Die Bayer-Profis kommen aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus. Das 2:0 gegen Wolfsburg war der vierte Sieg hintereinander
Die Bayer-Profis kommen aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus. Das 2:0 gegen Wolfsburg war der vierte Sieg hintereinander

Genießen, ohne überheblich zu werden

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Mit zuletzt vier 2:0-Siegen in Folge hat sich Bayer Leverkusen auf Platz 2 der Tabelle festgesetzt. Die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia strotzt vor Selbstvertrauen. Der Coach selbst schnauft nach der anstrengenden englischen Woche erst einmal durch und genießt den Moment.

"Man muss einfach mal so einen Sieg wie den gegen Wolfsburg genießen", sagt Labbadia. "Wir haben ja kaum Zeit gehabt. Es folgte alle drei Tage ein Spiel. Und jetzt ist es an der Zeit, sich zwei, drei Tage zu besinnen, mal ein bisschen zu genießen, ohne dass wir jetzt überheblich werden oder abheben."

Mannschaft und Trainer haben es sich auch verdient. Seit Wochen spielt Bayer Leverkusen auf einem konstant hohen Niveau. Die Werkself hat ihre Lektionen der ersten Saisonwochen gelernt, als von den ersten sieben Spielen drei Begegnungen verloren gingen.

Aus Niederlagen gelernt

Die Niederlagen gegen Dortmund, den HSV (jeweils 2:3) und Hertha (0:1) waren allesamt unnötig. Das fußballerische Offensivspektakel wie etwa beim 5:2 gegen Hoffenheim wurde seither etwas zurückgefahren. Die Elf geht ihre Aufgaben nun mit mehr Ruhe und Übersicht an.

"Wir haben das Vertrauen und auch die Qualität", sagt Bayer-Kapitän Simon Rolfes selbstbewusst. "Wir verlieren nicht die Geduld. Statt den Ball schnell in die Spitze zu spielen, wechseln wir auch schon mal die Seite. Wir werden nicht hektisch, weil wir wissen, dass wir immer ein Tor machen." Der Beleg dafür: In den vergangenen drei Spielen traf Bayer jeweils erst nach dem Seitenwechsel.

Neuzugänge schlagen ein

Der Höhenflug der Leverkusener hat viele Ursachen. Zum einen haben die Neueinkäufe grandios eingeschlagen. Auch wenn Patrick Helmes zuletzt dreimal leer ausging, erwies sich die Verpflichtung des Stürmers, der bereits achtmal getroffen hat, als Volltreffer. Henrique und Michal Kadlec stabilisieren die Abwehr. Und der brasilianische Kreativspieler Renato Augusto setzt spielerische Akzente.

"Das ist ein wunderbarer Fußballer", schwärmt Simon Rolfes. "Technisch exzellent, sehr dynamisch, für einen Brasilianer auch sehr robust. Manchmal ist er ein bisschen ungeduldig beim Spiel in die Spitze. Aber er hat wahnsinnige Fähigkeiten. Er bringt nochmal einen absoluten Qualitätsschub aus dem Mittelfeld."

Zufriedener Völler

Hinzu kommt, dass Bayer bislang vom Verletzungspech verschont geblieben und in diesem Jahr international nicht vertreten ist. Somit können sich die Rheinländer ganz auf die Bundesliga konzentrieren.

"Wir sind gut drauf, wir haben eine gute Mannschaft. Wir haben einen guten Trainer. Im Moment funktioniert vieles", zieht Sportdirektor Rudi Völler ein positives Zwischenfazit. "Es ist nicht entscheidend, ob wir Tabellenführer sind. Wichtig ist, die Art und Weise, wie wir die Spiele gewinnen." Und die ist souverän.

Meistertrainer haben keine Chance

Die Auftritte seiner Mannschaft machen den Trainer stolz. Bruno Labbadia hat in seiner ersten Saison als Bundesliga-Trainer bereits einige Ausrufezeichen gesetzt und alle Duelle gegen die derzeit vier noch aktiven Meistertrainer der Bundesliga (Veh, Daum, Schaaf und Magath) gewonnen.

"Klar macht es mich das stolz", gesteht der 42-Jährige freimütig. "Man ist neu in der Bundesliga. Alle fragen sich: Kann er das? Wir wissen, was wir können mit unserem guten Trainerteam. Wir, mein Co-Trainer Eddy Sözer und ich, waren überzeugt, dass wir hier unsere Handschrift einbringen können. Bis jetzt gelingt uns das. Aber wir wissen auch, dass wir sehr viel dafür gearbeitet haben und dass wir auch nicht nachlassen dürfen."

Am kommenden Samstag wartet mit dem Karlsruher SC ein Team auf Bayer, das nach fünf Niederlagen in Serie mit dem Rücken zur Wand steht. Im Wildparkstadion, wo er einst seine Karriere als Spieler beendete, erwartet Labbadia einen heißen Tanz. "Das wird ein hartes Stück Arbeit", blickt der Coach voraus.

Tobias Gonscherowski