Der Jubel ist groß: Hannover gewinnt gegen Augsburg knapp mit 2:1 und bleibt damit zuhause eine Macht (©Imago)
Der Jubel ist groß: Hannover gewinnt gegen Augsburg knapp mit 2:1 und bleibt damit zuhause eine Macht (©Imago)

Hannover beendet Augsburgs Serie

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Hannover - Wer hätte bei der Spielplan-Veröffentlichung gedacht, dass es bei der Partie Hannover 96 gegen den FC Augsburg am sechsten Spieltag zu einem Nord-Süd-Gipfeltreffen kommen würde - der Tabellen-Vierte gegen den Sechsten.

Kein Team lässt weniger Torschüsse zu als der FCA

standen gleich mehrere Serien auf dem Prüfstand für ihre Haltbarkeit. Hannover hatte die bis dato drei Heimspiele vor eigenem Publikum gewonnen, Augsburg reiste mit dem Selbstbewusstsein von drei Siegen in Folge in die niedersächsische Landeshauptstadt.



Klar war, die 96er würden es bei allen Offensivstärken schwer haben, die Weiße Weste zu behalten, denn ausgerechnet die als Abstiegsanwärter gehandelten Augsburger stellten nach fünf Spieltagen die beste Defensive der Liga - kein anderes Team ließ weniger Torschüsse zu.

Und auch in der HDI-Arena gab es gegen die Fuggerstädter für die besonders im eigenen Stadion torgefährlichen 96er kaum ein Durchkommen. "Aus dem Spiel haben wir kaum Chancen zugelassen. Wir haben 96 das Leben schwer gemacht", hob dann auch Augsburgs Innenverteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker in einem Gespräch mit bundesliga.de hervor.

Huszti verwandelt eiskalt zum Ausgleich



So bedurfte es schon der Mithilfe der Gäste, dass die Roten auch im vierten Spiel vor eigener Kulisse als Sieger vom Platz gingen. Nach 60 Minuten behinderten sich Augsburg-Keeper Alexander Manninger und sein Verteidiger Ragnar Klavan nach einer weiten Flanke von Szabolcs Huszti gegenseitig. Der Ball landete vor den Füßen von Artur Sobiech, der ihn zum 1:1 ins leere Tor schob. "Wenn er rauskommt, muss er ihn haben oder wegfausten", machte Stefan Reuter den österreichischen Nationaltorwart als Schuldigen aus. Vorwürfe seitens des FCA-Managers Richtung Keeper gab es aber nicht: "Er hat uns auch schon viele Punkte gerettet."

Neun Minuten zuvor hatte Kapitän Paul Verhaeg seine Augsburger mit einem Handelfmeter in Führung gebracht. Und auch vor dem Siegtreffer durch Szabolcs Huszti meinte Schiedsrichter Christian Dingert ein Handspiel gesehen zu haben. Der nach seiner Rot-Sperre zurückgekehrte Ungar verwandete den Strafstoß in Minute 89 eiskalt zum 2:1-Siegtreffer. Wie wichtig Doppel-Scorer Huszti für die 96er ist, zeigt ein Blick in die Statistik. Seit der Rückkehr des 30-Jährigen an die Leine traf Hannover in 25 Spielen mit Huszti 49 mal (1,96 Tore pro Spiel), ohne ihn in 15 Spielen 21 Mal (1,4).

Ladehemmung bei Augsburgs Mölders



Augsburgs Siegesserie war beendet, alle anderen Serien aber hatten Bestand. Die Süddeutschen warten in ihrer noch jungen Bundesliga-Geschichte weiter auf ihren ersten Dreier gegen Hannover. Nie traf ein Team in diesem Duell häufiger als zweimal. Der FCA ist weiterhin das Team, das in der aktuellen Spielzeit die wenigsten Schüsse aufs eigene Tor zuließ - 54. Damit rangieren sie vor den Champions-League-Finalisten FC Bayern (56) und Borussia Dortmund (58).

Und Augsburgs Goalgetter wartet weiter auf seinen ersten Treffer der Saison. Zwar schoss und köpfte Sascha Mölders viermal aufs Gehäuse von Ron-Robert Zieler, so oft wie kein anderer aus seiner Mannschaft, aber viermal ging der Ball drüber. Saisonübergreifend wartet der 28-Jährige nun seit 792 Minuten auf einen Treffer. Hannover-Coach Mirko Slomka gab nach der Partie zu, dass seine Mannschaft ein "glücklicher Sieger" gewesen sei, er habe seine "Spieler vor Augsburg gewarnt. Die kamen mit dem Selbsbewusstsein von drei Siegen in Folge zu uns."

Kind: "Fahren nicht nach München, um zu verlieren"



"Wir verstehen uns von Woche zu Woche besser und wollen uns in der Spitzengruppe festsetzen", gibt Lars Stindl für die kommenden Wochen vor. "Dafür müssen wir vor allem auch auswärts endlich punkten. Jetzt kommt Bayern, dann geht es nach Leverkusen und Dortmund. Das sind die drei besten Mannschaften Deutschlands. Danach wissen wir, wo wir stehen", beschreibt der Ersatz des verletzten Steven Cherundolo im Kapitänsamt die bevorstehenden Aufgaben in der Fremde.

Mit Blick auf das zweite Spiele innerhalb von elf Tagen beim FC Bayern München sah Torschütze Sobiech es sogar positiv, dass "die Augsburger uns alles abverlangt haben. Das war eine gute Vorbereitung auf Bayern". Beim deutschen Rekordmeister müssen die Niedersachsen am Mittwoch eineinhalb Wochen nach dem 0:2 in der Liga erneut antreten - in der zweiten Runde des DFB-Pokals. "Warum sollen wir da nichts holen?", stellt Kapitän Lars Stindl in den Raum. Und Präsident Martin Kind bringt das Selbstbewusstsein beim Tabellen-Vierten auf den Punkt: "Wir fahren nicht nach München, um zu verlieren."

Aus Hannover berichtet Jürgen Blöhs