Das vorentscheidende 2:0 für das Ticket nach Brasilien: Andre Schürrle (l.) trifft auf Vorlage von Toni Kroos
Das vorentscheidende 2:0 für das Ticket nach Brasilien: Andre Schürrle (l.) trifft auf Vorlage von Toni Kroos

Glanzlos: DFB-Elf sichert WM-Ticket

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Köln - Das Ticket ist gelöst, aber der große Glanz hat gefehlt: Die deutsche Nationalmannschaft darf nach einem zähen 3:0 (1:0) gegen Irland im kommenden Jahr bei der Endrunde in Brasilien nach ihrem vierten WM-Titel greifen. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw beseitigte am vorletzten Spieltag gegen biedere "Boys in Green" die letzten Zweifel am Gruppensieg und wird 2014 zum 18. Mal an einer WM-Endrunde teilnehmen. Trotz einer über weite Strecken mäßigen Vorstellung in Köln kann die DFB-Elf am Dienstag völlig entspannt das letzte Gruppenspiel gegen Schweden in Stockholm angehen.

Kroos lupft, Schürrle vollendet

Sami Khedira (12.), Andre Schürrle (58.) und Mesut Özil (90.+1) sorgten zwar für einen letztlich sicheren Sieg, doch das erhoffte Feuerwerk blieb aus, von einer Gala wie beim 6:1 im Hinspiel in Dublin war die Löw-Elf weit entfernt. Endlose Ballstafetten sorgten vor 46.237 Zuschauern in der ausverkauften WM-Arena für gepflegte Langeweile, gegen kampfstarke und vereinzelt sogar brandgefährliche Iren fehlte zu oft der Zug zum Tor.



Auch der sehenswerte Treffer zum 2:0 durch Chelsea-Star Schürrle, mustergültig per Heber vorbereitet von Toni Kroos, löste die Verkrampfung nicht. Der Führungstreffer war unter tatkräftiger irischer Mithilfe gefallen: Khediras Schuss hatte Ciaran Clark unhaltbar abgefälscht. Özils Treffer in der Nachspielzeit schönte die mäßige Vorstellung.

"Es war eine sehr gute Qualifikation, die Mannschaft hat ihre Pflicht erfüllt. Natürlich muss noch etwas passieren, zum Beispiel müssen wir noch die Defensive verbessern, auch wenn heute wieder kein Gegentor gefallen ist", sagte Löw am ARD-Mikrofon nach dem dritten 3:0 seiner Elf in Folge.

Müller: "Es war schon mühsam"



"Die Mannschaft hat ein Jahr lang gut gearbeitet. Heute haben wir von Anfang an Druck gemacht und wenig zugelassen. Wichtig war das frühe Tor", meinte Kapitän Philipp Lahm, und Thomas Müller fügte hinzu: "Es war schon mühsam. Die Iren standen das ganze Spiel im eigenen Sechszehner, das war unangenehmen." Bastian Schweinsteiger freute sich über die Qualifikation: "Das ist ein schönes Gefühl."

Löw hatte die Frage, ob Müller oder Max Kruse als Sturmspitze beginnen soll, überraschend mit Mesut Özil beantwortet. Der Spielmacher des FC Arsenal, der sein 50. Länderspiel bestritt, hatte diese Rolle schon mehrfach nach Auswechslungen während eines Spiels übernommen, zuletzt im Februar beim 2:1-Sieg in Frankreich. Der bei den Bayern zuletzt als Sturmspitze eingesetzte Müller agierte auf seiner angestammten Position rechts offensiv. Der Mönchengladbacher Kruse, nach den Ausfällen von Miroslav Klose und Mario Gomez einzige nominelle Spitze im Kader, musste zunächst auf die Bank, kam später für Khedira.

Iren ohne Altstar Keane



Özil hatte auch die erste Chance des Spiels, er schlenzte den Ball jedoch weit am Tor vorbei (6.). Ansonsten hatte die DFB-Elf Mühe, in der kompakten Deckung der wie erwartet leidenschaftlich kämpfenden Iren Lücken zu finden.

Die nach der Trennung von Giovanni Trapattoni erstmals vom etatmäßigen U21-Coach Noel King betreuten Gäste, die überraschend ohne Stürmerstar Robbie Keane begannen, verbarrikadierten sich bei deutschem Ballbesitz mit bis zu zehn Mann um den eigenen Strafraum. Ein ähnliches Desaster wie beim 1:6 im Hinspiel zu vermeiden, war offenbar die oberste Prämisse der Iren, die in Köln die letzte ohnehin rein theoretische Chancen auf das WM-Ticket verspielten.

Müller scheitert per Kopf - Clark trifft die Latte



Die Löw-Elf versuchte, durch ständige Rochaden Überraschungsmomente zu schaffen. Özil und Müller wechselten ebenso häufig die Positionen wie im zentralen Mittelfeld Kroos und Bastian Schweinsteiger. Der Vize-Kapitän agierte im Endeffekt mehr als "Achter", so wie zuletzt bei den Bayern. Zudem schaltete sich Kapitän Philipp Lahm auf der rechten Seite ungemein oft ins Angriffsspiel ein.

Der Ball war im ersten Durchgang fast ausschließlich in Besitz der Gastgeber, die jedoch viel zu viel Quergeschiebe fabrizierten und Ideen sowie Zug zum Tor vermissen ließen. Ein weiterer abgefälschter Schuss hätte fast zum 2:0 geführt, als der im ersten Durchgang sehr starke Kroos abzog (28.). Özil, Müller und Schürrle, der links offensiv den Vorzug vor Julian Draxler erhalten hatte, waren dagegen zunächst weniger im Spiel. Schürrle hatte jedoch auf Flanke von Lahm das 2:0 auf dem Kopf, scheiterte aber ebenso an Forde (35.) wie Müller mit seinem Linksschuss aus 20 Metern (37.). In der letzten Szene vor der Pause verpasste Clark mit einem Lattenkopfball nur knapp den Ausgleich.

Neuer patzt - fast der Ausgleich



Nach der Pause bereiteten die Iren den Gastgebern noch mehr Kopfschmerzen. Anthony Stokes (46./47.) und James McCarthy (48.) sorgten gleich dreimal für Gefahr, doch mit einer Portion Glück blieb die deutsche Mannschaft ohne Gegentreffer. In der 51. Minute ermöglichte Torwart Manuel Neuer beim Herauslaufen mit einem Patzer beinahe den möglichen Ausgleich.

Auch nach der schönen Kombination zum 2:0 fehlten weiter Tempo und Zielstrebigkeit, um die irische Defensive konsequent zu fordern. Ausnahmen bestätigten die Regel: In der 72. Minute forderte Müller mit einer Direktabnahme erneut Torwart Forde. Im Gegenzug musste Neuer gegen Stokes und Coleman zweimal sein ganzes Können zeigen. In der 82. traf Jerome Boateng mit einem Fernschuss nur die Latte. Den drohenden Ehrentreffer der Iren in den Schlussminuten verhinderte Neuer mit zwei Paraden.