Der Augsburger Marcel de Jong traf gegen den VfB mit seinem ersten Ballkontakt im Spiel
Der Augsburger Marcel de Jong traf gegen den VfB mit seinem ersten Ballkontakt im Spiel

GZSZ-Star Marcel de Jong

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Augsburg - Egal ob Sieg, Unentschieden oder Niederlage - gefeiert wird der FC Augsburg von seinen im M-Block der SGL-Arena versammelten Fans immer. Von Bedeutung allerdings ist die Dauer der Huldigungen, denn: Sie gilt als Indikator für die Leistung, die das Team abgeliefert hat. Nach dem währten die Liebesbezeigungen eine halbe Ewigkeit, woraus sich unschwer schließen lässt, dass die Vorstellung des Abstiegskandidaten in Gala-Nähe angesiedelt war.

Erlöser de Jong

"Ich freue mich, dass wir so guten Fußball spielen können", gab Ragnar Klavan zu Protokoll, während Jan-Ingwer Callsen-Bracker seine Überzeugung zum Ausdruck brachte, dass die ohnehin nicht mehr schmale Brust jetzt weiter schwellen werde. "Die Leistung gibt wahnsinnig viel Selbstvertrauen", sagte der Abwehrmann, der zusammen mit dem Esten die Innenverteidigung bildete. "Dass wir in der Klasse bleiben, ist klar", fuhr der 28-Jährige fort und ließ nur die Frage nach dem Wie offen: "Ob auf direktem Weg oder über die Relegation, das wird sich zeigen."



So verdient der überlebenswichtige Dreier gegen den VfB auch war - bis in die Schlussphase hinein musste gebangt werden, weil die FCA-Profis mit der Chancenverwertung einmal mehr auf Kriegsfuß standen. Auch nachdem Sascha Mölders in seinem 50. Bundesligaeinsatz in Augsburger Diensten nach Ecke von Tobias Werner per Kopf die Führung erzielt hatte (61.), war die Messe noch längst nicht gelesen.

Zum Erlöser avancierte schließlich ein Kurzarbeiter: Nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung erhöhte Marcel de Jong auf 2:0 (83.). Ein Tor, wie man es nicht alle Tage zu sehen bekommt. Aus 20 Metern chippte der Niederländer mit kanadischem Pass den Ball elegant über den etwas zu weit vor seinem Gehäuse postierten Keeper Sven Ulreich ins Netz. Balsam für eine geschundene Seele. Der Linksverteidiger ist der "GZSZ-Star" im FCA-Aufgebot, erlebt nach guten Zeiten nun schlechte. Den Stammplatz, den er einst innehatte, hat er an Matthias Ostrzolek verloren.

"Da geht dir das Herz auf"



"Dieser Treffer war unglaublich wichtig für mich", sagte er sichtlich erleichtert und mit strahlender Miene. Dass eine Zentnerlast von ihm abgefallen war, hätte nichts besser zeigen können als seine Reaktion auf den erfolgreichen Kunstschuss: Marcel de Jong schlug einen astreinen Rückwärtssalto, raste in Richtung Stehtribüne und riss sich das Trikot vom Leib, in das für einen kurzen Moment Daniel Baier schlüpfte. Die Gelbe Karte, die er regelkonform erhielt, konnte seine Freude nicht trüben.

"Wenn du den Salto nach dem Tor siehst, geht dir das Herz auf", sagte Geschäftsführer Sport Stefan Reuter, während Mölders trocken anmerkte: "Ich hätte mir dabei wahrscheinlich die Beine gebrochen." Fußnote: Nach seinem Treffer zur 3:0-Führung am ersten Rückrundenspieltag in Düsseldorf hatte der Stürmer ein Rad geschlagen, dabei aber zu erkennen gegeben, dass seine turnerischen Fähigkeiten stark limitiert sind, deutlich stärker auf jeden Fall als die seines Teamkollegen.

De Jong vor Rückkehr in die Startelf



Für de Jong war die Entscheidung, den Torerfolg auf diese ebenso ungewöhnliche wie schwierige Art zu suchen, keine spontane. Auf dem Weg Richtung Kasten habe er "zwar gesehen, dass der Keeper etwas zu weit vor dem Tor steht, dann aber überlegt: 'Soll ich das so machen oder nicht?'", verriet er. Über gute Trainingsleistungen wolle er nun versuchen, in die Startelf zurückzukehren.

Dort wird er aller Voraussicht nach schon am kommenden Sonntag, wenn die Partie beim SC Freiburg ansteht, zu finden sein. Während die Gelbe Karte, die Schiedsrichter Manuel Gräfe ihm zeigte, erst die dritte im laufenden Wettbewerb war und somit vorerst keine weiteren Konsequenzen nach sich zieht, muss Ostrzolek pausieren. In der 33. Minute hatte der 22-jährige Außenverteidiger ebenfalls Gelb gesehen - die folgenschwere fünfte Verwarnung.

Fürs erste also wird das Pech seines Konkurrenten wohl de Jongs Glück sein. Und wer weiß: Vielleicht brechen mit dem Freiburg-Spiel ja wieder gute Zeiten für ihn an.

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse