Tim Hoogland (r.) weiß bei wem er sich bedanken muss. Keeper Ralf Fährmann rettet seinen Schalkern einen Punkt in Dortmund und verhindert damit die Niederlage im Derby
Tim Hoogland (r.) weiß bei wem er sich bedanken muss. Keeper Ralf Fährmann rettet seinen Schalkern einen Punkt in Dortmund und verhindert damit die Niederlage im Derby

Fährmann: "Für solche Momente lebt man Fußball"

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Dortmund - Keine Frage: Ralf Fährmann war der Mann des Spiels im Revierderby. Seine Paraden brachten Lewandowski, Reus und Co. zur Verzweiflung und retteten Schalke beim 0:0 in Dortmund einen Punkt. Kein Wunder, dass der Keeper anschließend mit diesem Zähler und seiner Leistung gleichermaßen zufrieden war.

Im Interview spricht Ralf Fährmann über Glück, das man sich erarbeiten kann, den Respekt der Fans, das "geilste" Spiel seiner Karriere - und verrät, warum er jetzt mit 25 Jahren auf Schalke schon zum alten Eisen zählt.

Frage: Herr Fährmann, in welche Kategorie fällt das torlose Unentschieden im Derby? Hat Schalke einen Punkt gewonnen?

Ralf Fährmann: Es war ein glückliches Unentschieden für uns, aber so etwas braucht man in der Saison auch einfach mal. Der BVB hat mächtig gedrückt und sich eine Menge Chancen herausgespielt. Im Fußball muss man auch die dreckigen Punkte holen. Das haben wir in diesem Derby getan. Und ich finde, da können wir auch mit einem Punkt in Dortmund ganz zufrieden sein.

Frage: Der BVB hat das Spiel dominiert. Hatten Sie trotzdem die Hoffnung auf den einen glücklichen und entscheidenden Treffer für Schalke?

Fährmann: Diese Hoffnung hat man immer. Wir wussten ja auch, dass Dortmund sehr offensiv ist und im Spiel sehr dominant, aber hinten manchmal ein bisschen fahrlässig. Wir hatten in der ersten Halbzeit ein, zwei Chancen, ansatzweise auch in der zweiten Halbzeit. Da hofft man natürlich immer. Aber wir haben dann auch unsere Kontermöglichkeiten nicht optimal genutzt und am Ende müssen wir eben mit dem einen Punkt leben.

Frage: Den Punkt hat Schalke am Ende geholt, weil Sie hinten alles abgewehrt und mehrfach glänzend reagiert haben. War es schön, dafür hinterher auch von den Fans gefeiert zu werden?

Fährmann: Mich freut es natürlich, dass ich die eine oder andere Situation entschärfen konnte. Und mich freut es, dass ich der Mannschaft und dem Verein damit etwas zurückgeben konnte. Dann von den Fans gefeiert zu werden, war schon eine schöne Sache. Gerade für solche Momente lebt man den Fußball. Man tut alles, damit man dann auch von den eigenen Fans diesen Respekt bekommt. Das tut sehr gut. Und dafür liebe ich den Verein auch so sehr.

Frage: Wenn man sich die letzten Spiele so anschaut, könnte man meinen, Sie sind zurzeit überhaupt nur durch abgefälschte Bälle zu bezwingen.

Fährmann: (lacht) Alles kann man nicht halten. Es wird auch mal wieder ein paar Gegentore geben. Ich versuche einfach mein Bestes zu geben und habe in der einen oder anderen Situation dann auch das Quäntchen Glück. Aber ich verfahre immer nach der Devise, dass man sich dieses Quäntchen Glück auch erarbeiten kann.

Frage: Haben Sie während des Spiels auch selbst die Überzeugung gewonnen, dass da kein Ball mehr hinein geht?

Fährmann: Wenn man ein, zwei Bälle gut hält, dann wächst natürlich eine zusätzliche Sicherheit. Dann ist man einfach drin im Spiel. Und das ist deutlich einfacher, als wenn man gar nichts zu tun bekommt und dann muss man in der letzten Minute plötzlich einen Ball halten. Ich bin wirklich zufrieden mit mir. Und ich kann bestimmt beruhigt schlafen nach diesem Spiel.

Frage: Kann man sagen, dass Sie zurzeit in der Form Ihres Lebens sind?

Fährmann: Wenn ich jetzt schlechter wäre als vor zwei, drei Jahren, dann hätte ich wohl etwas falsch gemacht im täglichen Training. Ich versuche mich von Monat zu Monat immer weiter zu entwickeln. Den perfekten Torhüter gibt es sicher nicht, man kann sich immer noch verbessern. Aber ich mag auch gar nicht so viel über mich sprechen.

Frage: War dieses Derby das bisher beste Spiel Ihrer Karriere?

Fährmann: Da hätte ich lieber drei Punkte geholt, dann wäre es vielleicht das geilste Spiel meiner Karriere geworden. Aber wenn man diese Atmosphäre in einem Derby live auf dem Platz miterlebt, dann ist das auf jeden Fall etwas, was man sein Leben lang in Erinnerung behält.

Frage: Hatten Sie eigentlich den Eindruck, dass man der Schalker Mannschaft in diesem Derby angemerkt hat, dass sie noch sehr jung ist?

Fährmann: Eigentlich nicht. Ich finde, wir treten schon seit Wochen sehr souverän und sehr erfahren auf. Da kann man vor den Jungs nur den Hut ziehen und muss größten Respekt haben. Ich gehöre jetzt mittlerweile schon zum alten Eisen, was sehr lustig ist mit 25 Jahren. Unsere Youngster machen das wirklich super. Aber trotzdem freue ich mich darauf, wenn mal wieder alle Verletzten zurück sind.

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte