Begrüßten die Teilnehmer des Sicherheitskongresses „Feindbilder ins Abseits“ (v.l.n.r.): Harald Strutz, Vize-Präsident des Ligaverbands, Bernhard Witthaut, Bundesvorsitzender der GdP und DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger
Begrüßten die Teilnehmer des Sicherheitskongresses „Feindbilder ins Abseits“ (v.l.n.r.): Harald Strutz, Vize-Präsident des Ligaverbands, Bernhard Witthaut, Bundesvorsitzender der GdP und DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger

Feindbilder ins Abseits - Dialog für Sicherheit im Fußball

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Frankfurt am Main - "Feindbilder ins Abseits" - so lautete das Motto eines gemeinsam vom Deutschen Fußball-Bund (DFB), dem Ligaverband und der Gewerkschaft der Polizei (GdP) veranstalteten Kongresses für mehr Sicherheit im Fußball in Frankfurt am Main.

Rund 300 Teilnehmer aus Verbänden, Vereinen, der Polizei und Fangruppierungen waren der Einladung gefolgt, um über gemeinsame Wege und neue Ansätze in der Präventions- und Fan-Arbeit zu diskutieren.

DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger stellte in seiner Begrüßung die positive Kraft des Fußballs heraus. "Wir sollten bei dieser wichtigen, notwendigen, häufig emotional geführten Diskussion nicht vergessen, dass jedes Wochenende in Deutschland rund 80.000 Fußballspiele stattfinden, die bis auf wenige Ausnahmen alle friedlich verlaufen. Gewalt ist ein gesellschaftliches Phänomen mit vielfältigen Ursachen. Unser Fußball kann Menschen aus unterschiedlichen kulturellen oder sozialen Kreisen zusammen führen und er muss all diejenigen stärken, die sich für dieses friedliche Miteinander einsetzen. Nachhaltig wirkende Präventionsarbeit ist der richtige Weg zu noch mehr Sicherheit, polemische Interessenpolitik ist dabei fehl am Platz."

"Verfestigte Feindbilder abzubauen war unser Ziel"

In der vergangenen Saison kam es von der Bundesliga bis zur Regionalliga und im DFB-Pokal bei 1973 Spielen zu 13 Vorfällen, die als Gewalttaten im engeren Sinn, also Gewalt gegen Personen, erfasst wurden. Das entspricht 0,66 Prozent. Für Helmut Spahn, den Sicherheitsbeauftragten der DFB, ein erfreulicher Trend, der fortgesetzt werden soll: "Verfestigte Feindbilder abzubauen war unser Ziel, damit sich die Spirale gegenseitiger Vorhaltungen nicht weiter dreht und Alibi für diejenigen ist, die die Bühne Fußball für ihre Zwecke missbrauchen. Das haben wir erreicht. In Zukunft müssen gemeinsame Lösungen gefunden werden, um Fußballspiele noch sicherer zu machen. Sicherheit darf hierzu kein Selbstzweck sein, sondern hat immer der Maxime zu folgen 'Soviel Sicherheit wie nötig, bei so wenig Einschränkungen wie möglich'. Hierzu sind alle aufgefordert ihren Beitrag zu leisten!"

Holger Hieronymus, stellvertretender Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung, sagt: "Es war wichtig und notwendig, dass wir in aller Offenheit über die unterschiedlichen Zwänge, aber auch gemeinsame Ideen und neue Handlungsansätze gesprochen und den belastbaren Dialog mit allen Beteiligten weiter vertieft haben. Wir legen großen Wert darauf, auch in Zukunft gemeinsam konkrete Maßnahmen für mehr Sicherheit im Fußball herbei zu führen. Unser Ziel muss es weiterhin sein, pragmatische Lösungen zu suchen und konsequent für deren Umsetzung zu kämpfen."

Keine Gegner, sondern Teamplayer

Für einen engen Dialog mit dem Fußball setzt sich Bernhard Witthaut, der Bundesvorsitzende der GdP, ein: "Unsere Sorgen über die wachsende Gewalt im Umfeld des Fußballgeschehens und die damit verbundene polizeiliche Belastung dürfen nicht allein bei den Fußballverbänden und den Vereinen abgeladen werden. Mit dieser Erkenntnis kommen wir unserem gemeinsamen Ziel ein gutes Stück näher, deutlich zu machen, dass Verbände, Vereine, Polizei und Fußballfans keine Gegner, sondern Teamplayer sind. Notwendig zu einem solchen Prozess sind natürlich deutliche Worte, aber auch konkrete Maßnahmen wie beispielsweise Alkoholverbote in Zügen der deutschen Bahn bei Risikospielen."

In Kurzreferaten stellten Wissenschaftler, Polizisten, Journalisten und Fan-Vertreter verschiedene Themen vor, die sich mit dem Thema Sicherheit im Fußball befassen. Zu den Referenten gehörten Harald Strutz, Vize-Präsident des Ligaverbands, Prof. Dr. Gunter A. Pilz (Wissenschaftler und Fanforscher), Friedrich Eichele (Präsident Bundesbereitschaftspolizei), Thomas Beckmann (Leiter Fanprojekt Mainz und BAG-Sprecher), Sandra Smisek (Polizistin und ehemalige Nationalspielerin), Johannes Liebnau (Chosen Few, Ultragruppe Hamburg), Heinz Lennartz (Hundertschaftsführer Mönchengladbach), Christoph Ruf (freier Journalist) und Jens Volke (Fanbeauftragter Borussia Dortmund).

Bei einer abschließenden Podiumsdiskussion erörterten GdP-Bundesvorsitzender Bernhard Witthaut, der stellvertretende Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung Holger Hieronymus, der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn, Michael Gabriel als Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) und Wilko Zicht vom Bündnis aktiver Fußball-Fans (BAFF) mit den Kongressteilnehmern die aktuelle Situation und künftige Maßnahmen. In einem waren sich am Ende des Kongresses alle einig: Feindbilder gehören ins Abseits.