Sebastian Rode (l.) und Pirmin Schwegler sind zwei von acht Spielern aus dem aktuellen Kader, die 2011 mit Eintracht Frankfurt abstiegen
Sebastian Rode (l.) und Pirmin Schwegler sind zwei von acht Spielern aus dem aktuellen Kader, die 2011 mit Eintracht Frankfurt abstiegen

Geschichte wiederholt sich (nicht)

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München - Trotz dreier Siege zum Saisonstart: Heribert Bruchhagen dürfte in der Winterpause für keine gewagte Prognose zu haben sein. "Warum sollen wir nicht nach oben schauen? Mit dem Abstieg haben wir nichts mehr zu tun", sagte Eintracht Frankfurts Vorstandschef vor knapp zwei Jahren im Trainingslager dem Magazin "kicker" - wenige Monate, bevor Frankfurt in die 2. Bundesliga musste.

Nur noch acht Spieler von 2011 im Kader

Längst vergessen war die gute Frankfurter Hinrunde, als am 14. Mai 2011 das 1:3 bei Borussia Dortmund den Abstieg besiegelte. 26 Zähler hatten die Adler auf Rang 7 der ersten Halbserie geführt, acht Rückrunden-Punkte aber zum Absturz geführt.

Trainer Armin Veh glaubt nach den Erfolgen gegen Bayer Leverkusen, 1899 Hoffenheim und den Hamburger SV und 9:3 Toren, die Tabellenplatz 2 und Frankfurts besten Saisonstart des Vereins seit 48 Jahren bedeuten, jedoch nicht, dass sich die Geschichte wiederholen wird. "Ich werde die Euphorie nicht bremsen", sagt der 51-Jährige.



Obschon die desaströse Rückserie 2011 nur gut ein Jahr vergangen ist: Mit der damals abgestiegen Mannschaft hat die heutige wenig gemein. Nur noch acht Spieler aus dem damaligen Kader sind noch dabei. Nachdem schon im Vorjahr viele den Verein verlassen hatten, gingen im vergangenen Sommer weitere elf Spieler, im Gegenzug kamen 13 neue.

Damals haperte das Frankfurter Spiel insbesondere in der Offensive - lediglich 31 Saisontore erzielte das Team 2010/11, die wenigsten aller Mannschaften; nur sieben in der Rückrunde - so selten traf in beinahe 50 Jahren Bundesliga nur Tasmania Berlin in der Saison 1965/66. In der laufenden Spielzeit hat die Eintracht hingegen mit neun Treffern die zweitmeisten aller Bundesliga-Mannschaften geschossen.

Zweithäufigster Ballbesitz, zweitmeiste Torschüsse



Frankfurt hat seine Spielweise der vergangenen Zweitliga-Saison aufrechterhalten, spielt dominant mit viel Ballbesitz (59 Prozent, nur Tabellenführer Bayern München hat den Ball häufiger). Veh sieht darin ein Erfolgsrezept: "Wir werden weiterhin so offensiv agieren - vielleicht sogar noch offensiver."

Sieben der neun Treffer gelangen so aus dem Spiel heraus und 56 Torschüsse hat die Eintracht erarbeitet, lediglich einen Versuch weniger als die Bayern, die aber drei Treffer mehr erzielten - insofern besteht mithin Potenzial zur Steigerung.

Eine Stärke des derzeitigen Kaders ist außerdem, dass Veh über mehrere torgefährliche Spieler verfügt. "Es ist viel Potenzial vorhanden", sagt Linksverteidiger Bastian Oczipka. Sechs unterschiedliche Schützen haben bereits getroffen, Alexander Meier, Stefan Aigner und Martin Lanig doppelt - so gut verteilen sich die Tore bei keiner anderen Bundesliga-Mannschaft. Vor gut einem Jahr noch stand und fiel der Erfolg mit Theofanis Gekas' Riecher. Der Grieche, inzwischen für UD Levante in Spanien aktiv, erzielte mit 16 Toren mehr als die Hälfte der Eintracht-Treffer, baute in der schwachen Rückrunde jedoch erheblich ab und traf nur noch zwei Mal.

Rostock stieg nach drei Auftaktsiegen ab



Defensiv scheint Vehs Elf hingegen nicht immer gefestigt nach vielen Veränderungen zur neuen Saison. Zehn Großchancen hatten die Gegner bereits, häufig rettete der vom 1. FC Kaiserslautern gekommene Kevin Trapp, der bisher erst drei Treffer kassiert und den 38-jährigen Oka Nikolov verdrängt hat.

Dass die Eintracht ihre Erfolgsserie über einen längeren Zeitraum aufrechterhält und Vehs scherzhaft geäußerten Wunsch nach Tabellenplatz 1 ("Ich wäre enttäuscht, wenn wir jetzt nicht Deutscher Meister werden") realisieren wird, mag unwahrscheinlich sein, denn häufig hatten Aufsteiger nach gutem Saisonstart einen schwereren Stand, weil sich ihre Gegner im Saisonverlauf besser auf sie einstellten. Vehs Kader dürfte aber genug Qualität haben, die Geschichte Hansa Rostocks nicht zu wiederholen - 1992 stiegen die Norddeutschen als bisher einziger Verein nach drei Auftaktsiegen ab.

Felix Seaman-Höschele