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Von 1991 bis 1993 und von 1995 bis 1997 war er Frankfurts starker Mann: Ex-Coach Dragoslav Stepanovic
Von 1991 bis 1993 und von 1995 bis 1997 war er Frankfurts starker Mann: Ex-Coach Dragoslav Stepanovic

Frankfurt in die CL? "Gute Chancen! Sonst: Lebbe geht weider"

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Hamburg - Als Aufsteiger in die Champions League - geht das? Eintracht Frankfurt steht zwei Spieltage vor Schluss nur drei Punkte hinter Rang 4. Kult-Trainer Dragoslav Stepanovic schaffte im Jahr 1991 Platz 4, 1992 gar Rang 3 mit den Hessen. Frankfurt stehen im Moment noch zwei Endspiele ins Haus, um endlich wieder nach Europa einzuziehen.

1992 ging es für Stepanovics Truppe im letzten Saisonspiel sogar um die Meisterschaft. Der ehemalige jugoslawische Nationalcoach verlor "sein" Endspiel damals und verspielte mit der Eintracht beim feststehenden Absteiger Hansa Rostock, den Titel, der nach Stuttgart ging.

Der heutigen Eintracht traut er zu, die entscheidende Saisonphase besser zu überstehen und Schalke 04 noch von Platz 4 zu verdrängen. Aber egal, wie der Kampf um die begehrten Plätze ausgeht, nach wie vor gilt der Satz, mit dem Stepanovic nach dem Rostock-Spiel in den deutschen Sprachgebrauch einging: "Lebbe geht weider."

bundesliga.de: Herr Stepanovic, die Saison geht in die Endphase. Haben Ihre Frankfurter noch eine Chance, Schalke zu verdrängen?

Dragoslav Stepanovic: Die Eintracht hat noch gute Chancen. Bei den verunsicherten Bremern können sie gewinnen. Und Schalke steht gegen Stuttgart vor einem schweren Spiel. Der VfB hat zuhause gegen Fürth verloren - und keine Mannschaft verliert gern vor den eigenen Fans. Die werden am Samstag alles geben. Gewinnt die Eintracht und Schalke patzt, fällt die Entscheidung am letzten Spieltag.

bundesliga.de: Da spielt Frankfurt gegen Wolfsburg und Schalke empfängt Freiburg, das auch noch Rang 4 im Blick hat. Kann Freiburg im Kampf zwischen Schalke und Frankfurt der Lachende Dritte sein?

Stepanovic: Auf jeden Fall. Freiburg hat große Chancen. Wenn sie Fürth schlagen und Schalke gegen Stuttgart nicht gewinnt, liegt am letzten Spieltag der Druck voll bei Schalke. Freiburg hat dagegen schon mehr erreicht als erwartet und kann frei aufspielen.

bundesliga.de: Auch der Abstiegskampf ist noch offen. Wie beurteilen Sie den Kampf um die Plätze 14 bis 16?

Stepanovic: Wer nach der Winterpause abstürzt wie Bremen oder Düsseldorf, hat es schwer. Wer lange unten gestanden hat, der setzt noch einmal richtig Kräfte frei. So wie Augsburg. Auch wenn sie noch gegen Bayern spielen, die Relegation schaffen sie auf jeden Fall. Vielleicht sogar den direkten Klassenerhalt.

bundesliga.de: Auch Hoffenheim kommt wie Augsburg von unten. Sehen Sie für 1899 noch Chancen?

Stepanovic: Der neue Trainer Markus Gisdol hat Recht damit, zur alten Spielweise zurückzukehren, die Hoffenheim in den letzten Jahren erfolgreich praktiziert hat. Ich fürchte, dieser Trainerwechsel kam vielleicht zu spät. Gegen den HSV müssen sie am Samstag natürlich gewinnen. Und dann muss man schauen, mit welcher Mannschaft der BVB am letzten Spieltag aufläuft.

bundesliga.de: Sie selbst waren mit Frankfurt 1992 in einer Endspiel-Situation. Ein Sieg am letzten Spieltag bei Absteiger Rostock und die Eintracht wäre Meister gewesen. Sie haben 1:2 verloren. War die Nervenbelastung zu groß?

Stepanovic: Nein. Wir waren die klar bessere Mannschaft, hatten Torchancen genung, das Spiel zu gewinnen. Die haben wir nicht genutzt. Ein klarer Elfer für uns wurde nicht gegeben. Und, und, und...

bundesliga.de: Wie war die Stimmung im Team nach dem Spiel?

Stepanovic: Die Jungs waren natürlich sehr traurig. Am nächsten Tag sollte mit den Fans in Frankfurt gefeiert werden. Das wollten sie absagen. Ihnen war nicht nach feiern. Da hab' ich gesagt: 'Ihr habt eine tolle Saison gespielt . 15.000 Fans wollen mit euch feiern und ihr wollt nicht. Seid ihr bekloppt?'

bundesliga.de: Nach dem Saisonfinale prägten Sie den Spruch: 'Lebbe geht weider', der in den deutschen Sprachschatz eingegangen ist. Ist Ihnen dieser mal negativ ausgelegt worden, so nach dem Motto: 'Der nimmt die verspielte Meisterschaft zu locker?'

Stepanovic: Nein, den hat schon jeder verstanden, wie er gemeint war. Wenn etwas nicht mehr zu ändern ist, soll man nicht grübeln, sondern nach vorne schauen.

bundesliga.de: Jupp Heynckes steht mit 67 nach feststehender Meisterschaft vor dem Gewinn von drei Titeln. Sie sind 64, seit 2009 nicht mehr als Trainer aktiv. Befinden Sie sich im Ruhestand oder würden Sie sich gern noch mal auf der Bank Platz nehmen?

Stepanovic: Ich habe schon noch Lust. Ich habe sofort Peter Neururer angerufen, als er Bochum übernahm und ihm gesagt, dass er eine große Verantwortung für uns ältere Trainer übernimmt. Ich hab' ihm gesagt: 'Das Projekt in Bochum darf nicht schiefgehen'. Und er hat die Aufgabe hervorragend gelöst. Ich würde gern noch mal eine Nationalmannschaft trainieren. Da gab es schon einige Angebote im Laufe der Jahre, 1998 lag sogar aus Nigeria ein unterschriftsreifer Vertrag vor. Aber dann kam AEK Athen dazwischen. Das wäre auf jeden Fall noch einmal eine schöne Sache. Und wenn nicht... Lebbe geht weider.

Das Gespräch führte Jürgen Blöhs