Hannover die Nummer eins im Norden

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Hannover - Fünf Tore, Kampf, Leidenschaft, Spannung und ein Showdown nach 90 Minuten durch einen Darsteller, den schon niemand mehr auf dem Zettel hatte - die Partie Hannover 96 gegen den Hamburger SV hatte alles was einen guten Fußball-Krimi ausmacht.

Die "ARD" bewies ein gutes Gespür, als sie die Dreharbeiten zu einer "Tatort"-Folge mit Maria Furtwängler als Kommissarin Charlotte Lindholm in den Rahmen dieses Nord-Derbys legte.

Als Ex-Nationalspieler Mike Hanke, der schon zu Hanover 96 II in die Regionalliga abgeschoben worden war und seine Rückkehr in den Profikader eher der Verletztenmisere zu verdanken hatte, in der Nachspielzeit zum 3:2-Endstand einköpfte, brachen in der ausverkauften AWD-Arena alle Dämme. Nicht die Europapokal-Aspiranten Werder Bremen, Hamburger SV oder VfL Wolfsburg, sondern Hannover 96 ist die klare Nummer eins im Norden. Und als dramaturgischer Höhepunkt zogen die 96er zur Freude der Fans mit dem Erfolg über die Hamburger in der ewigen Bundesligatabelle auch noch am niedersächsischen Erzrivalen Eintracht Braunschweig vorbei.

"Geben Woche für Woche 110 Prozent"

"Wir geben Woche für Woche 110 Prozent", erklärte Jan Schlaudraff gegenüber bundesliga.de den Höhenflug der "Roten" auf Rang 4 der Tabelle. "Wir genießen die Momentaufnahme", ist dem Angreifer bewusst, dass man die Erwartungen im Verein nicht zu hoch schrauben solle: "Die Fans dürfen gern vom Europapokal träumen, wir sollten uns besser darauf konzentrieren, so schnell wie möglich 40 Punkte gegen den Abstieg zu erreichen."

"20 plus x Punkte", hatte sich Mirko Slomka für die Winterpause gewünscht. Die 20-Punkte-Marke hat sein Team bereits nach 13 Spieltagen übertroffen. "Die Mannschaft hat ein klasse Spiel gezeigt. Wir haben bis zum Schluss alles gegeben. Das zeichnet die Mannschaft aus", lobte der Trainer. "Über ein Unentschieden hätte sich wohl niemand beschwert, aber beide Mannschaften haben versucht, das Spiel zu gewinnen. Auch der HSV hatte die Chance zum Sieg."

Das ist "einfach geil"

"Bis Weihnachten wollen wir jetzt weiter Punkte sammeln", gibt Christian Schulz als Ziel vor. Der Kapitän hatte mit einem artistischen Fallrückzieher zum 2:2 großen Anteil am bereits siebten "Dreier" der Saison. "Das war wohl das schönste Tor meiner Karriere", freute sich der Abwehrspieler. "So ein Spiel zu gewinnen, ist einfach geil."

Bereits am kommenden Samstag steht in der niedersächsischen Landshauptstadt ein weiterer Knaller auf dem Programm. Der Tabellenvierte empfängt zum Spitzenspiel des 14. Spieltags den Sechsten SC Freiburg. "Da hätte ich nur mit dem Kopf geschüttelt", sagte Schulz auf die Frage, wie er reagiert hätte, wenn jemand ihm vor der Saison diese Paarung zweier vermeintlicher Abstiegskandidaten als Top-Spiel prophezeit hätte.

Die Saison 2010/11 entpuppt sich als spannender und unberechenbarer als ein Drehbuchautor es sich vorstellen kann. Und das Ende der Partie zwischen dem Dritten in der Heim- und dem Sechsten in der Auswärtstabelle, die beide trotz negativen Torverhältnisses vor vielen Top-Clubs rangieren, ist offen - wie ein guter Krimi es sein sollte.

Jürgen Blöhs