Jakub Blaszczykowski (l.) wurde im Spiel gegen den Hamburger SV zum Matchwinner. In der Nachspielzeit schaffte er für Borussia Dortmund den Ausgleichstreffer zum 1:1
Jakub Blaszczykowski (l.) wurde im Spiel gegen den Hamburger SV zum Matchwinner. In der Nachspielzeit schaffte er für Borussia Dortmund den Ausgleichstreffer zum 1:1

Gefährlich bis zum letzten Pfiff

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München - Ein Spiel dauert nicht 90 Minuten, sondern so lange, bis der Schiedsrichter abpfeift. Viele Tore in der Bundesliga fallen erst in der Nachspielzeit und bescheren den treffenden Teams unerwartete Punktgewinne.

So zum Beispiel jüngst am 29. Spieltag bei der Partie des Hamburger SV gegen Borussia Dortmund: Jakub Blaszczykowski schoss den Ball in der zweiten Minute der Nachspielzeit mit einem wuchtigen Volleyschuss ins Tor der Hanseaten. Der Last-Minute-Treffer sicherte dem BVB einen wertvollen Punkt im Ringen um die Deutsche Meisterschaft.

Die Borussia ist aber nicht die einzige Mannschaft, die in dieser Saison von Toren in der Nachspielzeit profitiert hat. Auch andere Vereine sind bis kurz vor Abpfiff torgefährlich. bundesliga.de hat in die Datenbank geschaut und präsentiert interessante Fakten rund um die ganz späten Erfolgserlebnisse.

Bremen trifft gerne spät

Hoch konzentriert bis zum Abpfiff müssen die Gegner von Werder Bremen sein. Die Kicker von der Weser haben in dieser Saison schon sechs Tore in der Nachspielzeit erzielt und dadurch noch vier Punkte (ein Sieg, zwei Remis) gewonnen, die sie von den Abstiegsplätzen fern halten sollen. Den letzten Punktgewinn durch ein Tor in der Nachspielzeit holte sich Werder am 24. Spieltag im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen. Sebastian Prödl brachte mit seinem Kopfballtor zum 2:2 in der ersten Minute der Nachspielzeit die Zuschauer im Weser-Stadion zum Jubeln.

Borussia Dortmund hat in dieser Saison schon vier Mal in der Nachspielzeit zugeschlagen. Drei Treffer in der Nachspielzeit erzielte Bayern München, der 1. FC Nürnberg immerhin zwei. Alle drei Vereine holten durch ihre Tore nach der 90. Minute wie Werder Bremen noch vier Punkte.

Für Dortmund könnten diese vier Punkte am Ende der Saison entscheidend für die Meisterschaft sein. Die Bayern und Nürnberg sicherten sich so als einzige Teams noch zwei Mal den Sieg. Die Münchner werden diese Punkte für den Kampf um die Champions League brauchen, und der "Club" kann sich mit den Zählern vielleicht sogar noch in die Europa League befördern.

Nicht alle treffen spät

Borussia Mönchengladbach war in dieser Spielzeit zwar auch schon drei Mal nach der 90. Minute erfolgreich, aus den Treffern ergab sich aber nur ein zusätzlicher Punkt für den Kampf gegen den Abstieg. Zu oft lagen die Gladbacher schon zu weit hinten. Mit späten Toren nichts zu tun haben Eintracht Frankfurt, der Hamburger SV und Schalke 04. Diese Mannschaften schafften es in dieser Saison noch nicht, nach Ablauf der regulären Spielzeit zu treffen.

Die Bremer waren schon in der Vorsaison die Spätzünder der Bundesliga. Mit sieben Toren war Werder das Top-Team der Nachspielzeit. Damit eroberte sich Werder noch einen Sieg und drei Remis und gewann fünf Punkte - mehr als alle anderen Vereine in den letzten fünf Spielzeiten. Ohne diese Punkte wäre Bremen letztes Jahr nicht auf dem 3., sondern auf dem 6. Tabellenplatz gelandet und hätte somit nicht an der Champions-League-Qualifikation teilnehmen dürfen.

Das einzige Team in der Bundesliga, das in jeder der letzten sechs Spielzeiten (die Saison 2010/11 eingeschlossen) mindestens ein Mal in der Nachspielzeit erfolgreich war, ist Borussia Dortmund. Tendenziell fallen immer mehr Tore in der Nachspielzeit: In dieser und der vergangenen Saison gab es deutlich mehr Tore in der Nachspielzeit als in den vier Jahren zuvor. Quasi nichts zu tun mit späten Toren hat der VfL Bochum. Der VfL traf von 2006 bis 2009 kein einziges Mal in der Nachspielzeit ins Tor.

Die erfolgreichsten Spätzünder

Es macht schon fast den Anschein, dass sich einige Spieler auf späte Tore spezialisiert haben. Diese Saison sind Claudio Pizarro und Jakub Blaszczykowski mit jeweils zwei Treffern die Top-Torjäger der Nachspielzeit. Pizarro ist mit fünf Toren nach der 90. Minute seit der Spielzeit 2005/06 der gefährlichste Spieler der Nachspielzeit.

Der Höchstwert der vergangenen fünf Spielzeiten liegt bei drei Toren von Kevin Kuranyi in der Saison 2008/09. Er traf seit 2005 vier Mal in der Nachspielzeit ins Tor.

Besonders anfällig für Gegentore in den letzten Spielminuten ist 1899 Hoffenheim. Der Verein kassierte in dieser Saison schon sechs Treffer nach Ablauf der 90. Minute. Durch den häufigen Frühschlaf verspielte Hoffenheim allein in dieser Saison schon sieben Punkte - so viele wie kein anderes Team in den vorherigen fünf Spielzeiten.

Murmeltiere der Bundesliga

Ein bisschen mehr Konzentration in der Schlussphase könnte auch dem 1. FC Köln nicht schaden. Die Domstädter mussten schon drei Last-Minute-Tore hinnehmen. Danach kommen der SC Freiburg und VfL Wolfsburg mit drei Gegentoren in der Nachspielzeit. Die Bremer, die in der Nachspielzeit so oft treffen, sind hinten gleichzeitig anfällig für späte Gegentore und haben nach der 90. Minute ebenfalls drei Gegentore kassiert.

Bayern München, Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt und der FC St. Pauli sind dagegen immer voll bei der Sache. In dieser Saison blieben sie in der Nachspielzeit noch ohne Gegentor.

Adriano Gomez-Bantel