Gladbach: Fehlersuche vor dem Ligastart
Darmstadt - Schwache Gladbacher scheiden beim Drittligisten Darmstadt 98 mit 4:5 im Elfmeterschießen aus und wollen vor dem Ligastart die Fehler aufarbeiten.
Pechvogel Hrgota
"Tradition trifft Tradition", unter diesem Motto hatten sich Fans eines Odenwälder Mönchengladbach-Fanclubs auf das Erstrunden-Duell bei Darmstadt 98 eingestimmt. Sie hatten wohl selbst nicht unbedingt damit gerechnet, dass sich beide Mannschaften auch sportlich auf dem gleichen Niveau präsentieren würden.
Nach 120 Minuten stand kein Sieger fest. Erst als Branimir Hrgota den sechsten und entscheidenden Elfmeter an die Latte gesetzt hatte, war das Spiel entschieden: Gladbach war an einem Drittligisten gescheitert.
"Die Enttäuschung ist sehr groß bei uns", sagte Lucien Favre, der dennoch darauf verzichtete, seine an diesem Nachmittag enttäuschende Mannschaft in Bausch und Bogen zu verdammen. Stattdessen übte er fachliche Kritik. "Wir hätten die Pässe flacher und schärfer spielen müssen, so haben wir es uns schwer gemacht. Außerdem haben wir zu wenig über die Außenbahnen gespielt."
Favre überrascht mit Aufstellung
Auch den Schützen Hrgota, der den entscheidenden Elfmeter elegant, aber ein wenig lässig an die Unterkante der Latte gesetzt hatte, wollte Favre nicht in den Senkel stellen: "Wenn er reingeht, loben ihn alle, er hat eben mit sehr viel Risiko geschossen."
Der Gladbacher Trainer, der vor dem Spiel angekündigt hatte, "die beste Elf" werde spielen, wartete gleich mit mehreren Überraschungen in der Startformation auf. Statt Oscar Wendt durfte Filip Daems von Beginn an ran, Christoph Kramer spielte für Harvard Nordtveit, Julian Korb für Tony Jantschke und Lukas Rupp für Patrick Herrmann. Ein Indiz für die gewachsene Variabilität im Kader, Favre hat seit Sommer wieder mehr Alternativen.
Kruse ortet Ideen-Armut
Am Samstag ließen jedoch auch die Neuen die Zielstrebigkeit vermissen. "Wir hätten heute auch länger spielen können und hätten vermutlich keinen Treffer erzielt", unkte Alvaro Dominguez. "Daran müssen wir weiter hart arbeiten und die Fehler abstellen, die wir heute gemacht haben."
Das Spiel nach vorne war es also nicht, das im Mönchengladbacher Lager für Optimismus sorgte. "Es hat unserem Spiel insgesamt an Ideen gemangelt", gab Angreifer Max Kruse zu.
Erst Analyse, dann Bayern
Und dennoch konnte man im Gladbacher Spiel einige taktische Akzentverschiebungen sehen, die zum Teil gut umgesetzt wurden. Bei eigenem Ballbesitz tief in der eigenen Hälfte rückten die beiden Außenverteidiger Korb und Daems sehr weit auf, einer der beiden Sechser, Granit Xhaka oder Kramer, ließ sich dafür ins Zentrum zurückfallen und bildete mit den sich auffächernden Innenverteidigern kurzzeitig eine Dreierkette, sodass eine Überzahlsituation im Mittelfeld entstand.
Das klappte zuweilen ganz gut, genau wie der meist sichere eigene Ballbesitz, der Darmstadts Trainer Dirk Schuster zu der Feststellung veranlasste, "spielerisch" habe er "nicht nur eine, sondern zwei Klassen Unterschied" zwischen der Borussia und seinem eigenen Team festgestellt.
Vor dem Spiel gegen Bayern München am kommenden Freitag wollen die Borussen nun eine schonungslose Analyse des insgesamt schwachen Auftritts vornehmen. "Wenn man bei einem Drittligisten verliert, hat man irgendetwas falsch gemacht", sagte Marc-Andre ter Stegen. "Das müssen wir erst mal verarbeiten."
Aus Darmstadt berichtet Christoph Ruf