Hängende Köpfe: Trotz dominanter erster Halbzeit stehen die Frankfurter am Ende nur mit einem Punkt da
Hängende Köpfe: Trotz dominanter erster Halbzeit stehen die Frankfurter am Ende nur mit einem Punkt da

Frankfurts Furcht vor den letzten Minuten

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Frankfurt - Zum dritten Mal bringt sich Eintracht Frankfurt durch ein Gegentor in der 86. Minute um zwei Punkte. Dabei hätte es gegen den 1. FC Nürnberg wohl zum Sieg gereicht, wenn die Hessen weiter so gespielt hätten wie im ersten Durchgang. Dass das nicht der Fall war, wunderte nach dem Spiel niemanden mehr als Trainer Armin Veh.

"Haben nur noch verwaltet"

Wie zuvor gegen den Hamburger SV gab die Eintracht einen schon sichergeglaubten Sieg aus der Hand, so wie auch beim SC Freiburg und nun gegen Nürnberg, das durch Josip Drmic erneut vier Minuten vor dem Abpfiff den erzielte. "Es ist jetzt das dritte Mal, dass wir kurz vor Schluss die Punkte geklaut bekommen", schimpfte Mittelfeldmann Tranquillo Barnetta. Und Sebastian Rode kritisierte: "Wir hätten früher den Sack zumachen müssen."



Doch auch die beiden wussten, dass der Ausgleich zu diesem Zeitpunkt keinesfalls unverdient war. Zu bereitwillig hatten die Frankfurter im zweiten Durchgang das Mittelfeld preisgegeben, zu verhalten und zu ängstlich agiert. Und das war umso unverständlicher, als sie im ersten Durchgang drückend überlegen gespielt hatte und mit einem verdienten Erfolgserlebnis in den zweiten Durchgang gestartet war - doch Vaclav Kadlec' Treffer nach schöner Vorarbeit von Alexander Meier (50.) war für die Frankfurter offenbar das falsche Signal.

"Wir haben unser Spiel nur noch verwaltet, und das können wir nicht", schimpfte Trainer Armin Veh nach dem Schlusspfiff. "Wir haben unser Spiel total aus den Augen verloren. Wir waren passiv und haben den Gegner förmlich zu Chancen eingeladen."

Starke Eintracht vor der Pause



Wahrlich waren die Frankfurter im ersten Durchgang drückend überlegen, spielerisch war zuweilen ein großer Unterschied zu den offensiv lange Zeit erschreckend harmlosen Nürnbergern festzustellen. Die Zahl der nennenswerten Torchancen blieb allerdings überschaubar: Weder der Kopfball von Stefan Aigner (5.) noch der Freistoß von Barnetta (31.) stellten "Club"-Keeper Raphael Schäfer vor größere Probleme.

Doch die Frankfurter Spieler gingen wohl mit dem siegessicheren Gefühl in die Pause, dass sie die Nürnberger auch in der zweiten Halbzeit beherrschen würden.

Mysteriöser Bruch im Spiel



Das klappte allerdings nicht. Stattdessen schienen die Eintracht-Fans unter den über 50.000 Zuschauern förmlich zu spüren, wie die Verunsicherung ihre Mannschaft überfiel. Warum das ausgerechnet nach dem eigenen Treffer geschah, blieb den Meisten undurchschaubar. Vielleicht waren die späten Gegentore der letzten Wochen die Ursache, vermutete Veh. Doch eine ängstliche, defensive Spielweise ist wahrlich nicht das, was der Coach sehen will.

Sie beraubt der Mannschaft ihrer Stärken, die in der Offensive mit Stefan Aigner, Meier, Barnetta und Kadlec überdurchschnittlich gut besetzt ist. "Wir haben angefangen lange Bälle zu schlagen, obwohl das natürlich dumm ist, wenn auf der anderen Seite ein Manuel Pogatetz steht, der sehr kopfballstark ist", kritisierte Veh. Klingt wahrlich nicht nach dem besten Rezept für dieses spielstarke Team.

Aus Frankfurt berichtet Christoph Ruf