Keinen Sieger gab es im Duell zwischen Augsburg um Flügelspieler Andre Hahn (r.) und Gladbach mit Linksverteidiger Oscar Wendt (l.)
Keinen Sieger gab es im Duell zwischen Augsburg um Flügelspieler Andre Hahn (r.) und Gladbach mit Linksverteidiger Oscar Wendt (l.)

Hahn rupft Gladbach, Kruse den FCA

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Augsburg - Das ging blitzschnell. Und dieses atemberaubende Tempo, das er nach seinem Wechsel aus Offenbach zum FC Augsburg im Januar dieses Jahres auf dem Weg vom Drittliga- zum gestandenen Bundesligaspieler angeschlagen hat, zählt für ihn selbst zu den großen Überraschungen. "Dass es sportlich schon so gut läuft, hätte ich nicht gedacht", sagte Andre Hahn unlängst in einem Interview.

Hahn: "Den Treffer widme ich meiner Familie"

Es läuft so gut, weil er auf der rechten Außenbahn unwiderstehlich sprintet. In den gegnerischen Abwehrreihen herrscht mit schöner Regelmäßigkeit Alarmstufe Rot, wenn Flitzer Hahn antritt und versucht, die Defensivblöcke vom Flügel her zu knacken. Doch so sehr er sich auch als Vorbereiter profiliert hat - mit einem persönlichen Torerfolg wollte es partout nicht klappen. Bis Freitagabend. Beim glückte ihm die 1:0-Führung - sein erster Treffer im 23. Bundesligaeinsatz.



"Vielleicht löst das die Blockade", sagte Daniel Baier, der seinen Teamkollegen in höchsten Tönen pries. "Wir wissen, was wir an Andre haben. Er gibt über 90 Minuten alles für die Mannschaft. Tore muss er da gar nicht unbedingt machen."

Nun hat er endlich eins gemacht, und den Gefühlssturm, den die Premiere in ihm auslöste, bezeichnete er als "unbeschreiblich". Den Treffer, fuhr er fort, "widme ich meiner Familie". Da die nicht vor Ort war, sondern zu Hause im fernen Otterndorf bei Cuxhaven vor dem Fernseher saß, streckte der Flügelflitzer seinen rechten Unterarm den Kameras entgegen. Das Tattoo, das dort zu sehen ist, setzt sich aus drei Sternen mit den Namen von Papa, Mama und Bruder zusammen.

Dass Mönchengladbach - zumindest ein bisschen - gerupft wurde, war insofern hauptsächlich Hahns Verdienst, als er nicht nur Vollstreckerqualitäten bewies, sondern auch als Zuarbeiter glänzte. Den Ball, den Joker Arkadiusz Milik in der 88. Minute aus spitzem Winkel zum 2:2 über die Linie drückte, hatte er mit letztem Einsatz grätschend maßgerecht dem ebenfalls erstmals erfolgreichen Schützen aufgelegt.

Eine gefühlte Niederlage



Der späte Treffer, der den FCA samt Anhang in kollektive Verzückung versetzte, schickte auf der anderen Seite die Stimmung verständlicherweise Richtung Keller. "Wir führen 2:1, lassen uns dann reindrängen und kassieren ein dämliches Tor", resümierte Mittelfeldmann Christoph Kramer. "Das Unentschieden ist eine gefühlte Niederlage."

Freude über den ersten Auswärtspunkt in dieser Saison nach den drei vorangegangenen vergeblichen Anläufen wollte auch bei Lucien Favre nicht aufkommen. "Wir haben in München, Leverkusen und Hoffenheim besser gespielt als heute, aber nichts geholt", blickte der Borussia-Coach zurück und bemängelte die vielen Abspielfehler nach der 2:1-Führung. "Wir hätten den Ball mehr zirkulieren lassen müssen, effizienter sein müssen."

In Top-Form präsentierte sich Max Kruse, der - wie Andre Hahn - den ersten Treffer für seine Elf selbst erzielte und den zweiten vorbereitete. "Natürlich freue ich mich über mein Tor und den Assist", sagte der bärenstarke Angreifer, der jedoch auch mit Kritik nicht sparte. "Wenn du kurz vor Schluss 2:1 führst und die Ambitionen hast, die wir immer nach außen tragen, musst du das Spiel gewinnen. So einfach ist das."

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse