In 260 Bundesliga-Spielen für Stuttgart, Bayern und Gladbach traf Giovane Elber 133 Mal
In 260 Bundesliga-Spielen für Stuttgart, Bayern und Gladbach traf Giovane Elber 133 Mal

"Hätte Babbel den Trainerjob nicht zugetraut"

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Giovane Elber kam 1994 in die Bundesliga. Er spielte drei Jahre beim VfB Stuttgart, danach sechs Jahre für den FC Bayern München. Im Interview mit bundesliga.de spricht der beste ausländische Torschütze aller Zeiten über das Duell seiner beiden Ex-Vereine (Samstag, ab 15 Uhr im Live-Ticker / Liga-Radio) und gibt einen Tipp für die Herbstmeisterschaft ab.

Außerdem verrät er, was er vom neuen Stuttgarter Teamchef Markus Babbel hält und worin für ihn die Ursachen für die mäßige Hinrunde des VfB bestehen.

bundesliga.de: Herr Elber, am Samstag tritt der FC Bayern bei Ihrem Ex-Club Stuttgart an. Wie beurteilen Sie die Situation beim VfB?

Giovane Elber: Ich freue mich, dass es mit dem neuen Teamchef Markus Babbel wieder bergauf geht. Er hat seine beiden ersten Bundesliga-Spiele gewonnen, das ist natürlich super für ihn als Neuling. Er hat wahrscheinlich nicht viel verändert im Vergleich zu seinem Vorgänger Armin Veh, aber die Spieler glauben jetzt wieder an sich, und das ist enorm wichtig. Mit Selbstvertrauen kann man vieles bewegen, und das hat Markus Babbel beim VfB erreicht.

bundesliga.de: Was sagen Sie denn generell zum Trainerwechsel?

Elber: Nun, der VfB war in einer schwierigen Lage und da ist es klar, dass jemand dafür "bezahlen" musste, in dem Fall Armin Veh. Mit dem neuen Trainerstab geht es wieder bergauf.

bundesliga.de: Sie haben von 1997 bis 2000 mit Babbel zusammen beim FC Bayern gespielt. Hätten Sie ihm den Wechsel auf die Trainerbank zugetraut?

Elber: Nein. Aber das ist immer so. Wenn man Fußballprofi ist, hört man schon ab und zu, dass der eine oder andere später Trainer werden will. Doch eigentlich traut man es keinem zu, denn das ist kein einfacher Job. Für Markus war es ganz wichtig, dass er jetzt beim VfB die Chance bekommen hat. Er ist schon lange Zeit im Verein, kennt die Leute und die Spielphilosophie. Ich hoffe, dass er Fuß fassen kann in dieser neuen Arbeit und traue ihm jetzt einiges zu.

bundesliga.de: Was zeichnet Babbel aus?

Elber: Er ist sehr kommunikativ. Auch damals beim FC Bayern hat er immer sehr viel mit den anderen Spielern gesprochen, egal ob jung oder alt. Er hatte immer Zeit, sich zu unterhalten. In schwierigen Zeiten hat er immer Ruhe bewahrt und nie draufgehauen nach dem Motto: "Alles ist schlecht, wir müssen alles ändern." Er denkt immer positiv, und das ist ganz wichtig.

bundesliga.de: Was waren Ihrer Meinung nach die Ursachen, warum es bei den Schwaben in der Hinrunde nur mäßig lief?

Elber: Schwer zu sagen, vielleicht ist Veh zu lange beim VfB gewesen. Es kann passieren, dass ein Trainer plötzlich seine Spieler nicht mehr erreicht, auch wenn er genau das Gleiche gemacht hat wie in der Meistersaison 2006/07. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo die Spieler nicht mehr so viel Vertrauen in den Trainer haben und merken, dass er verzweifelt ist, seine Maßnahmen nicht mehr greifen und er nicht mehr die richtige Ansprache an die Mannschaft findet. Und dann muss eben ein Wechsel her, das ist ganz normal, das gehört zum Geschäft, auch wenn es schade ist. Veh hatte seinen Bonus, der VfB hat lange gewartet, und am Ende kamen auch noch die Meinungsverschiedenheiten dazu, als Veh die Einkaufspolitik kritisiert hat. Wenn man so etwas in der Öffentlichkeit sagt, wird es ganz schwer für einen Trainer.

bundesliga.de: Der FC Bayern hat die beiden letzten Auftritte in Stuttgart verloren. Reist der Meister mit einem unguten Gefühl an?

Elber: Nein, das beeinflusst den FC Bayern nicht, denn der schaut nicht auf die Statistik, sondern nur von Spiel zu Spiel. Zuerst galt das Interesse dem Champions-League-Spiel in Lyon, danach richtet sich die Konzentration auf den VfB Stuttgart. Aber die Fans können sich auf das Spiel freuen, denn es fallen immer Tore.

bundesliga.de: Was trauen Sie dem FCB am Samstag zu?

Elber: Ich rechne mit einem Auswärtssieg. Vor allem jetzt, wo sie wieder punktgleich mit dem Tabellenführer Hoffenheim sind. Für den FC Bayern ist es immer unangenehm, wenn er nur Dritter oder Vierter ist. Denn dann will er mit aller Macht wieder nach vorne kommen, verkrampft und spielt schlecht. Aber wenn er Erster ist und weiß, dass die anderen auf ihn schauen, spielt der FC Bayern befreiter auf.

bundesliga.de: Wer wird Ihrer Meinung nach Herbstmeister?

Elber: Ich nehme an, dass die Bayern in Stuttgart gewinnen werden. Aber Hoffenheim wird Schalke schlagen und daher Herbstmeister.

Das Gespräch führte Denis Huber