Es ist ein denkwürdiger Abend für Torsten Frings (l.) in Bremen. Nicht nur, weil ihm nach einem erzielten Treffer sogar Gegenspieler wie hier Michael Ballack um den Hals fallen (© Imago)
Es ist ein denkwürdiger Abend für Torsten Frings (l.) in Bremen. Nicht nur, weil ihm nach einem erzielten Treffer sogar Gegenspieler wie hier Michael Ballack um den Hals fallen (© Imago)

Große Emotionen bei Frings-Abschied

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Bremen - Am Ende flossen sogar bei Torsten Frings die Tränen. Eskortiert von seinen beiden Töchtern Lena-Alina und Lisa-Katharina verließ der langjährige Kapitän von Werder Bremen zum letzten Mal den Rasen des Weser-Stadions.

Frings "musste ein bisschen weinen"

"Hey Papa, jetzt ist Schluss", forderte Lena-Alina Frings via Stadionmikrofon, ihre Schwester Lisa-Katharina ergänzte unmissverständlich: "Es wird Zeit, dass du runterkommst." Und weil 40.000 Zuschauer Ohrenzeugen dieser ultimativen Aufforderungen geworden waren, hatte Vater Torsten keine Wahl. In einem kleinen Lichtkegel drehte das Trio Arm in Arm eine Ehrenrunde durch die abgedunkelte Arena und nicht nur bei so manchem Besucher wurden die Augen feucht.



Der sonst so toughe Ex-Nationalspieler schämte sich seiner Emotionen nicht. "Ich musste schon ein bisschen weinen. Schließlich liebe ich meine Kinder über alles, und sie mussten sehr oft auf mich verzichten", sagte der 36-Jährige nach seinem endgültigen Abschied von der großen Fußballbühne.

Für viele Fans von Werder Bremen war das Farewell des 79-maligen Nationalspielers im ausverkauften Weser-Stadion mehr als das Ende einer großen Spielerkarriere. Elf Jahre lang prägte Frings zunächst als Mittelfeldspieler, später auch als Kapitän, die erfolgreichste Dekade der grün-weißen Vereinsgeschichte. Nun geht es für die Norddeutschen seit drei Jahren kaum noch um mehr als den Bundesliga-Klassenerhalt.

"Wir hatten eine überragende Bremer Mannschaft", erinnerte sich Frings nach dem Abpfiff. Johan Micoud, Diego, Ailton, Naldo, Dieter Eilts, Marco Bode, Frank Baumann, Tim Borowski, Fabian Ernst - sie alle lösten nostalgische Gefühle beim hanseatischen Publikum aus.

Thomas Schaaf gelöst wie selten



Und über allem: Thomas Schaaf. 119 Tage nach seiner Trennung vom SV Werder betrat der Coach, mehr als 14 Jahre lang Cheftrainer an der Weser, seine alte Wirkungsstätte - gelöst wie ganz, ganz selten und gefeiert wie kaum zuvor. "Es war ein Abend, wie er so noch nicht stattgefunden hat und den es in Bremen noch nicht gab. Aber Torsten hat ihn absolut verdient", sagte der 52-Jährige, der wie angekündigt keinerlei Fragen zu seiner persönlichen Zukunft beantwortete.

Die hat für Frings bereits begonnen, natürlich bei Werder Bremen. Derzeit fungiert der Vize-Weltmeister von 2002 als Assistent von Viktor Skripnik, Regionalliga-Trainer der U23-Mannschaft. Michael Ballack, alter Frings-Kumpel und einer von zahlreichen prominenten Mitwirkenden auf dem Rasen, macht sich da keine Sorgen: "Man braucht ein bisschen Zeit zur Neuorientierung, ich spreche da aus Erfahrung. Aber Torsten wird den für ihn richtigen Weg wählen."

Ginge es nach den Bremer Fußball-Fans, gäbe es für Tim Wiese sogar einen Weg zurück an die Weser. Jede Parade des Torhüters, der bei 1899 Hoffenheim einen schweren Stand hat, wurde frenetisch bejubelt. Der exzentrische Keeper genoss sichtlich den Beifall für seinen Auftritt vor großer Kulisse. Auch für ihn war es eine angenehme Reise in die eigene Vergangenheit.