Er war bester Frankfurter: Torwart Ralf Fährmann parierte acht von elf Schüsse. Dennoch musste er drei Mal hinter sich greifen
Er war bester Frankfurter: Torwart Ralf Fährmann parierte acht von elf Schüsse. Dennoch musste er drei Mal hinter sich greifen

Frankfurt im freien Fall

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Mainz/Frankfurt - Erst einen Sieg durften die Frankfurter in der Rückrunde feiern, am 27. Spieltag ein 2:1 gegen den FC St. Pauli. Der vorletzte Sieg gelang der Eintracht zum Abschluss der Vorrunde gegen den neuen Deutschen Meister Borussia Dortmund.

Mit 26 Punkten träumten die Hessen damals von der Teilnahme am Europapokal. Doch in der Rückrunde ergatterte die Mannschaft bislang gerade einmal acht Punkte. Auch unter Trainer Christoph Daum, der vor fünf Spieltagen Michael Skibbe ablöste, gelang die Wende bisher nicht. Der Leistungseinbruch in Mainz war nach zuvor passablen Leistungen gegen Werder Bremen (1:1) und Bayern München (1:1) gravierend.

Keine Gegenwehr

Trainer Daum zeigte sich "überrascht" vom schwachen Auftritt seiner Mannschaft. Chancenlos waren die Frankfurter, die dem Tempo der Mainzer nichts entgegenzusetzen hatten. Das Endergebnis stand nach Toren von Andreas Ivanschitz (26.) und zwei Mal Elkin Soto (38., 45.) schon zur Halbzeit fest. Zusätzlich bitter für die Eintracht: Hoffnungsträger Sebastian Rode sah nach einer Notbremse gegen Florian Heller in der 43. Minute die Rote Karte.

Auch Ricardo Clark scheint mit einer schweren Muskelverletzung in der Wade für die beiden letzten Spiele der Saison auszufallen. Auf der Verletztenliste stehen ohnehin wichtige Spieler, die gerade jetzt gebraucht werden würden, wo es um den Klassenerhalt geht: Innenverteidiger Maik Franz laboriert an einem Mittelfußbruch, Defensivstratege Chris fehlt schon Monate wegen einer Bandscheiben-Operation und Linksverteidiger Georgios Tzavellas wegen eines Kreuzbandrisses.

"Ergebnisse sind dramatisch"

Da die Konkurrenz im Abstiegskampf gewann, fiel die Eintracht erstmals auf Relegationsrang 16 zurück. Borussia Mönchengladbach hat als Vorletzter nur noch zwei Zähler Rückstand auf die Mannschaft von Christoph Daum, der nach der Derby-Niederlage in Mainz sagte: "Vielleicht ist sogar das Erreichen des Relegationsplatzes ein großes Ziel." Und Heribert Bruchhagen, Eintrachts Vorstandschef, erkannte: "Die Ergebnisse der anderen sind dramatisch für uns."

Die Spieler schaffen es einfach nicht, die Krise zu überwinden. Die in der Vorrunde noch so starken Schwegler, Ochs oder Meier finden ihre Form ebenso wenig wie Torjäger Theofanis Gekas. Der Grieche, in der Vorrunde noch so treffsicher, schießt keine Tore mehr. Nur 30 Treffer erzielte die Mannschaft in 32 Spielen, 16 davon Gekas.

Es war für viele Spieler desillusionierend, wie schwach sie in Mainz aufgetreten sind. Innenverteidiger Marco Russ erkannte: "Wenn wir so weitermachen, brauchen wir uns keine Gedanken mehr zu machen - dann steigen wir direkt ab."

Daum vor Duell mit Ex-Club

Trainer Daum will nun "intern harte Worte" finden, eine öffentliche Selbstzerfleischung mache keinen Sinn. Doch die Kritik, sagt Daum, müsse aufbauend sein. Ausgerechnet jetzt kommt es zum Duell mit Daums ehemaligen Club 1. FC Köln, der sich mit einem Unentschieden in Frankfurt endgültig aller Abstiegssorgen entledigen könnte. Zum Abschluss müssen die Hessen dann zum neuen Meister Borussia Dortmund reisen.

Weil besondere Situationen besondere Maßnahmen erfordern, wird die Mannschaft ab Dienstag ins Trainingslager fahren, voraussichtlich nach Bitburg. Vor allem, um noch einmal "alle Kräfte zu bündeln", wie Heribert Bruchhagen sagt. Für Bruchhagen gibt es vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln nur ein Motto: "Es gibt jetzt keine Alternative, wir müssen gewinnen." Und Kapitän Patrick Ochs sagt: "Gegen Köln müssen wir zeigen, dass wir in die Bundesliga gehören."

Aus Mainz berichtet Tobias Schächter