Jeder Spieler hat zwischen sechs und zwölf verschiedene Paar Fußballschuhe. Für Mario Mosa gilt es da, nicht den Überblick zu verlieren
Jeder Spieler hat zwischen sechs und zwölf verschiedene Paar Fußballschuhe. Für Mario Mosa gilt es da, nicht den Überblick zu verlieren

Hamburgs Mann für alle Fälle

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Hamburg - Mario Mosa ist so etwas wie der gute Hausgeist beim Hamburger SV. Der 45-Jährige ist Zeugwart und in den heiligen Hallen der Rothosen allgegenwärtig - und auch wieder nicht.

"Du weißt nie, was dich erwartet"

"Ich bin immer da, wenn die Spieler, Trainer oder Betreuer mich brauchen, ansonsten versuche ich aber, möglichst unauffällig im Hintergrund zu arbeiten", verriet Mosa in der Imtech Arena beim Treffen mit bundesliga.de.

Doch das ist gar nicht so einfach. Denn schließlich ist Mosa Herr über tausende von Ausrüstungsgegenständen. Trikots, Trainingsanzüge, Schuhe, Schienbeinschoner, Handtücher, Sonnencreme und selbst Unterwäsche ist in ausreichender Zahl vorhanden und muss immer einsatzbereit sein.

Die Unterwäsche war auf dem Weg ins Trainingslager nach Dubai mal besonders vonnöten, als auf dem Hinflug der Koffer eines Mitarbeiters der Medienabteilung verloren ging. Mosa kleidete ihn komplett ein, bis das Gepäckstück wieder auftauchte.

Für Mosa ist das ein Paradebeispiel für die Vorzüge seines Berufs: "Du weißt nie, was dich im nächsten Moment erwartet oder was passiert. Deshalb ist dieser Job auch mein Traumjob."

Vom "Türsteher" zum Zeugwart

Im Sommer 2005 begann sein Engagement als Zeugwart. Vorher war er schon 17 Jahre für die Sicherheit im HSV-Stadion, gleich ganz nah an den Kabinen, zuständig gewesen. Mit seiner sympathischen, fröhlichen Art war er schon damals immer für einen Klönschnack oder einen Spaß zuhaben.

Das kam gut an. Und als sein Vorgänger in Rente ging, wurde er gefragt, ob er sich nicht vorstellen könne, bei der Reserve der Hamburger als Zeugwart anzufangen. Seine Frau Martina musste er nicht lange überzeugen. "Sie sagte nur: Du machst eh immer das, was Du möchtest", erklärt Mosa mit einem verschmitzten Lächeln.

Beiersdorfer landete auf der Mailbox

Zwei Jahre später kam dann die Beförderung zu den Profis. Wobei die Anrufe des damaligen Sportchefs Dietmar Beiersdorfer erst einmal auf der Mailbox landeten. Mosa befand sich nämlich wie jeden Sommer im Urlaub in Ravanusa auf Sizilien, dem Heimatort seines Vaters. Und wie immer blieb das Handy dort aus. Bei seiner Rückkehr musste er aber nicht lange überlegen und sagte sofort zu.

Das sorgte beim HSV-Fanclub Sicilia Ravanusa und dessen rund 200 Mitgliedern für großen Jubel. Fanclub-Gründer und ebenfalls glühender HSV-Fan ist Marios Bruder Michael. In Ravanusa sind sie stolz auf ihren Landsmann. Schließlich ist er dafür verantwortlich, dass den Profikickern vor dem Anpfiff die meisten Sorgen abgenommen werden.

Akribische Ordnung

Dabei ist der Ablauf vor den Heim- und Auswärtsspielen eigentlich immer gleich. In der Imtech Arena stattet der Zeugwart die Spinde der Stars je nach Witterung vom Trikot bis zum Schienbeinschoner aus. Für die Auswärtsreisen füllt er Metallkisten streng nach Strichliste - und zwar immer für alle Betreuer und die im Kader befindlichen Spieler.

"So weiß ich zum Beispiel immer, wie viele Paar Fußballschuhe ich welchem Spieler ausgehändigt habe und wiederbekommen muss", so Mosa. Bei den Trikots ist der Schwund größer, je nachdem, wie oft getauscht wird.

Alles, was zurück in die Kabine gebracht wird, landet in einer der vier großen Industriewaschmaschinen, die automatisch mit Waschmittel befüllt werden. Je nach Trainingsintensität laufen davon bis zu zwölf Ladungen am Tag.

Vor einer Saison gerät Mosa ins Schwitzen

Wesentlich mehr zu tun hat Mosa aber in der Vorbereitung auf die neue Saison. Rund zwei Wochen, bevor die Spieler ihren Dienst antreten, müssen Mosa und sein Kollege Miroslav Zadach an die 6.000 Artikel auspacken, einsortieren und vermerken. Im Laufe der Saison werden die Bestände dann immer wieder aufgefüllt.

Viel Arbeit, die Mosa mit viel Leidenschaft und Enthusiasmus verrichtet. "Für mich ist jede Woche ein Höhepunkt. Die Vorbereitung auf ein Spiel, die Anspannung, die Emotionen. Das ist es, was ich so an meinem Beruf liebe."

Michael Reis