Hakan Calhanoglu (h.) kann sich feiern lassen: Das Talent kommt als Joker und erzielt gleich zwei Treffer für die Hanseaten
Hakan Calhanoglu (h.) kann sich feiern lassen: Das Talent kommt als Joker und erzielt gleich zwei Treffer für die Hanseaten

"Gezeigt, was wir drauf haben"

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Hamburg - Für den neutralen Fußball-Beobachter in der Imtech Arena war mit einem Blick auf die Gestiken und Mimiken der in blau-weiß-schwarz gekleideten Fans der Ernst der Lage schnell klar. Ein Fingernagelkauen hier, ein beschwörendes Stoßgebet dort: Die Anhänger des Hamburger SV sehnten sich nach dem ersten Erfolgserlebnis in dieser Saison. Dass sich die Rothosen gegen Eintracht Braunschweig mit einer aus dem Tal der Enttäuschung schossen, sorgte für eine Welle der Erleichterung auf den Tribünen.

Westermann: "Das hat uns gut getan"

"Das war ein richtig wichtiger Sieg. Für das Selbstvertrauen und die Stimmung in der Stadt war es ein Meilenstein", fasste Stürmer Maximilian Beister die neue Gemütslage in der Hafenmetropole treffend zusammen. Und Tolgay Arslan ergänzte stolz: "Heute haben wir gezeigt, was wir drauf haben."



Dabei war der Druck, der auf den Spielern lastete, enorm. Die Hamburger holten an den ersten drei Spieltagen mit 4:9 Toren lediglich einen Zähler. Seit zwölf Spielen warteten sie auf ein Zu-Null, seit dem 20. April auf den ersten Heimsieg.

"Nach dem 1:0 waren wir ein bisschen befreit, das hat uns gut getan. Es war ein Spiel unter besonderer Beobachtung, denn natürlich bekommt man die Stimmung in der Stadt mit. Wir werden uns jetzt aber auch nicht hochjubeln", erklärte Kapitän Heiko Westermann.

Mit Rafael van der Vaarts Führungstreffer in der 7. Minute, als er das Leder gedankenschnell am Braunschweiger Keeper Daniel Davari vorbei in die Maschen spitzelte, köchelte die Stimmung schon leicht. Als Jacques Zoua dann zehn Minuten später zum 2:0 traf und seinen Treffer mit einem Salto abfeierte, brach die Anspannung aus den leiderprobten Fans heraus.

Starkes Djourou-Debüt - Calhanoglu glänzt als Joker



Wichtig war am Samstag vor allem auch, dass Rene Adler nach langer Zeit endlich wieder einmal ohne Gegentreffer blieb. Das hatte der HSV vor allem einem Debütanten zu verdanken. Der Schweizer Johan Djourou feierte in der Innenverteidigung in der Startelf seine Premiere in der Bundesliga und gab der Defensive sofort mehr Halt.

"Ich habe sehr viel mit Heiko gesprochen, daher lief es gut. Wenn zwei oder vier Verteidiger zusammenarbeiten, ist man stark. Am Ende waren meine Muskeln ein bisschen müde, aber das ist okay", meinte Djourou nach dem Schlusspfiff.

Mann des Spiels war aber ein 19-jähriger Youngster. Hakan Calhanoglu machte nach seiner Einwechslung in der 79. Minute mit zwei blitzsauberen Toren den Deckel drauf. Vor allem sein Freistoß in der Nachspielzeit sorgte für ein Zungenschnalzen bei den Fans.

Fink: "Wir waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft"



Kein Wunder, dass sich der Deutsch-Türke am Ende überschwänglich über den Erfolg und seine Tore freute: "Ich bin froh, dass ich die Chance vom Trainer bekommen habe. Bevor ich reinkam, hat er mein Tor vorausgesagt und mir gesagt, dass er es mir gönnt. Deshalb bin ich nach meinem ersten Treffer auch zu ihm gerannt. Den Freistoß wollte ich dann unbedingt schießen."

Coach Thorsten Fink verteilte zwar ein Sonderlob an Calhanoglu, er war aber insgesamt sehr angetan von der Leistung seiner Kicker. "Wir waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft und haben in der zweiten Halbzeit kaum Torchancen zugelassen." Doch Fink weiß auch, dass Siege in der Hansestadt in der Vergangenheit oft nur temporär Besserung brachten. Deshalb stellte er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel richtig fest: "Jetzt haben wir erst einmal zwei Wochen Ruhe."

Michael Reis