Borussia Mönchengladbach kann auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken. Die Fohlen haben es auf Platz 6 und damit in die Europa League geschafft
Borussia Mönchengladbach kann auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken. Die Fohlen haben es auf Platz 6 und damit in die Europa League geschafft

Fohlen galoppieren nach Europa

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Mönchengladbach - Starke Hinrunde, stark nachgelassen, starker Endspurt. Die Saison von Borussia Mönchengladbach glich teilweise einer Achterbahnfahrt auf höchstem Niveau und hatte weitaus mehr Höhen als Tiefen. Am Ende fehlte nicht viel, um wie vor zwei Jahren auf Platz 4 zu landen. Das Saisonziel einstelliger Tabellenplatz wurde souverän gemeistert und mit dem vorzeitigen Erreichen der Europa League sogar übertroffen.

Die Neuen schlagen ein

Die Borussia hat sich in der Spitzengruppe der Bundesliga etabliert. Nach den Plätzen 4 und 8 in den Vorjahren hat sich die Elf von Lucien Favre mit Rang 6 zum zweiten Mal in den letzten drei Jahren fürs internationale Geschäft qualifiziert (Tabelle). Drei Mal hintereinander auf einem einstelligen Tabellenplatz landeten die Fohlen zuletzt vor einem Vierteljahrhundert, Ende der achtziger Jahre. Keine Frage, der Verein hat sich stabilisiert und etabliert, die Zeiten des ständigen Abstiegskampfes scheinen vorbei zu sein.

In dieser Spielzeit ist der sportliche Aufschwung eng mit den im letzten Sommer getätigten Transfers verbunden. Anders als in der Vorsaison, als keiner der Neuverpflichtungen die Abgänge adäquat ersetzen konnte, landete die sportliche Leitung um Sportdirektor Max Eberl diesmal drei Volltreffer. Christoph Kramer, Max Kruse und Raffael erwiesen sich als absolute Verstärkungen, die auf Anhieb die ohnehin schon gute und diesmal nicht nennenswert personell geschwächte Mannschaft aufwerteten.

Vor allem das Offensivspiel der Elf vom Niederrhein blühte wieder auf. Mehr noch: Die 59 geschossenen Tore sind mit Abstand der beste Wert in der Bundesliga seit 1995. Alleine auf das Konto von Raffael (14 Tore) und Kruse (12) gingen rund 44 Prozent der Tore. Auch Patrick Herrmann (6) und Juan Arango (8) steuerten ihren Teil zur Angriffspower bei. Herrmann stellte in dieser Saison zudem übrigens einen kuriosen Rekord auf. Er stand in allen 34 Punktspielen in der Startelf, erlebte aber nur fünf Mal den Schlusspfiff auf dem Rasen. Seine 29 Auswechslungen stellen eine neue Bestmarke dar.

Favres Handschrift setzt sich durch

Im Gegensatz zur letzten Saison hat Lucien Favre diesmal sein Stammpersonal rasch gefunden. Er ließ wenig rotieren und setzte auf eine eingespielte Mannschaft, die seine Handschrift trägt. "Der Stil von Gladbach ist nicht von Hurra-Fußball gekennzeichnet", analysierte zum Rückrundenstart der spätere Leverkusener Trainer Sascha Lewandowski im Gespräch mit bundesliga.de die Gladbacher Spielweise. "Sie spielen einen - wie ich finde - taktisch sehr guten, abgeklärten Stil, einen sehr kalkulierten auch durchaus risikoarmen Ballbesitzbefußball, der von Kontrolle geprägt ist."

Nach einer sensationell guten Hinrunde, die Borussia mit 33 Punkten auf dem Konto auf Platz 3 noch vor Borussia Dortmund überwintern ließ, stotterte der Motor in den ersten Spielen der Rückrunde bedenklich. Die Mannschaft hatte den Faden verloren, vergeigte einige Spiele trotz Führung und Chancenplus und blieb bis zum 24. Spieltag in neun Partien in Serie ohne Dreier. Die Fohlen fingen sich erst wieder nach dem ebenso überraschenden wie verdienten 2:1-Auswärtssieg in Dortmund.

In der Rückrunde traditionell schwächer

Dass Gladbach in der Rückrunde nicht mehr ganz an die Konstanz und Klasse der Vorrunde anknüpfen konnte, ist übrigens kein Einzelfall. In allen drei kompletten Spielzeiten unter Favre punktete die Borussia in der zweiten Saisonhälfte teilweise deutlich weniger als noch vor Weihnachten. Vor zwei Jahren holte Gladbach 33 Punkte in der Vorrunde und "nur" noch 27 in der Rückserie. Im letzten Jahr folgten auf 25 Punkten in den ersten 17 Spielen, 22 weitere Zähler nach der Winterpause. In diesem Jahr war der Unterschied sogar am größten (33 Punkte in der Hinrunde, 22 Zähler in der Rückrunde).

Obwohl die Borussia insgesamt erfolgreich und attraktiv aufspielte, blieben ihren Spielern die ganz große Anerkennung ein bisschen versagt. Die neben Raffael besten und auffälligsten Akteure -Torhüter Marc-Andre ter Stegen und Max Kruse - mussten die Nichtnominierung für den deutschen WM-Kader hinnehmen. Selbst für das Freundschaftsspiel gegen Polen blieben auch ein Patrick Herrmann oder Tony Jantschke unberücksichtigt. Das verstehen in Mönchengladbach nur die wenigsten.

Sommer, Hahn, Traore und Johnson kommen

Für die kommende Saison haben Max Eberl und Favre, dessen Vertrag bis 2017 verlängert wurde, bereits die Weichen gestellt. Für ter Stegen, den es ins Ausland zieht, wurde der Schweizer Keeper Yann Sommer geholt. Auch die Verpflichtungen des Augsburger Shootingstars Andre Hahn, des Hoffenheimers Fabian Johnson und des Stuttgarter Ibrahima Traore sind in trockenen Tüchern. Schon lange vor Saisonende wurden also vier Topspieler an den Niederrhein gelockt. Die Borussia hat ihre Hausaufgaben prima erledigt.

Tobias Gonscherowski