Marcus Breuer bringt die Gladbacher Profis mit dem Bus zu den Spielen
Marcus Breuer bringt die Gladbacher Profis mit dem Bus zu den Spielen

Denker und Lenker

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Mönchengladbach - Seit über 20 Jahren kümmert er sich nicht nur um die Kleidung der Fußball-Stars, mit dem Mannschaftsbus chauffiert er das Team auch quer durchs Land. Marcus Breuer, der für die „Fohlen“ einst selbst die Fußballschuhe schnürte, ist bei Borussia Mönchengladbach Zeugwart und Busfahrer in Personalunion.

Obwohl er alle Packlisten sorgfältig abgehakt hat, beschleicht ihn nach jeder Abfahrt immer noch ein mulmiges Gefühl. Habe ich nicht doch etwas vergessen? Noch nie ist ihm dies in all den Jahren passiert, aber „vorsichtshalber halte ich dann doch mal an und schaue nach“, erzählt er. "Bei jedem Spiel habe ich Angst, irgendetwas nicht dabei zu haben. Scheinbar brauche ich diesen Kick. Dabei  schleppen wir sogar immer viel zu viel mit“. Mit "wir“ meint er sich und seinen Kollegen Rolf Hülswitt, mit dem er ein eingespieltes Team bildet.  Hülswitt kümmert sich um die Schuhe, Bälle, Hütchen und Laibchen, Breuer ist für Trainings- und Spielwäsche zuständig - und fährt den Bus.

Wertvolle Fracht

Seit März 2013 ist Borussia Mönchengladbach in Besitz der neuen „Linie 1900“, einem 440 PS starken Luxusgefährt, das sich, so Breuer, absolut super fahren lasse. "Da hat man mir ein schönes Spielzeug zur Verfügung gestellt, ein Traum“, freut sich der 43-Jährige sichtlich. Die wertvolle Besatzung sicher und unfallfrei zum Auswärtsspiel und zurück zu bringen, sei freilich das wichtigste. Kurze und mittlere Strecken legt das ganze Team gemeinsam zurück. Bei langen Touren wie nach München oder Berlin fährt er die Strecke mitsamt dem kompletten Equipment alleine vor. Die Mannschaft reist dann später per Flugzeug an und wird am Flughafen "eingesammelt“.

Spieler wird Zeugwart

Zu dem Job ist er auf durchaus kuriose Weise gekommen. Breuer spielte Anfang der Neunziger Jahre als zweiter Keeper bei Gladbachs Amateuren. Als in Dirk Heyne und Dimo Wache gleich zwei Torhüter ausfielen, durfte er eine Weile bei der ersten Mannschaft mittrainieren. "Ich kannte aber meine Grenzen und wusste, dass es mit der Profi-Karriere nicht geklappt hätte“, erinnert er sich. Da Manager Rolf Rüssmann einen neuen Zeugwart suchte, "bewarb“ sich Breuer um den Job und bekam den Zuschlag.

Als Teamkollege Karlheinz Pflipsen ihn nach einer Einheit fragte, ob er auch mit ins Trainingslager komme würde, war die überraschende Antwort: "Ja, aber als Zeugwart". - "Dann fragte mich  Rüssmann noch, ob ich auch Bus fahren könnte. Das konnte ich natürlich nicht." Also schnell noch den Führerschein gemacht und fertig war die perfekte Kombination, die er seitdem mit viel Spaß und Leidenschaft ausübt.

Fast 100 Kilo Wäsche pro Training

Sein Tag als Zeugwart beginnt in der Regel ab sieben Uhr, wenn die Reinigungsfirma die frische Kleidung liefert. "Nach dem Training werfen die Jungs die Sachen dann wieder in den Wagen, der von der Wäscherei abgeholt wird.“  Eine Trainingseinheit im Winter mit 24 Spielern und 4 Trainern "verursacht“ an die 100 Kilo Wäsche. Jeder Profi hat fünf Sätze Trainingswäsche, dazu eine separate Garnitur für den Spieltag.

Während sie ab Dienstag bereits die Vorbereitung auf die nächste Partie beginnen, sind Breuer und Hülswitt die ganze Woche für die Spieler da und kümmern sich um jeden individuellen Kleidungswunsch. Lange Hose, kurze Hose, Regenjacke, neue Unterwäsche, neue Stollen, alles stets parat. Ganz wichtig auch: die Schuhpflege. Im Schuhraum geben die Kicker ihr Arbeitsgerät in die vertrauensvollen Hände von Rolf Hülswitt. Durch das tägliche Miteinander ergebe sich zwischen Betreuern und Spielern ein sehr angenehmes, fast freundschaftliches Verhältnis, so Breuer.  

Erfolge machen Spaß

Gute und schlechte Zeiten hat das "Urgestein“ mit der "Elf vom Niederrhein“ erlebt. Momentan mache die Arbeit aufgrund der erfolgreichen sportlichen Situation besonders Spaß. Auch wenn er bei jedem Spiel mitfiebert, hält er sich stets vornehm zurück. "Ich randaliere nach einer Niederlage nicht und tanze bei einem Sieg auch nicht auf dem Platz. Ich weiß schon, was meine Aufgabe ist“, sagt er schmunzelnd.  

"Von wegen immer schön Kaffee mit den Spielern trinken“, wie er im Bekanntenkreis oft zu hören bekommt, "vor und nach den Spielen haben wir eine Menge Arbeit“, die er möglichst noch lange erledigen möchte. "Ich hoffe, dass ich hier Rentner werde“. Er kenne ja schließlich nichts anderes als Borussia Mönchengladbach. 

Markus Hoffmann