Nürnbergs Angreifer Julian Schieber (l.) schoss den FCN beim Pokal-Aus in Gelsenkichen zwei Mal in Führung
Nürnbergs Angreifer Julian Schieber (l.) schoss den FCN beim Pokal-Aus in Gelsenkichen zwei Mal in Führung

Gegen die Nachwehen und einen starken HSV

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Nürnberg - Angeknackstes Selbstvertrauen und fehlendes Personal - Dieter Hecking ist vor dem Heimspiel gegen dem Hamburger SV am Samstag (ab 15 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) nicht zu beneiden. Das Pokal-Aus in Schalke wirkt nach beim 1. FC Nürnberg. Der Coach hofft jetzt auf eine Trotzreaktion.

"Die Mannschaft kann und muss nach der sportlichen Enttäuschung wieder aufstehen und Charakter beweisen!" Dieter Hecking lässt keinen Zweifel, was er von seinen Spielern verlangt.

Niederlage nagt an den Spielern

So bitter das Last-Minute-Aus im Pokal auch war, so frustrierend der verpasste Halbfinaleinzug in den DFB-Pokal ist - jetzt soll das volle Augenmerk wieder dem Ligaalltag gelten.
Hecking weiß, dass die Niederlage vor allem an seinen Spielern nagt, weil der Club gegen Schalke gleich zweimal geführt hatte. "Trotzdem bringen wir das Spiel nicht über die Runden. Das ist bitter, zumal wir weitere gute Chancen hatten, um den Abstand zu erhöhen", ärgert sich Doppeltorschütze Julian Schieber. "Und auch in der Verlängerung muss man hellwach sein und darf dem Gegner keinen Raum lassen."

Mit etwas Abstand weiß aber auch Schieber, dass der Club trotz der Niederlage einiges richtig gemacht hat, worauf man am Samstag gegen den Hamburger SV aufbauen kann. "Wir können Positives aus der Partie ziehen, weil wir vor allem in den ersten 45 Minuten ganz anders in das Spiel gegangen sind als zuletzt in der Bundesliga", bestätigt der 21-Jährige. Mutiges Auftreten, couragierter Einsatz, Druck nach vorne, gefährliche Angriffe und zwei blitzsaubere Tore kann der FCN als positive Aspekte verbuchen. Mit zunehmender Spieldauer allerdings hatte sich auf Schalke das Bild geändert; Nürnberg kam kaum noch zu Entlastungsangriffen. Die gute Leistung jetzt über 90 Minuten zu konservieren, wird gegen den HSV das Ziel sein.

Auch Dieter Hecking müht sich, das Selbstvertrauen seiner Spieler wieder aufzurichten und streicht mit Blick auf die nächste Aufgabe die gelungenen Aktionen heraus. "Wir können aus dem Spiel einiges mitnehmen. Wenn das Team kämpferisch und läuferisch ähnlich stark auch in der Bundesliga auftritt, bin ich optimistisch." Sorgen macht dem Trainer aber nicht nur ein Blick auf die Statistik. Seit fünf Jahren konnte der Club gegen den HSV nicht mehr gewinnen; von den letzten 19 Spielen in der Bundesliga gewannen die Nürnberger überhaupt nur eine Partie.

Personalsituation angespannt

Noch frustrierender stellt sich für Dieter Hecking allerdings die Personalsituation dar. Der Einsatz von Juri Judt ist fraglich, nachdem der Verteidiger im Pokalspiel eine leichte Gehirnerschütterung erlitten hatte. Ilkay Gündogan fehlt aufgrund seiner Mittelfußquetschung weiterhin ebenso wie Per Nilsson und Mike Frantz. Zudem ist Mehmet Ekici - auf Schalke mit einer starken Offensivleistung - gelbgesperrt. Immerhin wird Neuzugang Nassim Ben Khalifa im Kader sein. Trotz allem fordert der Trainer von seiner Mannschaft eine Trotzreaktion: "Sie soll den letzten Schuss Ärger rauslassen. Das wäre die beste Antwort auf das Pokal-Aus."

Dass die Nürnberger dabei im fünften Spiel in 15 Tagen ein Kraftproblem bekommen könnten, glaubt Hecking nicht. Zwar hatte Julian Schieber nach dem Pokalspiel noch angemerkt, "dass wir am Ende vielleicht einen Tick müder waren als die Schalker". Doch der Club-Coach beugt allen vermeintlichen Alibis vor: "In anderen Sportarten hat man auch fünf Spiele in zehn Tagen."

HSV mit weißer Rückrundenweste

Der HSV steht bislang mit einer weißen Rückrundenweste dar. Zwei Mal fuhren die "Rothosen" drei Punkte ein, zwei Mal stand hinten die Null. Die Kompaktheit im Spielsystem scheint wiedergefunden. Und auch das Selbstbewusstsein ist nach den beiden Erfolgen deutlich gestiegen.

"Der nächste Schritt ist ein ganz wichtiger", sagt Mladen Petric und fügt nach einer kurzen Pause an: "und ein ganz großer zugleich". Das weiß auch Dennis Aogo. "Die zwei Siege sind schön, aber nichts Besonderes. Zuhause gegen Frankfurt zu gewinnen muss auch unser Anspruch sein. Jetzt dürfen wir uns nicht zurücklehnen, sondern müssen noch mehr machen", möchte er aufkeimende Euphorie im Keim ersticken.

In Nürnberg erwartet der Linksverteidiger ein sehr schwieriges Spiel. "Die Leistung auf Schalke, auch wenn sie verloren haben, hat mich beeindruckt", warnte auch Trainer Armin Veh in der Pressekonferenz vor den kampfstarken Franken. Eine besondere Partie wird es für David Jarolim, der höchstwahrscheinlich in die Startelf zurückkehrt - und auf jeden Fall in seine fußballerische Heimat. "Von der damaligen Mannschaft sind nur noch Schäfer, Wolf und Mintal übergeblieben. Trotzdem habe ich drei wunderbare Jahre dort verbracht und viele gute Freunde gewonnen. Es ist noch eine kleine Nostalgie zu spüren, wenn wir gegen Nürnberg spielen", erklärt Jarolim, der zwischen 2000 und 2003 das "Club"-Trikot trug.

Dietmar Nolte