Daumen hoch: Bremens Trainer Robin Dutt freut sich nicht nur über einen wichtigen Auswärtssieg, sondern auch über eine faire Geste von Aaron Hunt
Daumen hoch: Bremens Trainer Robin Dutt freut sich nicht nur über einen wichtigen Auswärtssieg, sondern auch über eine faire Geste von Aaron Hunt

"Große Bewunderung"

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Nürnberg - Aaron Hunt war glücklich. "Für uns war das ein ganz wichtiger Sieg gegen einen direkten Konkurrenten", sagte der Bremer Offensivmann nach dem 2:0-Sieg in Nürnberg. Fünf Punkte Vorsprung haben die Bremer nun vor dem FCN. Hätte der "Club" gewonnen, wäre er an den Norddeutschen vorbeigezogen.

Sieg nicht unverdient

"Der Sieg war umso wichtiger, weil wir in den letzten drei Saisonspielen noch gegen Leverkusen, Hertha und die Bayern ran müssen", rechnete Hunt vor. "Da wäre es natürlich toll, wenn wir dann keine Abstiegssorgen mehr hätten."

Zudem war der Bremer Sieg nicht so unverdient wie es Nürnbergs "Sechser" Mike Frantz ("Hier darf es nur einen Sieger geben") gesehen haben wollte. Immerhin standen die Bremer sicher und fuhren ihre wenigen Konter deutlich zielstrebiger als die Hausherren, die sage und schreibe 69 Prozent Ballbesitz hatten.

In der 22. Minute traf der starke Franco Di Santo mit einem Distanzschuss die Latte, kurz vor dem Halbzeitpfiff erzielte der Argentinier dann das wichtige 0:1 (39.) mit einer artistischen Direktabnahme. Den zweiten Treffer steuerte Philipp Bargfrede mit einem beherzten Distanzschuss bei (68.). "Mein Treffer fiel natürlich zu einem günstigen Zeitpunkt", sagte der Torschütze. "In der ersten Halbzeit haben wir vielleicht ein bisschen Glück gehabt, aber wir haben eine überragende kämpferische Leistung gezeigt."

Seit immerhin 354 Minuten ist Werder nun schon ohne Gegentor geblieben - dass Trainer Robin Dutt im Winter intensiv die defensiven Automatismen trainiert hat, zahlt sich derzeit aus. Auch im Spiel gegen einen Gegner, der trotz des Fehlens von fünf Stammkräften den spielerischen Aufwärtstrend der letzten Wochen bestätigte. "Nürnberg ist eine sehr gute Mannschaft", lobte Dutt, "sie spielen sehr risikoreich, aber gut. Wir mussten immer damit rechnen, dass sie ein Tor erzielen."

Eine faire Geste

Mochte Bargfredes Tor auch die Vorentscheidung in einer spannenden und unterhaltsamen Partie gewesen sein, für manchen Beobachter sollte ihr eigentlicher Höhepunkt erst noch kommen: Aaron Hunt nutzte in der 75. Minute die Möglichkeit, Sympathiepunkte zu sammeln: Nachdem er im Nürnberger Strafraum zu Fall gekommen war, entschied Schiedsrichter Manuel Gräfe zunächst auf Elfmeter, doch Hunt gab auf Nachfrage zu, dass kein Foul vorgelegen hatte, so dass der Referee die Entscheidung zurücknehmen konnte. Auch gegenüber der Presse gab sich Hunt nach seiner Schwalbe reunmütig: "Ich wollte den Elfmeter unbedingt, aber das war die falsche Entscheidung."

Da zuvor auch Nürnbergs Hiroshi Kiyotake einen Eckballpfiff zu seinen Ungunsten korrigiert hatte, gab es Lob von Werder-Coach Robin Dutt: "Als Trainer können wir großen Respekt davor haben, dass wir Spieler trainieren, die sich in so einem wichtigen Spiel als Sportsmänner verhalten." Er empfinde "große Bewunderung" für die beiden Akteure.

Der Gepriesene hatte zuvor noch einige Fragen zu einer möglichen Vertragsverlängerung zu beantworten. "Ich habe mich noch nicht entschieden und mir selbst auch keine Frist gesetzt", ließ er wissen. Es gehe darum, ob er sein "ganzes Leben" bei Werder bleiben wolle, oder eine neue Herausforderung, möglicherweise auch im Ausland, suche. "Genau darüber mache ich mir derzeit noch Gedanken."

Aus Nürnberg berichtet Christoph Ruf