Bundesliga-Torschützenkönig Klaas-Jan Huntelaar zieht im Kampf gegen Robin van Persie den Kürzeren
Bundesliga-Torschützenkönig Klaas-Jan Huntelaar zieht im Kampf gegen Robin van Persie den Kürzeren

Goalgetter im Wartestand

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München - Nur schauen, nicht schießen. Mario Gomez droht ein Platz auf der Bank, Klaas-Jan Huntelaar ist nur zweite Wahl, David Villa verletzt, Wayne Rooney gesperrt: Die Scharfschützen Europas bekommen zum Auftakt der EM erst mal keinen Auftrag. Das "Who is Who" der Torjäger teilt vor der am Freitag beginnenden EM in Polen und der Ukraine ein Schicksal - aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Kampf zwischen Huntelaar und van Persie

Das ist allemal kurios, denn das Publikum hat eine klare Meinung bei der Antwort auf die Frage, wer der Torschützenkönig dieser EM wird. In einer Umfrage des kicker sprachen sich 20,6 Prozent für "Hunter" Huntelaar aus, 19,5 Prozent glauben an "Torero" Gomez. Erst dahinter folgen Miroslav Klose (12,9) und der Niederländer Robin van Persie (10,9). Doch was die Anhänger glauben, interessiert die Trainer offensichtlich überhaupt nicht.



Bayern-Torjäger Gomez kommt trotz seiner 26 Saisontore in der Bundesliga nicht an Klose vorbei. Bondscoach Bert van Marwijk vom deutschen Gruppengegner Niederlande hat sich ebenfalls festgelegt: van Persie erhält zum EM-Start gegen Dänemark den Vorzug gegenüber Huntelaar. "Das heißt aber nicht, dass Huntelaar während des gesamten Turniers Ersatzstürmer ist und nie in der Startelf stehen wird", sagte van Marwijk.

Dem "Hunter" fällt es trotzdem schwer, diese Entscheidung nach seinen 48 Treffern in 48 Saison-Pflichtspielen für Schalke 04 zu akzeptieren, er machte es wie Gomez und schwieg nach den EM-Generalproben vorsichtshalber. Arsene Wenger kann van Marwijks Entscheidung verstehen. "Robin ist ein Ausnahmespieler. Seine Bewegungen im Strafraum sollte jede Fußballschule zeigen", sagte Wenger, Teammanager von van Persie beim künftigen Podolski-Club FC Arsenal.

Während Huntelaar und Gomez wohl an der starken Konkurrenz im eigenen Lager scheitern werden, hat es David Villa vom FC Barcelona besonders hart getroffen. Der EM-Torschützenkönig von 2008 fehlt Titelverteidiger Spanien nach seinem Schienbeinbruch. Dummheit versetzt dagegen den Engländer Rooney in die unliebsame Rolle des Zuschauers. Der Stürmer von Manchester United holte sich im unbedeutenden Qualifikationsspiel in Montenegro eine Rote Karte ab und ist für die ersten beiden EM-Begegnungen gesperrt.

Eine oder zwei Spitzen?



Dennoch ballern genug große Namen um die Wette. Torjäger wie van Persie, Klose oder Zlatan Ibrahimovic aus Schweden werden dabei allerdings zu Einzelkämpfern: Zwölf der 16 EM-Teilnehmer favorisieren eine Taktik mit einer Spitze - und Co-Gastgeber Polen vertraut dabei ganz auf Robert Lewandowski, der mit seinen 22 Saisontreffern maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Dortmunder Titelverteidigung hatte. "Bei Robert weiß jeder, dass er immer für ein Tor gut ist, wenn er in den Strafraum kommt", sagt Nationaltrainer Franciszek Smuda.

Cristiano Ronaldo spielt beim deutschen Gruppengegner Portugal zwar nicht ganz vorne im Angriff, darf sich aber dennoch Hoffnung machen, die Nachfolge Villas anzutreten. Der 27-Jährige schloss seine trickreichen Dribblings und kunstvollen Freistöße regelmäßig mit Toren für Real Madrid ab.

Neue Shootingstars



Der Stern von Thomas Müller ging bei der WM 2010 in Südafrika auf - mit fünf Treffern wurde er Torschützenkönig. Doch Müller traf zuletzt für den FC Bayern nicht mehr regelmäßig. Sein Nachfolger als Shootingstar könnte Olivier Giroud vom französischen Meister Montpellier HSC werden, aber auch der 25-Jährige, ist nicht gesetzt: Nationaltrainer Laurent Blanc wird wohl eher auf Karim Benzema von Real Madrid setzen.

Spannend wird die Frage nach dem Stürmer Nummer eins auch bei anderen Nationen. Der beim FC Chelsea glücklose Fernando Torres hat bei Spanien die besten Chancen, Villa zu ersetzen. Ibrahimovic hat seinen Stammplatz bei den Schweden indes sicher. Der viermalige Weltmeister Italien dagegen setzt wie Co-Gastgeber Ukraine, Kroatien und Irland auf ein System mit zwei Stürmern. Trainer Cesare Prandelli vertraut dabei auf den am Herzen operierten Antonio Cassano und Skandal-Profi Mario Balotelli.