2001 gewann Gerard Houllier (l.) mit dem FC Liverpool den UEFA-Cup, Sami Hyypiä (r.) war einer seiner Leistungsträger im Team
2001 gewann Gerard Houllier (l.) mit dem FC Liverpool den UEFA-Cup, Sami Hyypiä (r.) war einer seiner Leistungsträger im Team

Houllier: "Paris gibt nicht immer sein Maximum"

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München - Den FC Liverpool führte Gerard Houllier 2001 zum Gewinn des UEFA-Pokals. Einer seiner Leistungsträger damals war Sami Hyypiä. Am Dienstag trifft der Finne als Trainer von Bayer 04 Leverkusen im Achtelfinale der Champions League auf Paris Saint-Germain (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker).

Im Interview mit bundesliga.de schätzt der ehemalige Pariser Meistertrainer und jetzige Global Sporting-Direktor von Red Bull Soccer Houllier die Chancen seines ehemaligen Schützlings Hyypiä gegen PSG ein und nennt seine Favoriten auf den Champions-League-Titel.

bundesliga.de: Monsieur Houllier, wie wird Bayer Leverkusen gegen Paris Saint-Germain abschneiden?

Houllier: Es wird sicher schwer, denn PSG ist in den vergangenen Monaten noch reifer und stabiler geworden. Diese Mannschaft kann sehr weit kommen. Im Herbst war Paris bärenstark. Mir hat das Spiel gegen Benfica Lissabon in der Gruppenphase der Champions League besonders imponiert. Da waren die Pariser in ihrem Spiel beeindruckend. Paris gibt allerdings nicht immer sein Maximum, sondern tut ab und an nur das Nötigste, um zu gewinnen. Paris kann es sich aber erlauben. Bayer hat eine gute Elf mit einem tollen Trainer, den ich ja bei Liverpool als Spieler hatte, aber PSG ist einfach stärker.

bundesliga.de: Wer sind Ihre Favoriten auf den Champions-League-Titel?

Gerard Houllier: Der Sieger der Paarung Manchester City gegen den FC Barcelona wird sicherlich sehr weit kommen. Ansonsten sehe ich den FC Bayern München, Real Madrid und Paris Saint-Germain als Titel-Favoriten.

bundesliga.de: Kann der FC Bayern der erste Verein werden, der den Champions-League-Titel verteidigt?

Houllier: Das Potenzial haben die Münchner ohnehin, aber es ist ein langer Weg bis dahin. Dieser FC Bayern gefällt mir wieder ganz gut. Pep Guardiola leistet dort hervorragende Arbeit.

bundesliga.de: Ist der FC Bayern noch stärker als in der vergangenen Saison?

Houllier: Ich würde eher sagen, genauso gut. Mir gefällt vor allem Thiago Alcantara. Er ist technisch fantastisch, hat eine exzellente Spieleröffnung und kann das Spiel sehr gut lesen. Selten macht er einen Fehlpass. Auch wenn der FC Bayern bei Red Bull Salzburg im Januar mit 0:3 untergegangen ist, fand ich damals, dass Thiago, der Einzige war, der noch eine gute Leistung gezeigt hatte. Er ist vor allem sehr spielintelligent.

bundesliga.de: Könnte der FC Arsenal den Bayern im Achtelfinale trotzdem gefährlich werden?

Houllier: Es ist zwar möglich, aber daran glaube ich nicht, weil Arsenal derzeit zu viele Probleme hat. Und außerdem wird es sehr schwer, im Rückspiel in der Allianz Arena zu bestehen. Dort ist es extrem schwierig, zu gewinnen, auch wenn es Arsenal in der vergangenen Saison geschafft hat und zu den wenigen Mannschaften gehört, die gegen die Bayern gewonnen haben. Es kommt ja nicht so häufig vor.

bundesliga.de: Das absolute Top-Spiel steigt zwischen Manchester City und dem FC Barcelona, wer kommt Ihrer Meinung nach weiter?

Houllier: Ich glaube, es werden zwei sehr ausgeglichene Partien sein. Ein reines Detail könnte entscheidend sein. Nachdem man zwei Jahre hintereinander in der Vorrunde ausgeschieden war, ist ManCity reifer und stabiler geworden. Dieses Team ist ernst zu nehmen. Aber Lionel Messi ist zurück. Er ist wieder in einer bestechenden Form. Er könnte den Unterschied ausmachen.

bundesliga.de: Kann Borussia Dortmund wieder soweit kommen wie 2012/13, also bis ins Finale?

Houllier: Das glaube ich nicht, weil der BVB zu viele verletzte Spieler hat und der Kader nicht breit genug ist, um mehrere Ausfälle zu kompensieren. Schon gegen Zenit wird es kompliziert genug. Aber die Borussia bestreitet ihr Rückspiel zuhause und dort ist der BVB mit dieser fantastischen Kulisse kaum zu schlagen.

bundesliga.de: Und kann Schalke 04 gegen Real Madrid für die große Überraschung sorgen?

Houllier: Wer weiß, vor allem wenn man bedenkt, dass die Madrilenen auf deutschem Boden nur ein einziges Mal in ihrer Geschichte gewinnen konnten. Aber Real ist schon ganz stark. Diese Mannschaft ist in allen Bereichen besser als S04, also sehe ich für die Königsblauen wenig Chancen, die Sensation zu schaffen.

bundesliga.de: Spielt es in den K.o.-Spielen immer noch eine Rolle, ob man zuerst zuhause oder auswärts antritt?

Houllier: Auf jeden Fall. Wenn man im Hinspiel ein gutes Ergebnis wie etwa ein 3:0 erzielt, dann steht man quasi schon in der nächsten Runde. Aber die Geschichte zeigt auch, dass man lieber erst vor heimischem Publikum antreten sollte, siehe den FC Bayern in der vergangenen Saison: Die Münchner kamen im Viertelfinale in Turin und im Halbfinale in Barcelona weiter und nicht zuhause.

Das Gespräch führte Alexis Menuge