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Graham Agg (re.), der Organisator der Liverpooler Freundschaftsreise, nahm mit den anderen Fans Freitag an einer Stadionführung im Borussia-Park teil
Graham Agg (re.), der Organisator der Liverpooler Freundschaftsreise, nahm mit den anderen Fans Freitag an einer Stadionführung im Borussia-Park teil

Gladbach und Liverpool pflegen "einzigartige" Fanfreundschaft

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Auf dem Rasen waren sie einst große europäische Rivalen. Borussia Mönchengladbach und der FC Liverpool standen sich 1973 im Endspiel des UEFA-Pokals (heute Europa League) und 1977 im Finale des Pokals der Landesmeister (Champions League) gegenüber. Diese Spiele sind der Ursprung einer Fanfreundschaft, die heute intensiv gepflegt wird.

71 Fans des FC Liverpool haben sich an diesem Wochenende aus allen Richtungen auf den Weg nach "Munschengladback" gemacht: aus Liverpool, aus Madrid – hier spielten die "Reds" Donnerstag im Halbfinale der Europa League – und sogar aus Neuseeland.

Gladbach-Fans sammelten für Liverpool

"Die ersten losen Kontakte unter den Fans ergaben sich in den siebziger Jahren, als man sich öfter international getroffen hat. Danach ging die sportliche Schere leider auseinander. Erst durch die Stadion-Katastrophe von Hillsborough wurde der Kontakt intensiver", sagt Matthias Neumann, Leiter der Gladbacher Fanbetreuung.

Am 15. April 1989 kamen bei einem Pokalspiel in Hillsborough 96 Liverpool-Fans ums Leben, und die Borussen-Fans sammelten zunächst 3000 Mark für die Hinterbliebenen. 1991 konnten sie sogar eine Gesamtspende von 21.000 Mark übergeben. Eine Aktion und Geste, die man den Borussen in Liverpool nie vergessen wird.

Organisierte Fahrten seit 1992

Seit 1992 organsiert die Borussia jährlich Fahrten nach Liverpool, die in der deutschen Winterpause stattfinden. Der Spielbetrieb in der englischen Premier League läuft aber weiter. "Wir fahren mit Bussen oder Flugzeug mit bis zu 150 Leuten nach Liverpool. Es ist zwar nicht immer einfach an Karten heranzukommen, aber wir wollen jedem ermöglichen, mal ein Spiel an der Anfield Road zu sehen. Deshalb verzichten manche, die das Stadionerlebnis schon mal genossen haben, zugunsten anderer", meint Neumann.

Bis 2007 ließ der erste organisierte Gegenbesuch der Fans aus Liverpool auf sich warten. Vor allem dank Graham Agg kam richtig Schwung in die Sache. Der 48-jährige Liverpooler, der fast zehn Jahre in Deutschland gearbeitet hat, gehört auch zum Vorstand des Fanclubs "German Reds".

"Werden hier empfangen wie die Könige"

"Ich habe 2006 etwa 100 Gladbacher in Liverpool betreut und ich fand es ein bisschen peinlich, dass die Besuche bis dahin immer nur einseitig waren. Für 2007 habe ich den ersten Gegenbesuch mit etwa 25 Fans organsiert, dann wurden es 51, dann 62 und diesmal sind es 71. Wir werden hier empfangen wie die Könige, das ist schon eine einzigartige Freundschaft", schwärmt Agg.

Nach einem Besuch des Gladbacher Fanhauses empfing Mönchengladbachs Geschäftsführer Stephan Schippers die Engländer Freitagnachmittag im Borussia-Park: "Enjoy your trip and tell your friends, that Gladbach is a great club." Es folgte eine Stadionführung, der Höhepunkt des Samstags ist der gemeinsame Besuch des Heimspiels gegen den FC Bayern.

Freundschaftsspiel beider Clubs am 31. Juli

Graham Agg konnte freitags wie alle anderen Liverpooler den Spieltag kaum noch abwarten: "Eine Spiel in Deutschland ist ein Erlebnis, das wir in England so nicht mehr haben. Hier gibt es Stehränge, die Tickets sind günstig, wir können rauchen und Bier trinken. Das ist phantastisch. Und die Stimmung ist hier jetzt viel besser als bei uns – außer bei großen und internationalen Spielen."

Das wohl größte Erlebnis im Rahmen der Fanfreundschaft steht den Anhängern beider Clubs schon in wenigen Wochen bevor. Am 31. Juli empfängt die Borussia im Rahmen der nächsten Saisoneröffnung den FC Liverpool zu einem Freundschaftsspiel. Thomas Weinmann, einer der Gladbacher Fanbeauftragten, weiß, dass sich damit ein Riesen-Wunsch der Fanszene erfüllt: "Wir sind begeistert. Darauf warten wir Fans seit Jahren, nun hat es endlich geklappt."

Stefan Kusche