Jos Luhukay ist seit dem 1. Februar 2007 Chef-Trainer bei den "Fohlen"
Jos Luhukay ist seit dem 1. Februar 2007 Chef-Trainer bei den "Fohlen"

Gebremste Euphorie

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Nach nur einem Jahr Abstinenz ist Borussia Mönchengladbach wieder in die Bundesliga aufgestiegen. Dem Abstieg letztes Jahr als Tabellenletzter mit nur 26 Punkten folgte in der Saison 2007/08 eine Spielzeit der Superlative.

Gladbach war in der 2. Bundesliga das Maß aller Dinge. Die "Elf vom Niederrhein" fuhr die meisten Siege (18) ein, kassierte die wenigsten Niederlagen (4) und erzielte mit 71 Toren die meisten Treffer. Auch die Defensive spielte überragend. Lediglich 38 Gegentore musste das Team hinnehmen und stellte somit die zweitbeste Abwehr der Liga.

Klassenerhalt als Ziel

In den meisten Spielen begeisterte die Mannschaft von Trainer Jos Luhukay die Fans mit ungebremstem Offensiv-Fußball, so dass sich manch ein Anhänger wieder an die glorreichen "Fohlen" der 70er Jahre erinnert fühlte. Wie groß die Euphorie am Niederrhein ist, drückt sich auch in Zahlen aus. Bisher wurden schon 26.000 Dauerkarten für die Bundesliga-Saison verkauft - 8.000 mehr als in der vergangenen Saison.

Doch genau diese Euphorie versuchen die Verantwortlichen des Clubs zu bremsen. In den nächsten beiden Jahren dürfe einzig der Klassenerhalt das erklärte Ziel sein, sagt Sportdirektor Christian Ziege: "Alles andere ist Utopie."

Positive Entwicklung

Um den Verbleib in der Bundesliga zu sichern, setzt die Borussia vorwiegend auf die Leistungsträger aus der vergangenen Saison. Neben Nationalspieler Oliver Neuville, der mit 25 Scorer-Punkten (15 Tore/10 Vorlagen) erfolgreichster Spieler bei den Gladbachern war, konnten auch die anderen Schlüsselspieler gehalten werden. Mittelfeldspieler Sascha Rösler, der Antreiber der Mannschaft, blieb ebenso am Niederrhein wie Marko Marin und Marcel Ndjeng.

Die beiden jungen Flügelspieler haben unter Luhukay große Schritte nach vorne gemacht. Der erst 19-jährige Marin stand im vorläufigen EURO-Kader von Bundestrainer Joachim Löw, und Ndjeng (26) wurde im Mai erstmals in die Nationalmannschaft Kameruns berufen. Positiv entwickelt hat sich auch der Kanadier Rob Friend. Der wuchtige Angreifer (1,95 Meter groß/94 Kilogramm schwer) kam vor der Saison vom SC Heerenveen aus den Niederlanden und hatte mit seinen 18 Treffern großen Anteil an der Rückkehr in die Bundesliga.

Gezielte Verstärkungen

Um den Klassenerhalt zu gewährleisten, hat das Gespann Ziege/Luhukay den Kader in der Sommerpause punktuell verstärkt. Aus Auxerre kommt mit dem 31 Jahre alten Jean-Sebastien Jaures ein erfahrener Mann für die linke Abwehrseite. In der Innenverteidigung soll der international erfahrene Jan-Ingwer Callsen-Bracker für Sicherheit sorgen. Der kopfballstarke 23-Jährige hat mit Leverkusen schon im UEFA-Cup und der Champions League gespielt.

Weitere Neuzugänge sind der französische Stürmer Karim Matmour vom SC Freiburg und Gal Albermann von Beitar Jerusalem. Der 18-malige israelische Nationalspieler überzeugt durch Zweikampfstärke und könnte bei den "Fohlen" die Verbindung zwischen Defensive und Offensive werden.

Die Mannschaft als Star

Auf Stars wurde jedoch verzichtet. Entscheidend war für die Verantwortlichen der Borussia, dass sich die Neuzugänge gut in die Mannschaft einfügen. "Es ist wichtig, dass die Spieler in das Puzzle passen und sich darin entwickeln können. Ein Roel Brouwers, Marcel Ndjeng oder Rob Friend hatten vorher keinen Namen und keinen Status, hier sind sie Stammspieler", erklärt Trainer Luhukay.

Bei der Borussia steht das Team im Vordergrund. Mit dieser Philosophie sind Luhukay und Ziege in der 2. Bundesliga erfolgreich gefahren. Trotzdem werden Erfolg und Misserfolg von der Leistung einzelner Spieler abhängig sein.

In Gladbach hofft man darauf, dass sich die jungen Spieler wie Marin und Ndjeng weiter positiv entwickeln und auch der Rest der Mannschaft an die guten Leistungen aus der 2. Bundesliga anknüpfen kann. Denn auch am Niederrhein ist man lieber Superlativ als Schlusslicht.

Gregor Nentwig