Marco Russ (r.) absolvierte am 18. März 2006 gegen den MSV Duisburg sein erstes Bundesligspiel für Eintracht Frankfurt
Marco Russ (r.) absolvierte am 18. März 2006 gegen den MSV Duisburg sein erstes Bundesligspiel für Eintracht Frankfurt

Frankfurt denkt nicht ans Aufgeben

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Die Aussichten der Frankfurter Eintracht, in der kommenden Saison im internationalen Geschäft mitzumischen, haben einen empfindlichen Dämpfer bekommen.

Nach der 0:2-Niederlage in Mönchengladbach liegen die Hessen mit vier Punkten Rückstand auf einen möglichen internationalen Startplatz auf Rang 9.

Skibbe: "Nur dem Gegner hinterhergelaufen"

Es war einfach nicht das Wochenende der Eintracht: Die schwache Vorstellung im Borussia-Park hatte Trainer Michael Skibbe und seinem Team schon am Freitag gehörig die Stimmung vermiest. Aber es kam noch dicker. Alle Konkurrenten der Eintracht zwischen Platz 5 und 10 gewannen ihre Partien. Es scheint so, als könne der Traditionsverein seine bislang so großartige Saison nicht mit dem Einzug in die Europa League krönen.

"Was wir abgeliefert haben war unter aller Sau", fand Halil Altintop drastische Worte nach der 0:2-Pleite am Niederrhein, die anhand etlicher weiterer Gladbacher Großchancen auch leicht zu einem Debakel hätte ausarten können. "Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit sind wir nur dem Gegner hinterhergelaufen", kritisierte Coach Skibbe: "Wir hätten durchaus höher verlieren können als 0:2, Chancen hatte Borussia genug."

Nach drei Siegen hintereinander, darunter die beiden Erfolge über die Meisterschaftsanwärter Bayern München (2:1) und Bayer Leverkusen (3:2), kam jetzt wieder der Rückschlag. "Immer dann, wenn wir oben dran sind, holen wir nicht die nötigen Punkte", ärgerte sich Benjamin Köhler.

Punktverluste gegen die vermeintlich Schwächeren

Köhler hat Recht, wie der Blick auf die Frankfurter Rückrundenresultate zeigt. Während die Hessen die Großen ärgern, erlauben sie sich gegen die vermeintlich schwächeren Gegner wie Köln, Hannover oder eben jetzt Mönchengladbach Ausrutscher. "Wir haben nur versucht, mit spielerischen Mitteln zum Erfolg zu kommen. Dazu sind wir noch nicht stabil genug", analysierte der Frankfurter Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen.

Doch es soll jetzt kein falscher Eindruck entstehen. Über weite Strecken der Saison hat die Eintracht sehr positiv überrascht. Aus dem Abstiegskandidaten des Vorjahres, der am Ende gerade einmal 33 Punkte auf dem Konto hatte, ist eine Elf geworden, die mit einem ansehnlichen Fußball aller Voraussicht nach die beste Saison seit über zehn Jahren spielen wird.

Und noch ist der Kampf um Platz 6 auch nicht verloren. "Unser Selbstbewusstsein ist jetzt nicht weg", sagt Frankfurts Innenverteidiger Marco Russ: "Wir setzen uns selbst das Ziel Platz 6. Wir wollen angreifen, es ist noch alles drin. Abgehakt haben wir die Saison noch lange nicht. Das wäre ja auch schlimm, wenn wir vier Spiele vor Schluss, sagen: Das haut nicht mehr hin."

Zu viele frühe Gegentore

Für das große Ziel Platz 6 bedarf es in den restlichen vier Spielen (Hertha zuhause, in Mainz, gegen Hoffenheim und in Wolfsburg) wahrscheinlich fast der optimalen Ausbeute von zwölf Punkten. Außerdem muss die Mannschaft von der ersten Minute an hochkonzentriert zu Werke gehen und frühe Gegentreffer vermeiden.

"Wir haben in dieser Saison in der ersten Viertelstunde schon 13 oder 14 Gegentore kassiert", weiß Benjamin Köhler: "Das darf uns nicht mehr passieren. Es ist klar, dass wir auf Dauer nicht immer ein Spiel wie gegen Bayern oder Leverkusen drehen können."

Am kommenden Wochenende steht das brisante Duell mit der Berliner Hertha und Ex-Trainer Friedhelm Funkel auf dem Programm. Die Hauptstädter kommen zwar als Tabellenletzter, aber mit der Empfehlung bei ihren vier Rückrunden-Auswärtssiegen sensationelle 14:1-Tore geschossen zu haben. Kann sich die Eintracht dieser schweren Aufgabe entledigen, geht vielleicht noch was nach oben.


Tobias Gonscherowski

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