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Robert Green spielt seit 2006 bei West Ham United
Robert Green spielt seit 2006 bei West Ham United

"Flutschfinger" ist nicht Englands einziges Problem

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Sie wollten ihn nicht - und sie wussten, warum: "Flutschfinger" Robert Green hat England mit seinem schier unglaublichen Fehler den Start in die WM in Südafrika vermasselt und die Skeptiker im Team und in der Heimat bestätigt, die ihm schon lange vorwarfen: Er kann es nicht, er ist "zu grün".

Während im Fußball-Mutterland nach dem 1:1 (1:1) gegen die USA das Wehklagen einsetzte und sich der "Green-Keeper" noch für seinen schlimmen Patzer entschuldigte, brachte sich Rivale David James in Position.

Ein Fehler bleibt ein Fehler"

"Ich habe die Nummer 1 auf dem Trikot und ich bin immer noch die Nummer eins - ich habe nur nicht gespielt", sagte James, der die Unterstützung seiner Mannschaftskollegen genießt. Mit Blick auf das wegweisende zweite Spiel in der Gruppe C am Freitag gegen Algerien versicherte er: "Ich bin bereit." Ausgerechnet "Calamity" James, Katastrophen-James also, mögen da einige Engländer gedacht haben. Die meisten Experten hatten sich schließlich ohnehin Joe Hart als Stammtorhüter gewünscht.

Auch Teammanager Fabio Capello war unsicher, erst am Spieltag entschied er sich für Green von West Ham United. "Ich habe Robert gebracht, weil er zuletzt sehr gute Spiele für uns gemacht hat", sagte der Italiener: "In der zweiten Halbzeit hat er auch sehr gut gespielt und gegen Jozy Altidore das 1:2 verhindert. Aber ja: Ein Fehler bleibt ein Fehler."

Entschudligung bei den Mitspielern

Green, der am Sonntagmorgen in England auf allen Titelseiten dabei zu sehen war, wie er verzweifelt, allerdings vergeblich dem durchgerutschten Ball hinterherrobbt, gab sich derweil kämpferisch. "Ich hätte den Schuss von Clint Dempsey halten müssen. Punkt. Aber es ist halt passiert, so ist das Leben eines Torhüters. Von sowas darf man sich nicht schocken lassen. Man muss sich der Kritik stellen, den Kopf hochnehmen - und weitermachen. Ich will wieder spielen und es gut machen", sagte er tapfer.

Noch in der Halbzeitpause hatte sich Green bei seinen Mitspielern dafür entschuldigt, dass er den Engländern nach dem frühen Tor durch Kapitän Steven Gerrard (4.) vor 38.646 Zuschauern im Royal-Bafokeng-Stadion von Rustenburg in der 40. Minute "einen Schock" versetzte, wie es Gerrard nannte. Doch der neue Spielführer der "Three Lions" sagte auch: "Solche verrückten Dinge passieren. Wir sollten ihn nicht kritisieren, der Ball ist auch knifflig. Wir stehen hinter ihm."

Torhüter-Diskussion überlagert andere Probleme

Vom Boulevard gab's allerdings Feuer. "Clanger", "blunder", "howler", "gaffe", "calamity" - alle Synonyme für "Schnitzer" standen auf den Titelseiten - und sie standen dort nicht nur am Sonntag. Green setzte mit seinem Patzer schließlich eine böse englische Tradition fort, deren Teil auch James war. Seit Peter Shilton 1990 in Italien bei der WM sein letztes großes Turnier gespielt hat, haben die "Three Lions" keinen Torwart von Weltklasseformat mehr.

Fehler wurden zur Tradition. David Seaman verschuldete die 0: 1-Niederlage im Abschiedsspiel vom alten Wembley, als er Didi Hamanns 40-Meter-Roller durchrutschen ließ und er war bei der WM 2002 für das Viertelfinal-Aus gegen Brasilien verantwortlich. Paul "Mrs." Robinson und Scott Carson kosteten die "Three Lions" die Qualifikation für die EM 2008. Die Liste ließe sich fortsetzen. Nun das Missgeschick vom international unerfahrenen Green, der "Observer" fand's "furchtbar peinlich".

Die Torhüter-Diskussion überlagerte andere Probleme. Wayne Rooney, der einer der Stars der WM werden soll, blieb lange blass. Die Abwehr um den hölzernen Ex-Kapitän John Terry leistete sich manchen Patzer, im Spiel nach vorne fehlte Kreativität. Und auch Capello hatte nicht seinen besten Tag. "Man kann Green die Schuld geben, aber auch Capello muss sich steigern", kommentierte die "Daily Mail". Gerrard gab zu: "Wir können viel verbessern."

Howard leidet mit Green

Gegen Spielende, als Rooney endlich wach war, hatte England mehrfach die Chance zum 2:1 - doch die USA hatten im Gegensatz zum Weltmeister von 1966 einen Klassekeeper im Tor: Tim Howard, der auf der Insel beim FC Everton spielt, hielt den Punkt fest, wurde zum "Spieler des Spiels" gewählt - und fühlte mit Green: "Er muss sich schrecklich fühlen, ich leide mit ihm. Aber er wird sich nicht unterkriegen lassen, dazu ist er zu stark." Wenn auch nicht so stark wie Howard.

Steven Cherundolo von Hannover 96 bedankte sich nach dem Spiel demonstrativ bei seinem Schlussmann. "Tim ist ein Top-Torwart, er hat uns gerettet. In großen Turnieren brauchst du einen guten Torhüter", sagte der Hannoveraner, und fügte mit Blick auf Green an: "Ich bin froh, dass wir einen haben."