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Reiner Calmund war von 1976 bis 2004 in verschiedenen Funktionen für Bayer 04 Leverkusen tätig
Reiner Calmund war von 1976 bis 2004 in verschiedenen Funktionen für Bayer 04 Leverkusen tätig

"Für beide steht viel auf dem Spiel"

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München - Lange Zeit war Reiner Calmund das Gesicht von Bayer 04 Leverkusen. 2004 zog er sich überraschend von seinem Managerposten bei der "Werkself" zurück. Seitdem genießt er sein Leben ohne den ganz großen täglichen Stress und ist ein gefragter Experte.

Remis im rheinischen Derby: Calmund tippt den 23. Spieltag

Für bundesliga.de nahm "Calli" das rheinische Derby zwischen dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen unter die Lupe.

bundesliga.de: Herr Calmund, am Samstag kommt es zum rheinischen Derby zwischen dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen. Wie stehen die Vorzeichen vor dem Spiel?

Reiner Camund: Es wird wieder ein emotionales rheinisches Derby, auch wenn es diesmal nicht um die Nummer 1 am Rhein geht. Die "Fohlen" aus Mönchengladbach sind an beiden Vereinen vorbeigaloppiert. Zumindest für Bayer Leverkusen kam das sicher überraschend. Bayer Leverkusen könnte mit einem Sieg den Europa-League-Platz weiterhin festigen und vielleicht, wenn es noch einmal einen Lauf bekommt, ein ganz kleines bisschen von der Champions League träumen. Auch wenn das sicher ganz schwer wird. Leverkusen wird versuchen, den positiven Trend nach dem 4:1-Sieg gegen Augsburg fortzusetzen. Der FC kann sich mit einem Erfolg von der ganz gefährlichen Abstiegszone distanzieren. Somit steht für beide Vereine viel auf dem Spiel.

bundesliga.de: In Leverkusen hat es vor allem Trainer Robin Dutt zurzeit nicht leicht. Wie sehen Sie seine Situation?

Calmund: Robin Dutt hat vor der Saison davon gesprochen, einen Titel holen zu wollen. Das war richtig. Aber nun ist Leverkusen davon und auch von der Vizemeisterschaft des Vorjahres oder der Qualifikation für die Champions League weit entfernt. Dann ist es normal, dass Unruhe und Probleme entstehen. Deshalb würde ein Derbysieg die Stimmung im Umfeld, die nicht gut ist, erheblich verbessern. Wenn die Arbeit eines Fußballtrainers kritisiert wird, vergleiche ich das gerne mit anderen Berufen. Wenn in einem Unternehmen ein guter, kompetenter Geschäftsführer mit Leidenschaft und hoher Identifikation arbeitet, aber die Umsätze nicht stimmen, bekommt er irgendwann seine Papiere. Beim Fußball kommen neben der fachlichen Seite noch andere Dinge dazu, die nichts mit der Qualität des Trainers zu tun haben.

bundesliga.de: Was meinen Sie damit?

Calmund: In Leverkusen fand Robin Dutt einen Verein vor, in dem eine hohe Erwartungshaltung herrscht, der sich aber auch im Umbruch befindet. Dutt hat in Freiburg einen guten Job gemacht. Die Erfolge sprechen für ihn. Nun wurde er in Leverkusen Nachfolger des beliebten, erfolgreichen und erfahrenen Jupp Heynckes. Das war schon einmal nicht einfach. Dann hat er eine Mannschaft übernommen, die nach dem Abgang von Arturo Vidal nicht die gleiche Stärke wie im Vorjahr besitzt. Er war der Motor des Spiels, hat das Spiel angetrieben und auch noch zehn Tore geschossen. Auch ein Sami Hyypiä fehlt als Führungsspieler. Hinzu kamen einige Verletzte. Das alles konnte Bayer nicht kompensieren.

bundesliga.de: Glauben Sie, dass auch bei der Personalie Michael Ballack von allen Seiten Fehler gemacht wurden?

Calmund: Statistisch ist belegt, dass die Mannschaft mit ihm mehr gepunktet hat als ohne ihn. Aber Statistiken sind nicht alles. Keiner kann etwas dafür, dass es nicht so gelaufen ist. Der Verein nicht und der Spieler nicht. Ballack hat sich nun einmal leider zwei Mal verletzt. Auch das war eine Hypothek für Robin Dutt. Das Thema sollte jetzt in den kommenden zweieinhalb Monaten vernünftig beendet werden.

bundesliga.de: Der 1. FC Köln hat ganz andere Sorgen. Kann es für den FC im Abstiegskampf noch einmal richtig eng werden?

Calmund: Die Tabelle ist keine optische Täuschung. Noch am vergangenen Spieltag hätte der FC mit einem Sieg in Nürnberg auf Platz 8 klettern können. Ich weiß nicht, ob sich die Kölner zwischenzeitlich zu sicher gefühlt haben, aber ab Platz 8 sind alle Mannschaften immer noch abstiegsgefährdet. Auch die Kölner müssen noch aufpassen.

bundesliga.de: In Köln dreht sich alles um Lukas Podolski. Wie wichtig ist er für den Verein?

Calmund: Er liebt die Stimmung in Köln und die Stadt. Das habe ich gerade wieder hautnah beim Rosenmontagszug miterlebt. Der FC muss ihm, wenn er gehalten werden soll, eine Mannschaft mit Perspektive bieten. Lukas geht es nicht in erster Linie ums Geld. Ich glaube nicht, dass er zum meistbietenden Verein wechseln würde, sondern nur zu einem Topverein aus England oder Spanien. Aber der FC sollte alles versuchen, um ihn zu halten und nicht daran denken, mit dem durch einen Verkauf erzielten Geld drei neue Spieler zu holen. "Poldi" ist das Gesicht des Vereins, der Sympathieträger und mit seinen auch in dieser Saison wieder 15 Toren die Lebensversicherung.

bundesliga.de: Wie geht das Derby aus? Wie lautet Ihr Tipp?

Calmund: Das Spiel geht 2:2 aus, wenn Podolski mitspielt.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski