"Glücksgriff" Lucien Favre hat aus den Gladbachern ein Top-Team gemacht
"Glücksgriff" Lucien Favre hat aus den Gladbachern ein Top-Team gemacht

Gladbach überzeugt mit taktischer Disziplin

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Mainz - Christoph Kramer erzählte, er habe es natürlich als "Kick“ empfunden, als die Führung von Hoffenheim gegen Borussia Dortmund auf der Anzeigetafel während des Spiels in Mainz eingeblendet worden sei. Am Ende hat Dortmund aber noch den Ausgleich geschafft und weil Kramer mit Borussia Mönchengladbach in Mainz nicht über ein 0:0 hinaus gekommen war, bleibt die Borussia aus Dortmund Dritter und die Borussia aus Mönchengladbach Vierter.

Weiter im Rennen um die Champions League

Am Ziel von Kramer ändert das aber nichts, der fleißige Mittelfeldspieler sagt: "Ich will natürlich so hoch wie möglich überwintern." Am nächsten Wochenende gibt es zum Hinrundenabschluss noch einmal Gelegenheit dazu, Dortmund zu überholen: Ein Sieg gegen den VfL Wolfsburg würde bedeuten, den unmittelbaren Verfolger abzuschütteln, denn Wolfsburg steht nur drei Zähler hinter Gladbach auf Rang 5 der Tabelle.

Die Gladbacher spielen eine hervorragende Hinrunde. Großen Anteil daran haben die beiden Talente Christoph Kramer, 22, und Julian Korb, 21 Jahre. Beide standen ja nicht von Anbeginn auf dem Zettel für die Startelf, nutzten dann aber ihre Chance hervorragend. Korb lächelte dann auch nur ein bisschen nach der Frage, ob seine Zeit als Glücksbringer nun vorbei sei - sie war ja auch nicht ganz ernst gemeint.  Na klar war da diese Serie gerissen, aber hey:

Was ist denn passiert, sollte dieses schüchterne Lächeln von Korb wohl sagen. Und überhaupt: dieses Unentschieden sei schon ganz okay so, sagte Korb. Sein Status als Gewinner hat, nun ja, einen kleinen Kratzer abbekommen. Aber Korb bleibt auch in seinem siebten Spiel als Stammspieler in Serie ungeschlagen und Borussia Mönchengladbach ein heißer Kandidat für die Champions-League-Plätze.

Mit dem Remis war nach einer taktisch auf höchstem Niveau gespielten Partie auch Borussia-Trainer Lucien Favre zufrieden. Beide Mannschaften verteidigten hervorragend, die spielbestimmenden Gladbacher fanden kaum eine Lücke im fleißig arbeitenden Mainzer Deckungsverbund. "Es gibt solche engen Spiele in einer Saison, da muss man auch einmal mit einem Punkt zufrieden sein", analysierte Favre, er findet das super und sagt: "Wir haben 32 Punkte und spielen gut. So wollen wir weiter machen: Jede Woche Gas geben und schauen, was rauskommt.“

Vertragsgespräche mit "Glücksgriff" Favre 

Lucien Favre hat aus dieser Borussia eine Spitzenmannschaft gemacht, es ist daher nicht besonders überraschend, dass Gladbachs Manager Max Eberl den Schweizer als "Glücksgriff" bezeichnet. In der Winterpause werde er Gespräche führen, mit dem Ziel, den erst 2015 auslaufenden Vertrag von Favre vorzeitig zu verlängern, kündigte Eberl an. Zunächst wolle er aber nach Abschluss der Hinrunde mit dem Trainer den Kader genau betrachten. Eberl versteht die Unzufriedenheit von U 21-Nationalspieler Amin Younes oder dem ehemaligen U 21-Internationalen Peniel Mlapa, die in Mainz nicht im Kader standen, oder die von dem seit Monaten nur als Einwechselspieler zum Zuge kommenden niederländischen Rekordeinkauf Luuk de Jong.

Aber der Kader der Gladbacher sei nicht sehr groß und über Ausleihen oder gar Verkäufe müsse die Borussia genau nachdenken erklärt der Manager. Auch von Torwart Marc-Andre ter Stegen fordert er in der Pause eine Entscheidung. Der Keeper, Vertrag bis 2015, wird vom FC Barcelona umworben. Aber Eberl bleibt demonstrativ gelassen. Das kann der Borussia in der weichenstellenden Winterpause nur zugutekommen.

"Auch mal einen Punkt mitnehmen"

In Mainz war diesmal nicht mehr drin als ein Remis, weil der Gastgeber mit totaler Hingabe verteidigte und sich die vier Offensivkünstler der Borussia (Kruse, Raffael, Arango und Herrmann) in entscheidenden Situationen nicht entscheidend durchsetzen konnten. Die beste Chance hatte noch  "Glücksbringer" Korb, nach dessen Schuss aus spitzem Winkel der Ball knapp neben dem langen Pfosten aber am Tor vorbei sauste.

"Wenn’s mal nicht so läuft, muss man eben auswärts auch mal einen Punkt mitnehmen", erklärte der junge Verteidiger nach Abpfiff wie ein Routinier: "Und das haben wir gemacht." Wer will, kann die gezeigte taktische Disziplin tatsächlich als Ausweis gewachsener Qualität bei der Borussia werten.

Aus Mainz berichtet Tobias Schächter