Jan Schlaudraff (l.) kam vor der Saison vom FC Bayern
Jan Schlaudraff (l.) kam vor der Saison vom FC Bayern

Hannover bewahrt nach Fehlstart Ruhe

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Nach dem achten Platz und der besten Saison nach 43 Jahren haben die Verantwortlichen bei Hannover 96 im Sommer die Spielzeit 2008/09 in aller Ruhe akribisch vorbereitet.

Frühzeitig hatten die Entscheider, Trainer Dieter Hecking, Sportdirektor Christian Hochstätter und der Vorstandsvorsitzende Martin Kind, die Transferaktivitäten abgeschlossen.

Zum Trainingsauftakt am 30. Juni stand der Kader, der mit einigen prominenten Neuzugängen wie den Nationalspielern Jan Schlaudraff, Mario Eggimann und Mikael Forssell ebenso hochkarätig verstärkt wurde.

Nach sieben Minuten Makulatur

Sieben Wochen lang wurde auf den Saisonstart und das Spiel beim FC Schalke 04 konzentriert und mit guten Ergebnissen in der Vorbereitung hingearbeitet.

Und dann war beim Auftakt in der ausverkauften Veltins-Arena alles nach gerade einmal sieben Minuten Makulatur. Zweimal hatte die Abwehr und insbesondere Innenverteidiger Vinicius nach Standards nicht aufgepasst, zweimal hatte Schalke da schon getroffen.

Damit war bereits die Vorentscheidung gefallen. 96 erholte sich von dem Rückstand nie richtig und kassierte in Durchgang zwei auch noch den 0:3-Endstand, wieder nach einem ruhenden Ball.

"Aus dem Loch herauskommen"

"Wenn wir nach sieben Minuten schon 0:2 in Rückstand liegen, ist das natürlich nicht der Saisonstart, den wir uns vorgestellt haben", meinte 96-Stürmer Mike Hanke nach dem Spiel.

"Nach dem 0:2 ist man erst mal down und muss aus dem Loch wieder herauskommen. Das haben wir bis Ende der ersten Halbzeit geschafft. Dann kam die Chance von Schlaudraff. Wenn wir da das Anschlusstor zum 1:2 machen, kommen wir vielleicht noch einmal zurück."

Besserung gegen Cottbus

Doch dazu kam es nicht, und so konnte Hannover die ambitionierten Schalker nicht mehr ernsthaft gefährden. Die happige 0:3-Niederlage hatte erst einmal die Stimmung gedrückt und das Team vor dem Kellerduell gegen das ebenfalls schlecht gestartete Energie Cottbus erheblich unter Druck gesetzt.

"Wir müssen gegen Cottbus zum fußballerischen auch schnell wieder das kämpferische Element abrufen", fordert Hannovers Coach Dieter Hecking. Ansonsten droht ein Fehlstart. "Schalke ist nicht unser Maßstab", versucht Mike Hanke die Niederlage herunterzuspielen. "Wir wollen ja nicht Meister werden wie Schalke." Aber in den UEFA-Cup wollen sie. "Wir wollen um Platz 5 mitspielen", bestätigt Hanke.

"Wenn das nicht unser Ziel wäre, dann würden wir einen Schritt zurück machen. Wir sind im letzten Jahr Achter geworden. Wir wären wir fehl am Platz, wenn wir nicht nach einem UEFA-Cup-Platz streben würden." Diese Vorgabe hatte auch Hecking vor der Saison mutig ausgegeben.

Integration braucht Zeit

In Gelsenkirchen vertraute der Trainer noch weitgehend auf seine eingespielte Vorjahreself, in der er mit Schlaudraff nur einen Neuen aufbot.

Der Neuzugang vom FC Bayern tat sich ebenso schwer, wie die später eingewechselten Eggimann, der beim 0:3 unglücklich aussah, und Forssell. Die Integration der Neueinkäufe braucht ganz offensichtlich noch etwas Zeit.

"Das erste Spiel ist in die Hose gegangen, aber jetzt geht es weiter", befindet 96-Torwart Robert Enke. Auf die UEFA-Cup-Ambitionen des Vereins angesprochen, meint er: "Ich habe immer gesagt, abwarten, wie wir starten. Der Druck gegen Cottbus ist jetzt natürlich sehr groß."

"Saison fängt erst richtig an"

Ähnlich denkt auch Hanke: "Wir müssen das Schalke-Spiel analysieren, aber auch schnell abhaken. Gegen Cottbus müssen wir jetzt natürlich punkten. Da fängt die Saison für uns erst richtig an."

Bei aller berechtigter Kritik sollte man allerdings nicht vergessen, dass bislang lediglich ein Spiel absolviert wurde. Daraus werden Hecking & Co. ihre Schlüsse ziehen. In aller Ruhe und mit der nötigen Akribie.

Tobias Gonscherowski