Die Schalker UEFA-Cup-Helden von 1997 gingen als Eurofighter in die Fußball-Geschichte ein
Die Schalker UEFA-Cup-Helden von 1997 gingen als Eurofighter in die Fußball-Geschichte ein

"Geschlafen hat in dieser Nacht keiner von uns"

xwhatsappmailcopy-link

Köln - Wenn der FC Schalke 04 am Dienstagabend im Giuseppe-Meazza-Stadion (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker) einläuft, wird Olaf Thon zuhause auf der Couch die Daumen drücken. Er hat dieses Stadion im Mailänder Stadtteil San Siro noch in bester Erinnerung, denn Thon war Teil der legendären Schalker Eurofighter, die 1997 den UEFA-Cup in den Ruhrpott holten.

Im damals noch in Hin- und Rückspiel ausgetragenen Finale bezwangen die "Knappen" das schier übermächtige Inter Mailand.

"Eigentlich hatten wir keine Chance"

"Wir waren damals kaum mehr als nur Außenseiter und mussten im Rückspiel auswärts antreten. Eigentlich hatten wir keine Chance", blickt Thon zurück. Im Hinspiel hatten die Schalker aber immerhin ein 1:0 nach einem Treffer von "Kampf-Schwein" Marc Wilmots vorgelegt.

Im Rückspiel wurde das eigene Tor mit aller Macht verteidigt und lange sah es so aus, als könnte Wilmots‘ Schuss aus dem Hinspiel reichen. Fünf Minuten vor Schluss konnte Ivan Zamorano aber doch noch das 1:0 für die Italiener erzielen, das Spiel ging in die Verlängerung.

Jens Lehmann hält ersten Elfmeter

"25.000 Schalke-Fans trieben uns damals in Mailand an. Als es schließlich zum Elfmeterschießen kam, wollten natürlich beide Teams, dass dieses vor ihrer Fankurve ausgetragen wird", erinnert sich Thon noch genau an den 21. Mai 1997. Schiedsrichter Garcia aus Spanien entschied gegen die Schalker. Eigentlich ein Nachteil, aber die Königsblauen behielten die Nerven.

"Der erste Elfmeter von Anderbrügge war extrem wichtig. Ingo blieb komplett cool und jagte den Ball genau in den Winkel. Danach hielt Jens Lehmann den Strafstoß von Zamorano und wir hatten einen großen Vorteil", berichtet der ehemalige S04-Libero. Nach Anderbrügge trafen auch Thon, Martin Max und schließlich Wilmots, dessen Tor das Finale entschied. "Danach ging die Lucy ab! Geschlafen hat in dieser Nacht keiner von uns", denkt Thon an die unvergessenen Jubelszenen von Mailand zurück.

"Italiener sind durchaus anfällig"

Die Chancen, dass Schalke auch in diesem Jahr über Inter triumphieren könnte, sieht er gar nicht schlecht: "Vielleicht hat Inter leichte Vorteile, aber das Rückspiel findet auf Schalke statt, das kann der entscheidende Faktor werden. Die Bayern haben gezeigt, dass die Italiener durchaus anfällig sind."

Einen Spieler der "Nerazzurri" kennt Thon übrigens noch aus dem Finale von 1997: Javier Zanetti schnürt auch 14 Jahre später noch seine Fußballschuhe für Inter Mailand. Einerseits ist es beeindruckend, dass der Argentinier auch mit fast 38 Jahren noch auf so hohem Niveau spielen kann, andererseits symbolisiert er auch Inters Probleme: Viele Spieler der Italiener haben ihre besten Zeiten schon hinter sich.

Zanettis Erinnerungen

Auch deshalb sieht Thon gute Möglichkeiten für die Schalker, die froh sein können, dass am Dienstag der Zanetti von 2011 in San Siro sein Team aufs Feld führen wird, und nicht der von 1997. Andererseits: auch der Zanetti von 1997 musste erfahren, wie das ist, gegen Schalke zu verlieren. Bleibt zu hoffen, dass er diese Erinnerung wieder auffrischen kann. Olaf Thon würde es freuen.

Florian Reinecke