Durch ein 2:1 gegen Hannover 96 ist dem FC Bayern München die Generalprobe für die Champions League geglückt
Durch ein 2:1 gegen Hannover 96 ist dem FC Bayern München die Generalprobe für die Champions League geglückt

Gelungener Kraftakt vor Marseille

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München - Nach dem Spiel hatten sie gut lachen, die beiden. Alles ist noch mal gut gegangen, das war eingetütet. Doch während der Partie dürfte den Bayern-Akteuren Manuel Neuer und Jerome Boateng jeweils ein Mal das Herz in die Hose gerutscht sein.

Ein Getränk als Dank

Der erste Lapsus unterlief Torhüter Neuer in der 21. Minute: Die Nummer 1 des FC Bayern ließ einen Rückpass von Boateng zu weit weg springen, Hannover-Stürmer Mame Diouf zögerte aber zu lange und konnte das Gastgeschenk nicht verwerten. Neuer war nach der Partie die Gelassenheit in Person: "Der erste Kontakt war schlecht, dadurch habe ich mich in Bedrängnis gebracht. Geärgert habe ich mich aber nicht, weil wir kein Tor kassiert haben."



Auch in der 84. Minute, als die Protagonisten Neuer und Boateng zum zweiten Mal in Erscheinung traten, kam der Rekordmeister ohne Gegentor davon. Ein Rettungsversuch Boatengs misslang und mutierte zum gefährlichen Torschuss. Mit einem Blitzreflex verhinderte Neuer das Eigentor.

"Mit so einem Ding habe ich nicht gerechnet, weil Jerome die Bälle normalerweise sehr gut trifft", sagte der Keeper. Innenverteidiger Boateng war "erschrocken, dass der Ball noch einmal so gefährlich wurde" und lobte seinen Schlussmann, der den "Ball super gehalten hat". Als Dank kündigte er an, Neuer "ein Getränk seiner Wahl auszugeben".

Dass das Spiel überhaupt noch einmal so eng werden könnte, hätte Mitte der zweiten Halbzeit wohl niemand mehr für möglich gehalten. Nach dem 2:0 durch den eingewechselten Torjäger Mario Gomez , der für sein Jokertor nur sieben Minuten benötigte, fand Hannover quasi gar nicht mehr statt.

Kroos: "Kraft wurde weniger"



Doch scheinbar hatten die 120 Pokalminuten in Mönchengladbach beim Rekordmeister Spuren hinterlassen, denn wie aus dem Nichts trafen die Niedersachsen durch den ebenfalls eingewechselten Didier Ya Konan zum 1:2 und hatten neben der verunglückten Rettungstat von Boateng durch Diouf noch eine dicke Möglichkeit zum Ausgleich. Der Kopfball des Senegalesen rauschte jedoch wenige Zentimeter über den Querbalken.

Spielgestalter Toni Kroos, der nicht mehr im defensiven Mittelfeld, sondern hinter den Spitzen agierte, gab zu, dass "die Kraft mit zunehmender Spieldauer weniger wurde". Auch Holger Badstuber gab zu verstehen, dass er und seine Kollegen gegen die "Roten" an die Grenzen ihrer Fitness gelangt sind. Der Nationalspieler nannte die Partie einen "Kraftakt".

Nach dem Pokalmarathon hat man den schweren Beinen getrotzt, die Generalprobe für das Champions League-Viertelfinale am kommenden Mittwoch bei Olympique Marseille ist also geglückt. Dementsprechend bescheinigte Präsident Uli Hoeneß seinem Team "eine tolle Leistung" und war vor allem begeistert, dass man seinen inneren Schweinehund überwunden hat: "Die Mannschaft hat einen unglaublichen Willen gezeigt."

"Tag der Wahrheit in Dortmund"



Im Titelkampf in der Bundesliga hat sich zwar nichts verändert, Borussia Dortmund liegt nach dem 6:1-Sieg in Köln weiter fünf Zähler vor den Münchnern. Aber die Bayern wittern wieder ihre Chance, und Hoeneß sieht das direkte Duell am 11. April als Knackpunkt: "Ich bin davon überzeugt, dass wir Deutscher Meister werden, wenn wir beim BVB gewinnen, egal was vorher oder nachher passiert. Wenn wir in Dortmund spielen, dann kommt der Tag der Wahrheit."

Am Mittwoch steht allerdings erst einmal Marseille auf dem Spielplan. Trotz der Erfolgsserie in Liga, Pokal und Champions League spuckt man beim FC Bayern vor der Reise nach Südfrankreich keine großen Töne. Sportdirektor Christian Nerlinger wäre bei Olympique mit einem Unentschieden zufrieden: "Wir haben dort nicht den Druck, gewinnen zu müssen."

Auch wenn Marseille zuletzt in der Ligue 1 extrem schwächelte und nur Rang 8 belegt, warnte Hoeneß vor den Franzosen: "Sie haben Inter Mailand rausgeschmissen, das heißt, sie haben eine starke Mannschaft."

Aus der Allianz Arena berichtet David Schmidt