Jos Luhukay arbeitet seit 2009 beim FC Augsburg als Cheftrainer
Jos Luhukay arbeitet seit 2009 beim FC Augsburg als Cheftrainer

"Haben alles durchs Kollektiv aufgefangen"

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Augsburg - Der FC Augsburg hat noch alle Chancen, den Klassenerhalt zu schaffen - sehr zur Überraschung vieler Experten. Im Interview mit bundesliga.de zeigt sich Trainer Jos Luhukay deshalb zufrieden mit der Hinrunde und erklärt, worin die Chancen des Teams in der Rückserie liegen.

bundesliga.de: Herr Luhukay, was überwiegt beim Hinrundenfazit? Die Enttäuschung über Platz 17 oder die Freude darüber, dass der FCA durchaus mithalten kann?

Jos Luhukay: Eher letzteres. Viele Beobachter haben uns wenig zugetraut. Wir galten als Abstiegskandidat Nummer eins. Aber wir haben noch alles selbst in der Hand, uns fehlen nur drei Punkte, das kann man in 17 Spielen schaffen. Und hier herrscht eine hohe Motivation, das vermeintlich Unmögliche doch noch zu schaffen.

bundesliga.de: Und sei es über den Umweg des Relegationsplatzes.

Luhukay: Dann würden wir versuchen, es in den beiden Spielen hinzukriegen, ja.

bundesliga.de: Waren Sie überrascht über das Niveau der Bundesliga?

Luhukay: Nein, ich wusste ja, dass sich die Bundesliga in Europa vor keiner anderen Liga zu verstecken braucht. Wenn wir als FC Augsburg in diesem Jahr dabei sind, macht uns das stolz. Offenbar geht es den Fans auch so.

bundesliga.de: Die Stimmung im Stadion war meist positiv. Ist das ein Standortvorteil im Abstiegskampf?

Luhukay: Das Vertrauen der Fans und die mannschaftliche Geschlossenheit zeichnen uns aus. Die Fanentwicklung bei uns war ja extrem positiv und jetzt wissen wir endgültig, dass die Fans auch kommen, wenn wir nicht mehr die meisten Spiele gewinnen wie zuletzt in der 2. Bundesliga. Sowohl die Fans als auch die Mannschaft verkörpern Herz. Die Mannschaft hat auch nach Niederlagen hier Applaus bekommen, weil der Einsatz gestimmt hat.

bundesliga.de: Im ersten Drittel der Hinrunde klang es zuweilen etwas bemüht, wenn der FCA seine Hoffnung auf Klassenerhalt artikuliert hat. Mittlerweile wirkt das glaubwürdiger. Was ist zwischenzeitlich passiert?

Luhukay: Wir hatten am Anfang sicher zu viel Respekt und nicht genug Zutrauen in unser eigenes Können. Das hat die Mannschaft dann nach und nach abgelegt und mehr an sich geglaubt - irgendwann kam dann die wichtige Erkenntnis dazu, dass wir auch in der ersten Liga Spiele gewinnen können.

bundesliga.de: Einige Spiele waren sehr eng, gingen aber letztlich verloren.

Luhukay: Die ganzen Verletzten haben uns natürlich auch aus der Balance gebracht. In der vergangenen Saison hatten wir die wenigsten Gegentore der Liga. Jetzt aber fielen unter anderem Paul Verhaegh, Sebastian Langkamp, Marcel de Jong und Simon Jentzsch lange aus. Da fehlte Stabilität und Sicherheit. Wir haben da nicht viel Aufhebens drum gemacht, aber das war natürlich ein Schlag ins Kontor. Wir haben das aber durchs Kollektiv aufgefangen. So soll das in der Rückrunde weitergehen.

bundesliga.de: Wie kann man den Kollektivgeist als Trainer beeinflussen?

Luhukay: Ich muss zuerst die Mentalität der Mannschaft loben, weil die Ersatzspieler respektieren, wenn sie draußen sitzen und dennoch wissen, dass schon morgen ihre Chance kommen kann. Das hat immer mit Geben und Nehmen zu tun. Und es ist die Aufgabe des Trainers, immer wieder zu vermitteln, dass alle Spieler im Team dazugehören - und alle Physiotherapeuten, Busfahrer usw. auch.

bundesliga.de: Ist das Formen eines Kollektivs eine der größten Herausforderungen für einen Trainer? Lionel Messi kann schließlich jeder trainieren.

Luhukay: Ja klar, das ist immer spannend, wir haben nicht die Ausnahmespieler, die bei jeder anderen Bundesligamannschaft sofort Stammspieler wären.

bundesliga.de: Wahrscheinlich hätten sie aber zumindest gerne ein paar davon. Respekt, wie tapfer Sie betonen, dass die wirtschaftliche Konsolidierung Vorrang vor Transfers hat.

Luhukay: Wir alle können sehr gut damit umgehen. Wir haben getan, was in unseren Möglichkeiten liegt. Aber glauben Sie mir: Wir wollen hier etwas aufbauen, wir müssen in die Infrastruktur und die Rahmenbedingungen investieren, um uns dauerhaft zu stabilisieren.

Das Interview führte Christoph Ruf

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