"Grün-Weiße" ohne "Evergreens"

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Bremen - Bei Werder Bremen drohen sich die kommenden Wochen zu einer Durststrecke zu entwickeln. Denn nachdem der brasilianische Abwehrchef Naldo langfristig ausfällt, müssen die Hanseaten aktuell auch im Mittelfeld und im Sturm auf ihre größten Leistungsträger verzichten.

Die peruanische Tormaschine Claudio Pizarro absolviert zwar schon wieder ein leichtes Lauftraining, fehlt aber vorerst ebenso wie Werder-Antreiber Torsten Frings. Ob und wie Thomas Schaaf und die Werderaner diese Ausfälle kompensieren können, ist noch unklar.

bundesliga.de hat die Situation bei den "Grün-Weißen" unter die Lupe genommen und verdeutlicht, wie wichtig das Trio Frings, Naldo und Pizarro für den Erfolg der Mannschaft ist.

Kraftpaket Naldo fehlt hinten wie vorne

Abwehrchef Naldo fehlt Werder schon seit der Sommerpause. Ronaldo Aparecido Rodrigues, einer der torgefährlichsten Verteidiger der Liga (letzte Saison 5 Tore, 3 Torvorlagen), steht den Werderanern seit seiner Knieverletzung nicht mehr zur Verfügung und wird noch mehrere Monate ausfallen. 66 Prozent der Zweikämpfe konnte Naldo in der abgelaufenen Spielzeit, für sich entscheiden - damit lag er ligaweit auf Platz 7.

Sein Ersatzmann im aktuellen Saisonverlauf ist der Österreicher Sebastian Prödl. Zwar hat der 23-jährige bisher eine noch etwas höhere Zweikampfquote aufzuweisen (69 Prozent), doch dieser Wert hat nach nur sieben absolvierten Bundesligapartien weit weniger Aussagekraft als Naldos, der in der vergangenen Spielzeit ganze 31 Mal für Bremen auflief. In puncto Torgefahr kann Prödl den Brasilianer bei weitem nicht ersetzen: In insgesamt 38 Bundesligapartien für Werder konnte er bisher erst einmal einnetzen.

Frings in Topform ist kaum zu ersetzten

Das Herz und die Seele des Bremer Spiels ist Urgestein Torsten Frings. Nach seiner Oberschenkel-OP fällt auch er für die nächsten Wochen aus - besonders bitter, da gerade Frings noch einer der konstantesten Bremer in dieser bisher so durchwachsenen Saison ist. Auch er gewann ganze 67 Prozent seiner Duelle und erzielte in sechs Partien schon drei Treffer.

Frings' Ersatz ist meist Daniel Jensen, der in den vergangenen beiden Spielzeiten nie über die Rolle des Ergänzungsspielers hinauskam (11 und 13 Einsätze). Der Däne konnte in dieser Saison nur 52 Prozent seiner Zweikämpfe für sich entscheiden und trug sich noch nicht in die Torschützenliste ein.

Arnautovic und Almeida sind keine Pizarros

Claudio Pizarro war in den letzten beiden Saisons Bremens Torgarant. 17 Mal netzte er 2008/2009 ein, 16 mal ließ er es in der letzten Spielzeit klingeln. Seine insgesamt 68 abgegebenen Torschüsse kamen in herausragenden 68 Prozent der Fälle auch aufs Tor.

Einen Pizarro in der bestechenden Form der letzten Spielzeit zu ersetzten, ist kaum möglich. Werders österreichischer Neuzugang Marko Arnautovic und Portugals Sturmtank Hugo Almeida sind diejenigen, die in Pizarros Abwesenheit für die Treffer sorgen sollen. Almeida konnte dabei immerhin schon vier Mal treffen, Arnautovic zwei Tore zu Buche stehen. Von den 26 Torschüsse der beiden Ersatzmänner kam allerdings nur jeder zweite auf den Kasten.

Werder ohne seine drei "Evergreens" - kann das gut gehen?

Besonders schwer wiegt, dass Frings, Naldo und Pizarro gleichzeitig ausfallen. In dieser Saison standen die drei Routiniers (Durchschnittsalter 31) noch nie gemeinsam auf dem Platz - acht magere Punkte und nur Platz 13 in der Tabelle sind das Resultat.

In der letzten Spielzeit waren die drei Säulen im Team der Hanseaten noch Garanten dafür, dass Bremen letztlich doch noch die Champions-League-Qualifikation errreichte. Das Trio agierten in den letzten fünf Partien jedes Mal Seite an Seite - Bremen gewann vier davon (ein Unentschieden).

Werder muss sich auf schwere Wochen einstellen. Wenn die Ersatzleute nicht über sich hinauswachsen, wird es für die Hanseaten ohne ihre wichtigen Stützen hart, in dieser durchwachsenen Saison endlich für eine Trendwende zu sorgen. Dass Bremen zuletzt in Leverkusen ohne das komplette Leistungsträger-Trio antrat, war für die "Grün-Weißen" fast ein Novum. Das letzte Spiel ohne Beteiligung von Pizarro, Naldo oder Frings datiert vom 16. Februar 2008 - vor über zweieinhalb Jahren.

Das verdiente Unentschieden bei der "Werkself" am vergangenen Sonntag gibt aber dennoch Anlass zur Hoffnung.

Christoph Gschoßmann