Werder Bremen um Sebastian Prödl (l.) hat gegen 1899 Hoffenheim alles gegeben - und doch nicht gewonnen
Werder Bremen um Sebastian Prödl (l.) hat gegen 1899 Hoffenheim alles gegeben - und doch nicht gewonnen

"Grün-Weiße" Achterbahnfahrt der Gefühle

xwhatsappmailcopy-link

Bremen - Völlig erschöpft und enttäuscht sanken die Spieler von Werder Bremen nach dem Abpfiff auf den Rasen. Wie konnte ein so sicher geglaubter Sieg noch aus den Händen gegeben werden? Bis zur 85. Minute hatten die "Grün-Weißen" gegen die ebenfalls abstiegsbedrohten Gäste von 1899 Hoffenheim mit 2:0 geführt. Ein Doppelschlag von Sven Schipplock sorgte dann für Ernüchterung auf Seiten der Hausherren und grenzenlosen Jubel bei den Kraichgauern.

"Das ist bitter"

"Ich bin jetzt einfach nur leer und down", sagte Sebastian Mielitz nach dem Schlusspfiff zu bundesliga.de. Nur schwer fand der Torwart Worte für das eben Geschehene, versuchte sich aber an einer Erklärung : "Wir haben gekämpft und uns völlig verausgabt. Dafür haben wir dann Tribut gezollt. Denn in den Schlussminuten konnten wir die Konzentration nicht mehr so hochhalten, wie wir uns das gewünscht hätten."



"Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Wir haben immer wieder den Weg nach vorne gesucht. Haben uns unterstützt, waren aggressiv in den Zweikämpfen. Wenn man dann noch in der Nachspielzeit den Sieg aus der Hand gibt, ist das natürlich bitter", erklärte Kapitän Clemens Fritz.

Dabei sollte es doch ein Tag der Freude für alle "Grün-Weißen" werden. Als der Mannschaftsbus vor dem Spiel die Rampe am Weser-Stadion herunterfuhr, standen tausende Fans Spalier und jubelten ihren Helden zu. "ALLEz GRÜN" hieß das Motto einer Fan-Aktion. Vor dem Anpfiff sorgte dann eine besondere Choreographie in Erinnerung an die Meistermannschaft von 1988 für einen weiteren Gänsehautmoment. "Nicht die Mittel entscheiden über den Erfolg - es ist die Einstellung!" war in übergroßen Buchstaben zu lesen.

Bremen rückt zusammen



"So eine Stimmung habe ich noch nicht erlebt. Das ist einfach nur sensationell. Das zeigt, wie sehr die Region, die ganze Stadt und der Verein zusammengerückt sind", meinte Mielitz.

Und die Bremer Spieler hatten die Botschaft ihrer Anhänger verstanden. Schon vor dem Spiel. Sie waren hochmotiviert, heiß darauf, den großen Schritt in Richtung Klassenerhalt zu machen. Doch wieder einmal bewahrheitete sich eine alte Fußballweisheit. Mielitz wandelte sie leicht um: "Ein Spiel dauert manchmal 93 Minuten und am Ende steht es 2:2."

"Gemeinsam werden wir es schaffen"



Doch die Enttäuschung wich schnell einer erneuten Aufbruchstimmung. Vor allem angesichts der Unterstützung nach dem Schlusspfiff. Die Werder-Fans feierten ihr Team trotz der verpassten Chance.

"Ich denke, dass die Zuschauer gemerkt haben, dass wir uns zerreißen. Diesen Weg müssen wir weitergehen. Wir sind enttäuscht, aber wir müssen uns aufbauen. Schon vorher war klar, dass noch zwei schwere Spiele anstehen. Wir haben zwar eine bessere Ausgangsposition verspielt, aber gemeinsam werden wir es schaffen", sagte Fritz.

Fokus auf Frankfurt



Ob Mannschaft und Fans aber noch einmal in der Lage sind, gegen Eintracht Frankfurt einen ähnlichen Kraftakt zu vollbringen? Der Kapitän ist "davon überzeugt. Die vergangenen Tage haben wir alle gespürt, das eine besondere Stimmung in der Stadt herrscht. Und diese Stimmung brauchen wir nächste Woche auf jeden Fall noch einmal."

Thomas Schaaf machte ebenfalls Mut. "Die Mannschaft wollte dem Publikum etwas zurückgeben. Das ist ihr auch gelungen, wenn auch nicht mit dem perfekten Ergebnis. Wir schauen jetzt nach vorne auf das Heimspiel gegen Frankfurt. Ich bin mir sicher, da wird uns das Publikum wieder begeistern und unterstützen", so der Trainer. Hoffentlich dieses Mal mit einem glücklicheren Ende.

Aus Bremen berichtet Michael Reis