicht denken, dass wir sicher sind, es sind noch genug Spiele da." Und gleich das nächste wird richtig schwer: Champions-League-Finalist Borussia Dortmund gastiert in Hannover, das dann auch noch auf den gelbgesperrten Leon Andreasen verzichten muss.

Aus Berlin berichtet Andre Anchuelo