Die 64. Minute des Pokalfinals gegen die Bayern liegt dem BVB schwer im Magen: Mats Hummels (l.) setzt zum Kopfball an
Die 64. Minute des Pokalfinals gegen die Bayern liegt dem BVB schwer im Magen: Mats Hummels (l.) setzt zum Kopfball an

Frust im "Kraftwerk"

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Berlin - Aus Jürgen Klopps Stimme war eher Trotz als Überzeugung herauszuhören. Die Worte stimmten, doch es blieb beim zaghaften Versuch, den Blick nach vorne zu richten. Zu groß war der Frust, zu tief saß der Stachel nach dem 0:2 im Pokalfinale gegen die Bayern, als sich der Trainer auf der anschließenden Feier an die versammelte BVB-Familie wendete.

Eine Szene erhitzt die Gemüter

"Wie doof wären wir denn", fragte der 46-Jährige, "wenn wir nach zehn Monaten des Lebens, in denen wir alles gegeben haben, wegen einer Niederlage, die wir nicht mal allein verbockt haben, alles über den Haufen werfen würden?"

Er spielte auf eine Szene in der 64. Minute an, die den ganzen Abend die Diskussionen beherrschte beim Saisonausklang der Schwarz-Gelben im "Kraftwerk", einer schicken Event-Location in Berlin Mitte nahe dem Spreeufer.

Mats Hummels hatte den Ball in Richtung Tor geköpft - und auch knapp über die Linie (Bilder). Bayerns Dante war herangeeilt und hatte den Ball weggedroschen. Doch Schiedsrichter Florian Meyer ließ weiterspielen. "Das kann man sehen", ärgerte sich Klopp. "Das ist bitter", befand der verhinderte Torschütze Hummels.

Der nicht gegebene Treffer verhagelte die Stimmung bei den anwesenden Gästen, unter denen auch Bundesinnenminister Thomas de Maiziere und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach waren.

Eine Feier ohne Feierlaune markierte das Ende einer starken Dortmunder Saison mit Platz 2 in der Bundesliga, dem Finaleinzug im Pokal und dem Viertelfinaleinzug in der Champions League. Angesichts des massiven Verletzungspechs eine bemerkenswerte Bilanz. "Wir haben alle unsere Saisonziele erreicht, leider konnten wir das i-Tüpfelchen nicht draufsetzen", haderte Marcel Schmelzer.

"Die große Leichtigkeit war nicht zu erkennen"

Bei allem Ärger über das nicht gegebene Tor gestanden die Dortmunder ein, dass sie nicht ihre beste Leistung gezeigt hatten. "Die große Leichtigkeit war nicht zu erkennen", resümierte Klopp. "Wir waren auf drei, vier Positionen nicht in Topform."

Sein Team kam mit Taktik und Aufstellung der Münchner lange Zeit überhaupt nicht zu recht. Konterbemühungen verpufften im Ansatz,  die zuletzt gut aufgelegten Neuzugänge Henrikh Mkhitaryan und Milos Jojic fanden überhaupt nicht ins Spiel (Einzelkritik).

"Bayern hat eine andere Aufteilung gehabt als noch in der Liga. Es stimmt, dass wir nicht so zum Zuge gekommen sind, wie wir es uns gewünscht hätten", sagte Oliver Kirch, der nach einer Stunde für Mkhitaryan eingewechselt worden war und das bis dahin lethargische Dortmunder Spiel belebte. Erst von diesem Zeitpunkt an agierten die Dortmunder auf Augenhöhe mit den Münchnern, die dank Arjen Robben (107.) und Thomas Müller (120.+3) das glücklichere Ende für sich hatten.

"Die Bayern haben nicht unverdient gewonnen", räumte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke ein (Reaktionen). Immerhin ihm gelang es am Ende noch, den Blick versöhnlich in Richtung Zukunft zu richten: "Wir werden aus dieser Saison gestärkt hervorgehen. Es wird nicht das letzte Finale sein, das wir gegen die Bayern gespielt haben, sie werden uns nicht los werden."

Aus Berlin berichtet Andreas Messmer