Andries Jonker (l.) löst beim FC Bayern seinen ehemaligen Cheftrainer Louis van Gaal ab
Andries Jonker (l.) löst beim FC Bayern seinen ehemaligen Cheftrainer Louis van Gaal ab

Gekommen um zu bleiben

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München - Fünf Spiele wird Andries Jonker als Interimscoach versuchen, der Saison des FC Bayern München doch noch eine positive Wende zu geben. Aber für den ehemaligen Assistenten von Trainer Louis van Gaal, der am vergangenen Wochenende vorzeitig beim FCB beurlaubt wurde, ist auch nach dem 34. Spieltag noch lange nicht Schluss beim Rekordmeister.

In den kommenden Wochen steht die Mission, mit den Bayern mindestens noch Platz 3 zu holen, auf dem Programm des Niederländers, ab Sommer coacht Jonker dann die U 23 des Rekordmeisters.

20 Jahre Erfahrung als Trainer

Aus dem Assistenztrainer wird der Cheftrainer - eine Rolle, in die Jonker schon mehrfach in seiner Laufbahn wachsen musste. Der neue Chefcoach wurde am 22. September 1962 in Amsterdam geboren, spielte bei verschiedenen Clubs im Großraum seiner Heimatstadt, doch der Sprung zu den Profis gelang ihm nie.

Schon früh tauschte Jonker die Rolle vom Spieler zum Trainer, erst im Jugendbereich des niederländischen Verbands (1990-97), dann beim FC Volendam. Doch sowohl in Volendam als auch bei Willem II Tilburg und nun beim FC Bayern stieg er erst durch die Entlassung des vorherigen Coaches zum neuen Cheftrainer auf. Einzig der MVV Maastricht verpflichtete Jonker 2004 zu Saisonbeginn als Haupt-Übungsleiter.

Erste Zusammenarbeit mit van Gaal bei Barca

Während sich der heute 48-Jährige mit seinen Engagements in der zweiten niederländischen Liga keinen großen Namen machen könnte, steht neben dem FC Bayern aber noch ein europäischer Top-Club in der Vita des Trainers.

2002 arbeitete Jonker erstmals mit van Gaal zusammen - beim FC Barcelona. Doch als sein Chefcoach schon vor dem Saisonende entlassen wurde, war auch für den Co-Trainer Schluss. Als Interimslösung hat Jonker nun erstmals selbst das Heft bei einem Spitzenclub in der Hand.

Es wird Veränderungen geben

"Wir wollten einen Mann haben, der die Verhältnisse hier kennt, der weiß, was zu ändern ist", erklärt Bayerns Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge die Entscheidung für den Niederländer. Und dass Jonker etwas verändern will, ließ der 48-Jährige schon bei seiner Antrittsrede vor der Mannschaft durchblicken. "Er hat gesagt: Er wird das Gute übernehmen, aber er wird auch Dinge ändern, die aus seiner Sicht veränderungswürdig sind", erläutert Rummenigge. "Ich glaube, dass Andries Jonker einen ganz klaren Plan hat."

Welche Veränderungen es vielleicht in der Startelf für das Spiel gegen Bayer Leverkusen gibt, ließ der verheiratete dreifache Familienvater noch nicht durchblicken, dafür wollte er den trainingsfreien Dienstag nutzen, um seine Gedanken zu ordnen. Jonker selbst sieht sich als direkten Trainertypen. "Was ich sehe, sage ich geradeaus", meinte er bei seiner Vorstellung am Montag. Zudem will der Trainer das Gespräch mit seinen Spielern suchen. "Ich finde es wichtig, direkt zu kommunizieren. Meine Tür ist offen", kündigte der Niederländer an.

Neuer Schub fürs Team

Die Bayern versprechen sich durch den Wechsel auf der Trainerbank einen Ruck in der Mannschaft. Von einer "Explosion" im Spiel gegen Bayer Leverkusen am kommenden Sonntag redet Präsident Uli Hoeneß: "Ich erwarte, dass die Zwangsjacke, in der die Spieler seit Monaten stecken, abgestreift wird."

Jonker hat keine leichte Aufgabe vor sich, denn Bayern muss nicht nur selbst seine Hausaufgaben möglichst mit einer Siegesserie erledigen, die Münchner sind auch auf einen Strauchler von Hannover 96 angewiesen, das momentan mit einem Punkt Vorsprung auf Platz drei steht. "Ich bin überzeugt, dass wir unsere Ziele erreichen können. Wenn wir zusammenstehen, schaffen wir das", erklärt Jonker, der nach dem 34. Spieltag ein bestimmtes Ziel vor Augen hat - nach Hause kommen sich und sich zufrieden auf die Coach setzen.

Jessica Pulter